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"Ich würde alles anders machen": Fritz Meinecke über "7 vs. Wild" und Kritik!

Fritz Meinecke ist der erfolgreichste Outdoor-YouTuber Deutschlands. Warum er für sein neuestes Projekt trotzdem im TV ist, verrät er im MNRS-Interview.

Fritz Meinecke
"Fritz Meinecke - Facing the Unknown" ab 19. April 2023 immer mittwochs auf Discovery+ Foto: Digital Dre Media
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Fritz Meinecke im Interview: "Ich würde alles anders machen"

Fritz Meinecke ist Outdoor-YouTuber und Macher der Survival-Show "7 vs. Wild". Spätestens seit er zusammen mit sechs weiteren Personen sieben Tage lang mit einer GoPro auf verschiedenen Inseln in Schweden der Einsamkeit, dem Hunger und der Kälte getrotzt hat, ist er einem breiten Publikum bekannt.

Jetzt geht der YouTuber ins Fernsehen. Warum der Schritt nichts mit dem Streben nach mehr Öffentlichkeit zu tun hat, wie seine erste Nacht in der Wildnis war und warum seine Art oftmals aneckt, erklärt er hier.

MNRS: Du warst in letzter Zeit viel unterwegs. Wie waren deine letzten Tage und Wochen?

Fritz Meinecke: Ich komme gerade halbwegs frisch aus den Anden und nächste Woche geht es wieder los nach Grönland. Ich bin seit über sechs Monaten mit den letzten Vorbereitungen für die Sendung bei Discovery befasst. Ich bin immer so zwei bis drei Wochen weg - und dann so etwa eine Woche wieder hier.

MNRS: Strebst du bei dem, was du tust, eigentlich immer nach dem nächsten High? Muss es immer extremer werden?

Fritz Meinecke: Ich bin generell nicht so ein Typ, der das Höhere, Schnellere, Krassere, Weitere verfolgt. Ich bin ein Freund davon, Dinge anders zu machen und neue Dinge zu machen. Was ich auch gerade bei "Facing the Unknown" erlebe, ist, dass es sich sowieso nicht miteinander vergleichen lässt - ob ich mit Kamelen in der Westsahara oder auf eine Gefängnisinsel in Französisch-Guayana unterwegs bin.

Mir geht es immer darum, neue Eindrücke, Erfahrungen zu sammeln und eine gute Zeit mit allen zu haben, die vor Ort sind. Auf der Suche nach dem neuen High bin ich nicht. Nach sechs Monaten bin ich an einem Punkt, an dem ich eher das Low suche. Eine Woche zu Hause zu sein, ist gerade auch mal nicht schlecht.

Vor Ort in der Natur zu sein, ist super geil. Was viele aber unterschätzen, ist, wie lange man teilweise braucht, um an diese Orte zu kommen - und wie viele Flughäfen, Hotelübernachtungen und Jetlags dazwischen hängen. Das sind eher die Sachen, die manchmal anstrengend sind, aber einfach dazugehören.

MNRS: Kannst du dich noch an deine erste Übernachtung draußen erinnern, bei der du Angst verspürt hast?

Fritz Meinecke: Es ist ein Riesenunterschied, ob man allein draußen übernachtet oder zu zweit ist. Für mich war es noch nie schlimm, wenn ich jemanden dabei hatte. Dann ist es egal, ob man auf dem Boden liegt oder kein Zelt hat - man kann das Erlebnis teilen.

Das erste Mal, als ich allein draußen übernachtete, da habe ich schon zwei Jahre YouTube gemacht. Das war während einer Wanderung, bei der ich schon wusste, dass das jetzt meine erste Nacht allein draußen sein würde. Deshalb habe ich mich körperlich einfach so kaputt gemacht und bin so viel gewandert, dass ich todmüde war, mich in mein Zelt gelegt und schnell die Augen zugemacht habe, um die Nacht hinter mich zu bringen.

Es gibt auch jetzt noch Situationen, die ich zwar nicht als Angst bezeichnen würde, in denen es aber mulmige Momente gibt. Das kommt allerdings auch sehr auf die Situation an. Wenn ich in einem Gebiet bin und weiß, dass dort auch wilde Tiere unterwegs sind und ich nicht in einem Zelt schlafe - dann habe ich da natürlich ein mulmiges Gefühl.

