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"Naturensöhne": Kochen ohne Strom & Schnickschnack

Gerrit Rösel und Andreas Schulze sind die "Naturensöhne". Als solche nutzen die beiden die Natur als ihre Küche. Hier ein paar Tipps und Tricks!

Gerrit Rösel, Andreas Schulze
Die "Naturensöhne": Gerrit Rösel und Andreas Schulze Foto: Philipp Messinger
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"Ohne Strom und Schnickschnack", so lautet das Motto der selbst ernannten "Naturensöhne" Gerrit Rösel und Andreas Schulze. Und recht haben sie, denn: Was braucht man schon groß, wenn die ganze Natur als Küche offensteht?

Also tauschen wir Herd gegen Holz, entfachen ein schönes Feuer und brutzeln das nächste Candlelight-Dinner direkt im Wald. Das Ambiente ist dabei vielleicht sogar besser als in so manchem Restaurant - und für den richtigen Geschmack sorgen diese Tipps und Tricks.

"Naturensöhne": Gerrit Rösel & Andreas Schulze

Naturensöhne: Gerrit Rösel und Andreas Schulze
"Naturensöhne": Gerrit Rösel und Andreas Schulze Foto: Philipp Messinger

"Naturensöhne" - das sind die beiden Berliner Gerrit Rösel (32) und Andreas Schulze (33), die nicht auf den Mund gefallen sind und gern mal doppeldeutige Witze reißen. Ihre Outdoor-(Koch-)Experimente teilen sie auf ihrem gleichnamigen YouTube-Kanal.

Wieso selbst kochen, wenn es doch Dosenravioli gibt? Auf diese Frage, die sich wahrscheinlich einige Outdoor-Überlebenskünstler nach einem misslungenen Dutch-Oven-Rezept gestellt haben, geben die "Naturensöhne" eine ganz einfache Antwort: "Weil Kochen über der offenen Flamme immer wieder ein Erlebnis ist."

Was sie damit meinen: "Man muss genau abwägen, wie viel Hitze man durch zusätzliches Holz erzeugt. Man kann selbst bestimmten, welche Zutaten in welchem Verhältnis ins Essen kommen und so auch selbst kreativ werden."

Kurzum: "Es macht einfach mehr Spaß - wobei die Dosenravioli natürlich auch ihren Platz haben."

Seit ihrer Kindheit bauen die Freunde Baumhäuser und Hütten, ziehen durch die Gegend und sind immer auf der Suche nach einer Outdoor-Challenge - kein Wunder, dass früher oder später auch ein Survival-Menü auf dem Plan stehen musste.

Dass die beiden YouTuber aber mal DIE Experten fürs Kochen unter freiem Himmel werden würden, hätten sie bei ihrem ersten Kochversuch wohl selbst nicht geglaubt. Das Vorhaben damals: eine Abwandlung von Chili con Carne, zubereitet über einem Grubenfeuer, dem "Dacota Firehole". Das Ergebnis: verkohlt. Oder wie sie es sagen würden, "sehr rauchig".

"Der Worst Case ist da natürlich auch direkt eingetreten und am Boden des Edelstahltopfes hat sich eine halbzentimeterdicke, eingebrannte Schicht abgesetzt. Gegessen wurde natürlich trotzdem."

Seit dem Chili-Fiasko konnte das Duo seine Fähigkeiten zum Glück enorm verbessern, mittlerweile kommt den beiden kaum ein Rezept unter, das nicht auch fernab der heimischen Küche nachgekocht werden muss: "Wir lassen uns durch viele Dinge inspirieren", sagen sie und erzählen von anderen YouTubern, Köchen, ihrer Familie und Freunden.

"Anfangs haben wir einfach Zutaten kombiniert, die uns gut schmecken, und haben versucht, diese in ein gutes Gleichgewicht zu bringen." Mit etwas mehr Routine kamen die "Naturensöhne" aber schließlich zu dem Ergebnis: "Draußen kochen kann man prinzipiell alles. Es stellt manchmal die eigene Frustrationstoleranz vor neue Herausforderungen", lachen sie, "aber möglich ist es!"

Rezept: Krafteintopf

Krafteintopf
Krafteintopf Foto: Sebastian Schollmeyer

Zutaten für 6 Portionen:

  • 250 g Speck am Stück

  • 2 Zwiebeln

  • 1 Bund Suppengrün

  • 2 Pastinaken

  • 1 Steckrübe

  • 4 Kartoffeln

  • 3 EL Pflanzenöl zum Braten

  • ca. 1,5 kg Ochsenschwanz

  • Gewürze (z. B. 2-3 Lorbeerblätter, 4-5 Wachholderbeeren ... wer will - schmeckt aber auch ohne fein!)

Zubereitung:

Speck grob würfeln. Zwiebeln schälen und grob würfeln. Suppengrün, Pastinaken, Steckrübe und Kartoffeln putzen, schälen und in Würfel und/oder in Scheiben schneiden.

Öl in einem Topf erhitzen und darin den Speck scharf anbraten. Zwiebeln dazugeben und ebenfalls anbraten. Ochsenschwanz, Gemüse und Kartoffeln hinzufügen. Mit Wasser aufgießen, bis alles gut bedeckt ist. Gewürze zufügen, dann 1,5 bis zwei Stunden köcheln lassen.

Das Fazit der Outdoor-Köche: "Dit war's auch schon! Das Ganze mit frischem Brot und Met genießen. Wenn der Eintopf keine Kraft gibt, dann wissen wir auch nicht ..."

