FREEMEN'S WORLD X MÄNNERSACHE

Fliegenfischen: Für den Brad Pitt in uns

Das elegante Fliegenfischen ist die Königsdisziplin der Hobbyangler – und inzwischen auch eine angesagte Lifestyle-Beschäftigung für stressgeplagte und natursüchtige Städter. Wie schön, dass man dieser einsamen Leidenschaft auch in Zeiten des Social Distancing ganz unbeschwert nachgehen kann. Aber wie funktioniert das eigentlich genau?

Mann beim Fliegenfischen
Foto: iStock/Adventure_Photo
Auf Pinterest merken

Fliegenfischer sind die Gentlemen und -ladys unter den Anglern. Ihre Vorbilder an den schottischen Lachsflüssen wussten sich stets ordentlich zu kleiden: Um die Waden schlotterten Knickerbocker, den Hemdkragen hielt eine Fliege zusammen, auf dem Kopf thronte ein wettergegerbter Tweed-Hut,

Auch interessant:

Mitten in Deutschland: Stadträtin beklaut Rentner - Urteil gefällt!

Mann wählt Notruf, weil er müde ist - Gefängnis

Krass: DAS sind die besten Schnäppchen des Tages bei Amazon

im Idealfall ein Erbgeschenk des adeligen Großvaters. Das alles hatte zwar Stil, war aber auch ziemlich altmodisch. Das Image drehte sich 1992, als das Fliegenfischer-Epos „Aus der Mitte entspringt ein Fluss“ mit dem jungen Brad Pitt in der Hauptrolle von Robert Redford verfilmt wurde. Mann, war der cool! Viele lasen danach die Romanvorlage von Norman Maclean. „In unserer Familie“, heißt es da auf der ersten Seite, „gab es keine klare Trennungslinie zwischen Religion und Fliegenfischen.“

Fast alle Fliegenfischer würden diesen Satz so unterschreiben. Angeln mag ein Hobby sein. Das Fischen mit der Fliege hingegen ist quasi religiöse Berufung und hohe Kunst zugleich. Es war unter anderem die Passion von Charles C. Ritz, Sohn des legendären Hotelgründers César Ritz. Sein Buch "Erlebtes Fliegenfischen", 1956 erschienen, wurde zum Standardwerk für Generationen von Gleichgesinnten.

Das Vorwort schrieb kein Geringerer als Ernest Hemingway, denn der alte „Hem“ war nicht nur dem Alkohol, sondern auch dem Fischen mit künstlichen Fliegen hoffnungslos verfallen.

Was aber macht diese Passion so besonders? Warum behaupten Spötter, Fliegenfischen sei die schwierigste und kostspieligste Methode, keinen Fisch zu fangen? Warum führt angeblich nur die richtige Mischung aus buddhistischer Gelassenheit und konzentriertem Ehrgeiz zum Erfolg?

Wie funktioniert Fliegenfischen?

Nun, das Auswerfen ist ein in der Tat komplexer Vorgang. Zuerst fingert der Akteur eine bunte und mit einem Haken bewehrte Kunstfliege aus seiner Echtholzdose, die er nach Möglichkeit selbst gebunden hat und die aussieht wie ein abgemagertes Lagerfeld- Model in einem schrillen Kostüm.

Die Fliege imitiert ein auf das Wasser fallendes Insekt und wird aus Materialien fabriziert, die man in Spezialkatalogen bestellt. Findet man die Zutaten dort nicht, kommt noch ein Einbruch in naturhistorische Museen infrage, um spezielle Federn längst ausgestorbener Vögel zu ergattern.

Mit der Gerte, die früher aus Bambus gefertigt wurde, die heute aber aus Hightech-Kohlefaser besteht und sündhaft teuer ist, schreitet man sodann zum Fluss. Der Fliegenfischer hält die Rute in der rechten Hand, den Unterarm auf elf Uhr angewinkelt. Er bewegt die Angel auf ein Uhr, zuerst langsam, dann schneller. Das Ganze zurück, der umgekehrte Bewegungsablauf.

Dabei gibt er immer mehr Flugschnur frei, die Fliege saust waagerecht durch die Luft, bis sie sanft auf der Wasseroberfläche aufsetzt, keinesfalls aber wie bei einer Notlandung aufklatscht. Anfangs ist die Lernkurve recht steil. Doch dann dauert es, ähnlich wie beim Golfen.

Nur jahrelange Erfahrung und diszipliniertes Üben führen zum Erfolg: Die Rute soll zum verlängerten Arm werden, die Bewegungen müssen ineinanderfließen. Nur dann platziert man die Fliege mit jener Leichtigkeit am richtigen Ort, die den Sport so britisch-elegant erscheinen lässt. Der richtige Ort – das ist oftmals nur ein notizblockgroßes Stückchen Wasseroberfläche.

Neben dem Fliegenbinden und dem komplexen Werfen ist es die sensible Beobachtung der Natur, die den Akteur auszeichnet. Schließlich muss er alle Insekten kennen, die am Fluss unterwegs sind, um die richtige Kunstfliege auszuwählen. Er muss sich lautlos anpirschen, denn der kleinste Fehler verrät ihn und lässt die vorsichtige Forelle die Flucht ergreifen. Das alles erfordert höchste Konzentration und List, führt aber auch zu einem flowähnlichen Zustand, einer geradezu erotischen Auseinandersetzung mit dem Gewässer und seinen geschuppten Bewohnern.