Als ich jetzt aber auf dem GR221 unterwegs war, dem Wanderweg im Norden von Mallorca im "Serra de Tramuntana"-Gebirge, dann weiß ich, dass da nichts ist. Was soll da sein? Da würde vielleicht eine Eidechse oder ein Wanderer vorbeikommen. Auch auf Madeira habe ich nie eine Angst verspürt und habe das immer sehr genossen. Aber Angst ist natürlich ein berechtigtes Gefühl, ich will das gar nicht herunterspielen.

Fritz Meinecke
Fritz Meinecke während der Dreharbeiten zu "Facing the Unknown" Foto: Digital Dre Media

MNRS: Du hast während "7 vs. Wild" oft betont, dass du an YouTube besonders schätzt, Dinge einfach machen zu können - was mit großen Produktionen im Hintergrund, wie bei Fernsehen und Streaming, nicht möglich ist. Warum hast du dich trotzdem dafür entschieden, auch dort stattzufinden?

Fritz Meinecke: Das sind zwei völlig unterschiedliche Projekte. Bei "7 vs. Wild" geht es natürlich um die Isolation, völlig allein zu sein, mit und in der Natur zu überleben, seine eigenen Erlebnisse zu dokumentieren. Das, was wir jetzt bei Discovery+ machen, sind Expeditionen, Abenteuer-Touren, in denen ich Erfahrungen sammeln kann, die ich so wahrscheinlich nie gemacht hätte. Deshalb habe ich mich auch dafür entschieden.

Da geht es zum einen um die verschiedenen Klimazonen und darum, die Ausrüstung dort testen zu können. Worauf kommt es an? Was brauche ich, um klarzukommen? Das hätte ich so allein nicht gekonnt. Dann geht es auch darum, von Einheimischen zu lernen.

Ich habe während dieser Zeit eine Ranger-Ausbildung gemacht, in der wir gelernt haben, Spuren zu lesen, und den Umgang mit Tieren erfahren konnten. Wir waren tief im Dschungel mit indigenen Völkern, die uns verschiedene Techniken gezeigt haben - von der Jagd über das Feuermachen bis hin zur Baukunst.

Da sind einfach super viele Eindrücke, die ich dort vor Ort gesammelt habe und dann auch in eigene Soloprojekte übernehmen kann. Für mich ist das fast schon eine Lernreise gewesen, eine Trainingsreihe weltweit in verschiedenen Klimazonen mit verschiedenen Völkern, die mich noch mal ein Level nach oben gebracht hat. Das kann ich so allein gar nicht - und das war auch der Hauptpunkt.

Ich habe aber auch von Anfang an gesagt, dass es mein Wunsch ist, dass das auch auf YouTube stattfindet. Wir legen also mit Discovery+ los, dann wird es im Free-TV kommen und später sieht man die Serie dann auch noch mal bei mir auf dem Kanal.

MNRS: Wie war es für dich an diesen fernen Orten, Menschen mit völlig unterschiedlichen Leben als Fremdkörper und mit Kameras ausgerüstet zu begegnen?

Fritz Meinecke: Es war super spannend zu sehen, wie die Menschen, z. B. in Papua, leben und jagen - die Bevölkerungsgruppen und deren Verhaltensweise kennenzulernen. Da gab es aber auch viele unschöne Situationen. Die denken eben etwas anders als wir.

Wenn wir Probleme haben, fangen wir erst mal an zu diskutieren, dann diskutieren wir etwas lauter, dann endet es vielleicht in einem Streit. Und wenn es richtig schlimm wird, wird aus einem Streit etwas Handgreifliches. Es gibt verschiedene Eskalationsstufen. Die haben dort vor Ort gefehlt, es gab gleich Schläge ins Gesicht.

Wir haben Situationen erlebt, in denen sich Menschen zusammengeschlagen haben, mit Äxten auf andere losgegangen sind. Da wird dir schon mulmig, weil es einfach aus dem Nichts kommt. Sie leben eben im Dschungel. Dort gibt es keine Polizei, keine Gesetze. Es gibt eigene Gesetze und Regeln, die sie für richtig halten. Manchmal fühlte man sich auch schon sehr unsicher - wenn einer dir erzählt, dass er drei Menschen mit Pfeil und Bogen getötet hat und dich danach angrinst.

MNRS: Fragst du dich manchmal "Was mache ich hier eigentlich gerade?"