Gerrit und Andreas meinen: "Wem da noch kalt ist - der hat die falsche Ausrüstung!"

Cover des Buches Outdoor Kochen - Foto: Naturensöhne

Appetit auf mehr?

Weitere Rezepte und Tipps gibt es in "Outdoor Kochen - Ohne Strom und ohne Schnickschnack" von den "Naturensöhnen" Gerrit Rösel und Andreas Schulze (EMF Verlag, 28 €).

Tausche E-Herd gegen Lagerfeuer

... aber wie entzündet man eine Outdoor-Kochstelle, wenn die Streichhölzer beim letzten Schauer durchweicht sind und das Feuerzeug mitten im Nirgendwo den Geist aufgibt? Das sind die besten und kreativsten Lösungen:

1. Batterie

Was ist das? Man nehme eine Batterie (AA oder AAA), Watte sowie etwas Kaugummipapier (mit Alubeschichtung) - fertig ist das DIY-Feuerzeug.

Wie funktioniert das? Kaugummipapier mittig mit etwas aufgelockerter Watte umwickeln, beide Enden mit der Alubeschichtung auf die Pole der Batterie legen. Durch den Kurzschluss entsteht Hitze: Die Watte beginnt zu glühen und kann durch leichtes Pusten weiter entfacht werden.

Tipp: Wenn die Kaugummis aufgebraucht sind, funktioniert auch das beschichtete Papier aus einer Zigarettenpackung.

2. Kondom

Was ist das? Lupe, Brennglas, Brille - bei diesen Methoden machen wir uns die Sonne zunutze. Wenn das alles nicht zur Hand ist, klappt es auch mit einem Kondom.

Wie funktioniert das? Kondom mit Wasser befüllen und als Brennlinse verwenden. Kondom und Wasser müssen transparent genug sein, damit das Wasser das Licht bündelt. Brennpunkt auf etwas Zunder halten und abwarten.

Tipp: Funktioniert nur bei Sonnenschein.

3. Plastikflasche

Was ist das? Das gleiche Prinzip wie beim Kondom, nur etwas leichter in der Handhabung - und eine PET-Flasche lässt sich sicherlich im Gepäck finden.

Wie funktioniert das? Plastikflasche von Banderolen befreien, säubern, mit klarem Wasser befüllen und wie eine Brennlupe verwenden. Den gebündelten Lichtstrahl durch die Flasche auf den Zunder richten und warten bis Rauch entsteht.

Tipp: Funktioniert nur bei Sonnenschein.

4. Watte und Asche

Was ist das? Ganz ohne weitere Hilfsmittel lässt sich mit Watte und Asche im Handumdrehen (im wahrsten Sinne des Wortes) ein Feuer entfachen.

Wie funktioniert das? Baumwoll-Watte etwas auseinanderziehen, trockene Asche hineinstreuen und zusammenrollen. Das Bündel auf einer ebenen Unterlage mehrere Minuten unter Druck rollen, bis die Asche durch die Reibung zu glühen beginnt.

Tipp: Unterwegs in weiblicher Begleitung? Statt Watte funktioniert auch ein Tampon.

5. Feuerstahl

Was ist das? Das Feuerzeug für echte Outdoor-Fans: Der mit Magnesium beschichtete Stahl passt in jede Hosentasche.

Wie funktioniert das? Feuerstahl direkt an den Zunder legen. Mit einem Metallschaber oder einem scharfkantigen Messer in einem Winkel von 30 bis 45 Grad am Stahl entlang kratzen, um einen Funken zu erzeugen.

Tipp: Funktioniert am besten mit leicht entzündbarem Zunder wie etwa Kienspan (harzdurchtränktes Holz).

Vorbereitung ist alles:

Damit der hart erarbeitete Funken nicht sofort erlischt, sollte schon vorher alles für das Lagerfeuer bereitliegen: Windgeschützte Feuerstelle suchen, säubern, vertiefen und mit Steinen abgrenzen, Feuerholz-Pyramide aus trockenem Holz und Zunder schichten und weiteres Brennholz bereithalten.

5 Tipps für die "Unter-Sternen-Küche"

Worauf es beim Kochen ohne Strom und ohne Schnickschnack wirklich ankommt? Die "Naturensöhne" Gerrit Rösel und Andreas Schulze wissen nach einigen angekohlten Gerichten alles, was man wissen muss:

Wo?

"Informiere dich über offizielle Kochplätze in der Natur. Man darf nicht überall einfach einen Gaskocher aufstellen oder ein Feuer machen."

Wie?

"Verwende nicht zu viel Hitze. Fange lieber klein an und leg dann nach. Essen verbrennt sehr schnell über offener Flamme."

Was?

"Beginne lieber mit Eintöpfen oder Suppen. Das ist weniger stressig, als über drei Töpfe und eine Pfanne wachen zu müssen und nebenbei noch Zutaten zu schnippeln."

Mit wem?

"Genießt die Zeit zu zweit beim Kochen. So macht es mehr Spaß und man kann sich gegenseitig unter die Arme greifen."

Womit?

Diese Utensilien sind unverzichtbar beim Outdoorkochen: "Feuerfeste Handschuhe, ein scharfes Messer, ein Dutch Oven und eine guss- oder schmiedeeiserne Pfanne - damit kann man eigentlich fast alles machen."

von Katharina Schönherr