Fliegenfischen lernen: Tipps

Ernsthafte Fliegenfans streben danach, jenes gediegene Endstadium der Fischerei zu erreichen, bei dem Zahl und Größe der gefangenen Flossenträger keine Rolle mehr spielen, sondern es nur noch um das vollkommene Verschmelzen des Fischjägers mit der erhabenen Natur geht. Die mit widerhakenlosen Haken gefangenen Fische werden nach vollzogenem Akt übrigens meistens wieder freigelassen. „Catch and release“ heißt das im Fachjargon.

Spätestens jetzt sollte klar geworden sein, dass es hier längst nicht mehr um Fischfindung, sondern um Selbstfindung geht. Das Angeln ist im Kreise der angesagten Lifestyle-Beschäftigungen für von Burn-out bedrohte und natursüchtige Städter angekommen: Yoga an den geraden Wochentagen, ein Grundkurs Fliegenfischen an den ungeraden, beides mit Achtsamkeitszertifikat. Manager kommen so endlich mal runter, verbringen Quality Time am Wasser.

Wenn man da nicht aufpasst, kann sich die Herangehensweise an den Sport schnell ins Lächerliche verkehren. Das Werfen mit der Fliegengerte als meditative Auseinandersetzung mit Instinkten und Urtrieben? Food Foraging am Fluss, um die gleichermaßen stilvolle wie archaische Selbstversorgung mit eigenhändig erbeutetem Getier zu zelebrieren?

Vielleicht geht es ja auch eine Nummer kleiner. Und dann ist Fliegenfischen tatsächlich ein wunderbarer Zeitvertreib – gerade in Phasen, in denen Menschenaufläufe vielen nicht mehr so ganz geheuer sind. Tatsächlich wächst die Zahl der fliegenfischenden Petri-Jünger hierzulande stetig. Zwar ist der Sport noch lange nicht so beliebt wie in den USA, wo es rund eine Million Fans geben soll, darunter auch immer mehr Frauen. Aber Kurse für Einsteiger erfreuen sich auch bei uns steigender Beliebtheit. Fliegenfischen, der einst königliche Zeitvertreib, ist jünger, attraktiver und weiblicher geworden.

Der große Vorteil in Corona-Zeiten: Man muss dafür nicht um die halbe Welt jetten, denn idyllische Bäche und Flüsse gibt es nahezu überall.

Weitere spannende Themen:

Mitten in Deutschland: Wirt erteilt Café-Gästen Jogginghosen-Verbot

Jahrhundert-Flut legt vergessenes Nazi-Geheimversteck frei

Gummistiefel Herren - Regenstiefel - Gummischuhe - Foto: iStock/U.Ozel.Images
Reisen
Die besten Gummistiefel für Herren

Damit du auch bei Regen und Schietwetter gut gewappnet bist und keinen Bogen um jede Pfütze machen musst, stellen wir dir die besten Modelle für Herren vor. Wir zeigen dir die besten Modelle auf Amazon.

Nil und Pyramiden in Ägypten - Foto: IMAGO / Zoonar
FREEMEN‘S WORLD
Rundreise der Kontraste: Abenteuer-Tour durch Ägypten!

Die Möglichkeiten für Action-Hungrige sind im Land der Pharaonen schier unendlich. Auf einer Rundreise der Kontraste jagt ein Highlight das nächste.

Don Papa Rum und Zuckerrohr-Plantage auf den Philippinen  - Foto: Lisa Knobloch
Männersache unterwegs
Auf den Spuren von "Don Papa"-Rum: Wir haben "Sugarlandia" auf den Philippinen besucht!

"Don Papa" hat uns eingeladen, die Herstellung seines Rums zu erleben und den Entstehungsort "Sugarlandia" auf den Philippinen kennenzulernen.

Kamra Pal von Instax - Foto: Kimberly Botte
Männersache
Lieblinge der Männersache-Redaktion!

Jede Woche gibt's an dieser Stelle die Produkt-Highlights der Männersache-Redaktion. Vom Schaufenster-Liebling übers Internet-Funkstück bis hin zum Kult-Must-have - einfach coole Teile eben!

Fritz Meinecke - Foto: YouTube/7vs.wild, 7 vs. Wild (Presse)
Serien & Filme
"7 vs. Wild", 4. Staffel: Alle Infos zu Teilnehmer:innen, Location, neuem Modus, Start & Übertragung!

Die 4. Staffel von "7 vs. Wild" steht an - zuletzt wurden von Initiator Fritz Meinecke die sieben Teilnehmer sowie die Spannung erwartete Location bekannt gegeben - nun steht auch der Startttermin fest.

Icon League
Männersache unterwegs
"Icon League": Männersache war live bei der Auftaktveranstaltung dabei!

Wir waren live beim 1. Spieltag der "Icon League" dabei und erklären alles zum Event, den Regeln, Teams, Spieltagen, Übertragung, Tickets & Preisen.