Ja. Das habe ich öfter. Manchmal, weil es surreal ist und ich mich frage: Wie bin ich hier eigentlich hingekommen? Manchmal aber auch aus einem Gefahrenaspekt heraus. In dieser Situation war es Letzteres. Man war aber einfach in der Situation und hatte keine Wahl. Ich kann ja nicht sagen: Ich habe keine Lust mehr, ich gehe jetzt. Du bist mitten im Dschungel und musst funktionieren.

MNRS: Du entwickelst dich aus einer Nische heraus in den Mainstream. Was verändert sich für dich?

Ich habe damals angefangen, Outdoor-Videos für Outdoor-Begeisterte zu machen. Ich bin also in den Videos sehr ins Detail gegangen, habe dir teilweise sechs Minuten was über Messer und Zeltaufbau erzählt.

Irgendwann, und das ist schon lange her, habe ich realisiert, dass ich viel mehr Menschen erreiche, wenn ich diese Sachen kurz und knackig halte. Wenn ich die Leute einfach mitnehme und an der Erfahrung teilhaben lasse. Ich habe gemerkt, dass ich dadurch auch Leute reinhole, die damit nichts zu tun haben. Leute, die sich das von ihrem Sofa aus anschauen, das vielleicht nicht machen wollen, sich aber trotzdem dafür interessieren.

Das habe ich für mich erkannt und umgestellt - und dann unterhaltende Videos für die breitere Masse gemacht. Das ging dann automatisch eher in den Mainstream. Was sich dadurch verändert hat, ist, dass die Menschen mich viel eher erkennen, Fotos machen wollen und ich nicht mehr irgendwo normal hingehen kann.

Es hat alles Vor- und Nachteile. Manchmal hat man auch Gedanken, in denen man sich die alte Zeit zurückwünscht, in der man noch Kommentare lesen konnte und in den Austausch ging, weil dort nur Outdoor-Leute waren und sich gegenseitig Tipps gegeben haben. Das hat man mittlerweile nicht mehr. Ich bin aber natürlich trotzdem glücklich, so viele Leute damit zu erreichen und ihnen eine gute Zeit zu bescheren.

MNRS: Sind Fernsehen und Streaming für dich ein Schritt weiter in den Mainstream, mit dem du noch mehr Leute erreichen möchtest?

Fritz Meinecke: Das spielt bei mir gar keine Rolle. Der Punkt, noch größer zu werden, noch mehr Zahlen zu erreichen, noch bekannter zu werden - das ist mir völlig egal, das brauche ich nicht. Das kann so bleiben, wie es ist - oder kann meinetwegen auch zurückgehen.

Ich habe mich aus zwei Gründen für das Projekt entschieden. Einmal, weil ich dort Sachen erleben und lernen kann, die ich sonst so nie erlebt hätte. Und um einfach mal zu gucken, wie so eine Serie aussieht, wenn noch ein größeres, produktionelles Team mitmacht.

Ist es etwas für mich, möchte ich das? Das kann ich alles noch nicht beurteilen, weil ich bisher nur kleine Ausschnitte gesehen habe. Die Entscheidung war aber nie auf Bekanntheit oder Reichweite ausgerichtet.

MNRS: Durch deine wachsende Bekanntheit schauen dir immer mehr Leute zu und du erntest auch mehr Kritik. Du scheinst jemand zu sein, der auch Mal polarisiert ...

Fritz Meinecke: Ja, ich provoziere gern.

MNRS: Du hast mal gesagt, dass du keine Lust mehr auf die "verweichlichte Gutmenschen-Gesellschaft" hast. Was stört dich daran?

Fritz Meinecke: Ich mache mir manchmal nicht so viele Gedanken, sondern spreche die Sachen einfach aus, die ich denke. Im Nachhinein habe ich auch gemerkt, dass ich da ein anderes Wort hätte nehmen können, weil dieser Ausdruck auch anders genutzt wird. In dem Moment habe ich einfach aus einer Emotion heraus etwas gesagt, ohne da jetzt angreifen zu wollen.

Ich glaube, dass die Zuschauer, die mich lange kennen, das auch wissen. Natürlich ist das aber auch ein gefundenes Fressen für alle, die auf diesen Zug mit aufspringen und sagen: Wie kann er nur?

Was ich damit sagen wollte, war, dass immer viel herumdiskutiert wird und oftmals eine große negative Energie herrscht. Ich denke mir dann halt oft: Treibt euch doch nicht so viel auf Twitter rum.

