Crime

Fritz Honka: Der Serienmörder von St. Pauli

Fritz Honka brachte im Hamburg der 70er Jahre vier Frauen um und zerstückelte ihre Leichen. Dass der Killer von St. Pauli 1975 gefasst wurde, war purer Zufall. 

Fritz Honka
Fritz Honka (†) Foto: imago images / Jürgen Ritter, YouTube/ Hamburger Morgenpost
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Fritz Honka: Serienmörder von St. Pauli

Fritz Honka, 1935 geboren, eignet sich nicht zur Glorifizierung. Der Killer von St. Pauli war kein charismatischer Typ, der seine Opfer durch seine bloße Anwesenheit in den Bann zog und es der Öffentlichkeit schwermachte, ihn zu verurteilen.

Viele kennen die Geschichte des Mörders bereits aus dem Buch von Heiz Strunk und dem Film von Fatih Akin "Der goldene Handschuh", der 2019 in die Kinos kam. Der Titel bezieht sich auf die Kneipe, in der Mörder seine Zeit verbrachte. "Zum Goldenen Handschuh" ist eine Kiez-Kneipe in einer Seitenstraße der Reeperbahn in Hamburg. 

Er war kein Charles Manson, kein Richard Ramírez und erst Recht kein Jack The Ripper – auch wenn er nach seiner Verhaftung behauptete, der Ripper persönlich habe ihm befohlen, zu töten. 

Nach einem schweren Autounfall Mitte der 50er Jahre sowie zahlreichen Arbeitsunfällen und Schlägereien war das Gesicht des nur 1,68 Meter großen Mannes entstellt, er schielte und hatten einen schweren Sprachfehler.

All das schien auf grausame Weise äußerlich abzubilden, was im Inneren des Serienmörders vor sich ging. 

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Fritz Honka: Kindheit und Jugend

Fritz Honka kam nicht als brutaler Mörder zur Welt. Er wurde in eine Welt hineingeboren, die ihm von Anfang an nichts als Schmerz zufügte.

Am 31. Juli 1935 in Leipzig als drittes von zehn Kindern geboren, wuchs Honka im Heim auf. Sein Vater, ein Zimmermann und ehemaliger KZ-Häftling, starb 1946 an den Folgen seiner Alkoholsucht. Seine Mutter war chronisch überfordert. Fritz Honkas Kindheit und Jugend bestanden aus Prügeln, Demütigungen und Ablehnung.

1951 floh der junge Mann, inzwischen selbst Alkoholiker, nach West-Deutschland und schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch. Als er nach dem schweren Autounfall Mitte der 50er-Jahre für immer entstellt war, fiel er endgültig durchs Raster der Gesellschaft.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Fritz Honka bereits einen unehelichen Sohn in einem Dorf in der Lüneburger Heide gezeugt, für den er 3000 DM Alimente bezahlte, bevor er sich aus dem Staub machte und letztendlich in Hamburg strandete. 

Honkas Opfer: Die Frauen, die er getötet hat

In Hamburg wurde er zum Geist. Er schlich Nacht für Nacht über die Reeperbahn, wo er Frauen traf, die keine Ansprüche an Bekanntschaften stellten: Prostituierte, Alkoholikerinnen, Stadtstreicherinnen.

Eine dieser Frauen aber konnte er für sich gewinnen: Inge B., die den entstellten Mann 1957 heiratete und ihm einen Sohn, Fritz junior, schenkte. Die Ehe wurde 1960 geschieden, doch das Paar kam nicht voneinander los, heiratete ein zweites Mal. 1967 verließ Inge ihren Mann endgültig und Honka kehrte in seine einsame Existenz zurück.

Seine Stammkneipen waren der "Goldene Handschuh", der "Elbschlosskeller" und das "Hong Kong" auf St. Pauli. Dort betrank sich Honka, der zum Zeitpunkt seiner grausamen Taten als Nachtwächter arbeitete, regelmäßig haltlos und umgab sich mit Frauen, die keiner vermisste.

Nur so ist es zu erklären, dass Fritz Honka die erste Frau bereits im Dezember 1970 ermordete, aber erst 1975 geschnappt wurde. Insgesamt hat Honka vier Frauen ermordet und zerstückelt. 

   •   Getraud Brauer, Friseurin und Gelegenheitsprostituierte, war zum Zeitpunkt ihres Todes (Dezember 1970) 42 Jahre alt. Sie soll Sex mit Honka abgelehnt haben. Daraufhin tötete er sie. 

   •   Anna Beuschel, Hausfrau, war zum Todeszeitpunkt 1974 54 Jahre alt. Honka hatte Sex mit ihr und strangulierte sie im Anschluss laut eigener Aussage, weil sie dabei nicht aktiv genug gewesen war.

   •   Frieda 'Rita' Roblick, Prostituierte, war zum Zeitpunkt ihres Todes 1974 57 Jahre alt. Sie hatte Honka 200 DM gestohlen, weshalb er sie tötete. 

