Karl Dall (†): Nachruf auf den ostfriesischen Kult-Komiker
Karl Dall? Entweder, man liebte oder hasste ihn – aber jeder in Deutschland kannte ihn. Der Kult-Komiker gehörte lange zur hiesigen Comedy-Elite. Am 23. November 2020 ist Karl Dall gestorben. Ein Nachruf.
Karl Dall: Komiker mit böser Zunge
Karl Dall gehörte zum deutschen Fernsehen wie Ar*** auf Eimer. Seine Fans liebten ihn für seine böse Zunge, seine Kritiker verachteten ihn deswegen. Dem Ostfriesen war das egal. Er machte, was er wollte – ob nun Schlagersänger Roland Kaiser aus seiner Show ekeln oder kochen im Reality-TV.
Karl Dall: Von Emden in die Welt
Am 1. Februar 1941 kam Karl Dall im ostfriesischen Emden zur Welt, wie auch "Das Boot"-Regisseur Wolfgang Petersen und Deich-König Otto Waalkes. Aufgrund einer angeborenen Lidmuskelschwäche hing sein rechtes Auge herunter – das Markenzeichen, das Karl Dall bis zuletzt unvergleichlich machte.
Immer wieder scherzte er selbst über seinen Look. Seine Biografie von 2006 trägt nicht umsonst den Titel "Karl Dall: Auge zu und durch".
Doch nicht jeder seiner Witze kam so gut an wie seine Selbstironie. Ganz im Gegenteil: Karl Dall war für seine böse Zunge bekannt. Nicht selten wurde ihm Frauenfeindlichkeit vorgeworfen. Showbiz-Kollege Roland Kaiser verließ 1986 nach zahllosen Tiefschlägen Dalls wutentbrannt dessen Show "Dall-As". Die Mitschnitte sind bis heute legendär:
Karl Dall, das Multitalent
Ende der 60er gründete Karl Dall seine erste Comedy-Gruppe, "Insterburg & Co.", die vor allem im Radio für Lacher sorgte. Nach der Auflösung wagte der Ostfriese den Sprung ins Fernsehen: "Plattenküche", "Verstehen Sie Spaß?", "Dall-As", "7 Tage, 7 Köpfe" – Karl Dall war überall dabei, wo er bitterböse Witze reißen durfte.
1993 bekam Dall für seine frauenfeindlichen Sprüche den "Preis der beleidigten Zuschauer" verliehen und holte ihn sich prompt persönlich ab. Auge zu und durch eben. 1999 wurde ihm als kleine Wiedergutmachung der Ehren-Comedypreis für sein Lebenswerk verliehen.
Es musste allerdings nicht immer Comedy sein für Karl Dall. In den vergangenen Jahren hatte der Star seine Leidenschaft fürs Reality-TV entdeckt und kochte unter anderem fürs "Perfekte Promidinner". Auch Gastauftritte in der "Harald Schmidt Show", bei "Notruf Hafenkante" oder im "Neo Magazin Royale" ließ sich der Star nicht entgehen.
Neben seiner Comedy-Karriere vor der Kamera sang Karl Dall voller Leidenschaft. 1968 erschien seine erste Platte, 2003 seine letzte. Dazwischen konnte er tatsächlich sowas wie Hits landen – ob "Millionen Frauen lieben mich" dazugehört, muss jeder für sich entscheiden:
Karl Dall und die Frauen: Eheglück und Gerichtsprozess
Nicht nur als Kult-Komiker machte Karl Dall von sich reden. Auch die Frauen in seinem Leben gerieten immer wieder in den Fokus der Öffentlichkeit. Nicht immer freiwillig.
Seit 1971 war der Entertainer mit Barbara Dall verheiratet. Sie musste 2013 miterleben, wie eine Schweizer Journalistin schwere Vorwürfe erhob und Karl Dall der Vergewaltigung bezichtigte. Vier Tage saß der Comedian in Untersuchungshaft. Der Beschuldigte wies die Vorwürfe der wegen Stalkings vorbestraften Frau zurück – und gewann vor Gericht. Im Juli 2015 wurde der Freispruch rechtskräftig, Karl Dall erhielt eine Entschädigung.
Zuletzt sollte Karl Dall eine Gastrolle in der Telenovela "Rote Rosen" übernehmen - doch dazu kam es nicht mehr.
Der Tod von Karl Dall
Am 16. November 2020 bestätigte seine Tochter, dass ihr berühmter Vater einen Schlaganfall mit Hirnblutungen erlitten hatte. Daraufhin waren viele Fans in tiefer Sorge um den Komiker aus dem hohen Norden.
Am 23. November 2020 dann die traurige Nachricht vom Tod Karl Dalls. Er soll das Bewusstsein nicht wiedererlangt haben und erlag im Kreis seiner Familie den Folgen des Schlaganfalls.
Karl Dall hinterlässt seine Ehefrau Barbara sowie Tochter Janina.