„ Ich bin ein Freund davon, Sachen umzusetzen, wenn mich Sachen stören. Dann sei doch lieber aktiv. Setz dein Projekt um. Wenn dich irgendeine Müllgeschichte stört, dann geh raus und starte eine Aktion mit den Leuten.“
Fritz Meinecke

Ich bin generell ein sehr direkter Typ und spreche Sachen aus. Vielleicht verletze ich da manchmal auch jemanden oder bin anderen zu direkt. Ich sage eben Sachen einfach so, wie sie sind und versuche nicht, sie schönzureden.

Das ist dann einfach eine ehrliche Meinung, die ich habe, und das ist auch völlig okay, wenn man das nicht gut findet. Wenn ich mit jemandem zusammenarbeite und die Person stört eine Sache, dann kann sie es mir einfach sagen. Wir müssen nicht erst mal was Gutes sagen und das besser verpacken. Wie ein Stück Scheiße mit Bonbonpapier. Nee, sag es mir einfach.

MNRS: Beschäftigt es dich, wenn du öffentlich kritisiert wirst?

Fritz Meinecke: Da bin ich ganz ehrlich: Diese Kritik muss erst mal zu mir durchdringen. Wenn ich danach suchen würde, könnte ich jeden Tag was finden. Jeden Tag würde ich jemanden finden, der irgendein Problem mit mir hat.

Ich habe gelernt, das nicht an mich ranzulassen. Natürlich bekomme ich es bei größeren Sachen mit, die richtig die Runde machen. Da mache ich die Startseite auf und mir werden die Sachen direkt angezeigt. Ich überlege aber eben fünfmal, bevor ich darauf reagiere.

Es gibt ja YouTube-Kanäle, deren Content nur darauf basiert, aufzuzeigen, dass es andere Leute gibt, die scheiße sind. Die kann ich nicht ernst nehmen. Die suchen nur danach. Sobald die was sehen, gehen die da rein. Ich verstehe erst mal nicht, wie man sich so was angucken kann. Ich denke mir aber auch: Eure Inhalte bestehen daraus, sich über andere aufzuregen - was ist denn das für ein Content? Habt ihr nichts Eigenes? Möchte ich in der Öffentlichkeit der Typ sein, der dafür steht, auf andere mit dem Finger zu zeigen? Habe ich keinen Bock drauf und ich gucke mir die Videos auch nicht an.

„Wenn da steht: "Ansage an Fritz Meinecke, wie konnte er nur?" und ich bin auf dem Titelbild, denke ich mir: Ach komm, nehmt es mit, kotzt euch aus.“
Fritz Meinecke

Wer sich das angucken will, guckt es sich halt an. Es wird aber auch nichts verändern.

MNRS: Was würdest du in einer dritten Staffel von "7 vs. Wild" ..

Fritz Meinecke: Was für eine dritte Staffel? (grinst) Ich weiß, dass keine dritte Staffel öffentlich angesagt wurde und es gibt auch keine Informationen darüber. (Hinweis der Redaktion: Am 16. April 2023 bestätigte Meinecke die dritte Staffel von "7 vs. Wild")

MNRS: Dann eine rein hypothetische Frage: Was würdest du in einer dritten Staffel anders machen?

Fritz Meinecke: Wenn es eine dritte Staffel geben würde, was nicht offiziell ist, würde ich alles anders machen. Ich würde 90 Prozent des Formats verändern. Das haben wir auch von Staffel 1 zu Staffel 2 gemacht. Ich weiß, dass ich damit vielen auf den Schlips trete. Die haben das einmal gesehen und wollen das immer wieder haben. Aber das bin ich nicht, da bin ich nicht der Typ für. Ich brauche neue Sachen.

Man kann es sich ja angucken. Was war in Staffel 1, was war in Staffel 2, was haben wir verändert? Genauso würde ich jetzt auch rangehen. Was könnte man da komplett anders machen? Ausrüstung, Teilnehmer, Land. Ich würde alles anders machen - wenn es theoretisch eine dritte Staffel geben würde.

MNRS: Vielen Dank für das Gespräch!

Hinweis der Redaktion: Das Interview wurde am 28. März 2023 geführt.

"Fritz Meinecke - Facing the Unknown": Ab 19. April 2023 immer mittwochs auf Discovery+!