   •   Ruth Schult, Prostituierte, wurde zunächst mit einer Flasche bewusstlos geschlagen und anschließend mit einem Damenstrumpf stranguliert. Sie hatte bei Honka gewohnt und starb nach einem Streit.

Die Taten des Frauenmörders liefen unblutig ab. Doch die Leichen seiner Opfer schändete er auf grausame Weise. Immer soll er dabei haltlos betrunken gewesen sein.

Fritz Honkas Wohnung 

Honka zerstückelte alle vier Frauen und warf ihre Köpfe, Hände, Torsos und Füße in Müllsäcke.

Während er sich der Überreste von Getraud Brauer noch überwiegend entledigte – Kopf, Brüste, Hände und ein Bein wurden Anfang November 1971 nahe Honkas Wohnung auf einem Schrottplatz gefunden – versteckte er die Leichenteile der anderen Frauen schlichtweg auf dem Dachboden seines Hamburger Wohnhauses in der Zeißstraße 74 in Ottensen.

Damit seine Nachbarn den Verwesungsgestank seiner Opfer nicht bemerken würden, stellte der Serienmörder unzählige Duftsteine in seiner 18 Quadratmeter großen Dachgeschosswohnung auf.

Fall Honka: Zufällige Entdeckung der Polizei

Dass die Polizei Fritz Honka fassen konnte, bevor er weitere Morde beging, ist einem Zufall zu verdanken: Einer seiner Nachbarn in der Zeißstraße 74 hatte seine Stromrechnung nicht bezahlt und mit Kerzen ein Feuer in seiner Wohnung entfacht.

Das Haus brannte. Die gerufene Feuerwehr entdeckte beim Löschen des Brandes die Müllsäcke mit den Leichenteilen darin. Es war der 17. Juli 1975.

1976 begann der Prozess gegen den Killer von St. Pauli am Hamburger Landgericht. Während der Verhandlung sagte Fritz Honka wenig, zuvor hatte er jedoch ein Geständnis abgelegt.

Frauenmörder vor Gericht: Wie viele Jahre Haft bekam er?

Das Gericht glaubte, eine "schwere seelische Abartigkeit mit Krankheitswert" bei Fritz Honka zu erkennen, und verurteilte ihn am 20. Dezember 1976 im Fall der Anna Beuschel wegen Mordes und wegen dreifachen Totschlags. Insgesamt wurden dem scheren Alkoholiker 15 Jahren Freiheitsstrafe sowie die Unterbringung einer psychiatrischen Klinik auferlegt.

1993 verließ Fritz Honka die Psychiatrie und verbrachte den Rest seines Lebens unter dem Decknamen Peter Jensen in einem Altenheim in Scharbeutz, etwa eine Stunde von Hamburg entfernt, wo offenbar niemand von seinen Morden an den Frauen gewusst hat.

Im Alter 63 Jahren starb Fritz Honka am 19. Oktober 1998 in Hamburg-Langenhorn.

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Fritz Honkas Wohnung heute

Nach Honka wurde die Wohnung nach der Restaurierung wieder ganz normal auf dem Hamburger Mietmarkt angeboten. Ein Journalistenkollege wohnte gar in der Wohnung des Serienkillers ohne es zu wissen. Seine Erfahrungen beschreibt er hier.

Vielen Nachmietern wird es ähnlich gegangen sein, dass sie nämlich überhaupt keine Ahnung von den grausigen Ereignissen im zweiten Stock der Zeißestraße 74 hatten - bis, ja bis Schriftsteller Heinz Strunk und Regisseur Fatih Akin den Stoff populär aufgriffen und sich die Nachfragen zu dem Fall häuften.

Seine Söhne

Aus seiner Affäre mit einer Frau namens Margot ging der Sohn Heinrich hervor. Nachdem Honka 1956 nach Hamburg zieht, findet er einen Job im Hafen - und heiratet Inge und wird erneut Vater. Name des zweiten Sohnes: Fritz Honka.

"Der goldene Handschuh": Film von Fatih Akin

Die Geschichte des Täters wurde in einem Roman von Heinz Strunk aufgegriffen, der auf den Taten Honkas basiert. Der Titel "Der goldene Handschuh" geht auf die Kneipe zurück, in der dieser viel Zeit verbrachte und seine Opfer kennenlernte. Das Buch ist aus der Perspektive des Täters geschrieben und wurde mit dem "Wilhelm-Raabe-Literaturpreis" ausgezeichnet.

Drei Jahre später widmete sich der deutsche Regisseur Fatih Akin dem Buch und drehte den Film mit demselben Titel "Der goldene Handschuh". Der Film kam am 21. Februar 2019 in die Kinos. Der junge Jonas Dassler schlüpfte dabei bedrückend authentisch in die Rolle des Mörders.