Gin oder Likör?

Sloe Gin: Bitter-süßer Schnaps mit Beeren

Sloe Gin: Das einstige Nischenprodukt hat es auf der Gin-Trendwelle bis nach oben geschafft. Wie Sloe Gin schmeckt und warum du ihn dir gönnen solltest.

Sloe Gin
Sloe Gin Foto: iStock/JayPH
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Sloe Gin: Bitter-süßer Schnaps mit Beeren

Sloe Gin bedeutet aus dem Englischen übersetzt Schlehen-Gin. Im Grunde genommen ist das ein Gin, der nachträglich mit Schlehen aromatisiert wird – next Level sozusagen.

Schlehen sind kleine, blau-schwarze Früchte des Schlehdorns, auch Schwarzdorn genannt. Die Beeren sind mit der Zwetschge verwandt und schmecken extrem herb.

Als Nahrungsmittel haben sie deshalb keine Bedeutung, höchstens als entzündungshemmendes und magenstärkendes Naturheilmittel – und natürlich im angesagten Sloe Gin, der gerade auf der großen Gin-Trendwelle mitschwimmt.

Was ist der Unterschied zum klassischen Gin? Zum einen die Optik: Als Auszug in Alkohol ergibt das fast schwarze Fruchtfleisch der Schlehe eine tiefe rubinrote Färbung.

Außerdem hat Sloe Gin weniger Umdrehungen. Mit 28-30% Alkoholvolumen ist der Gin deshalb auch streng genommen ein Likör – was dem Ganzen auch viel näher kommt, da er durch seinen Zuckergehalt eher süßlich schmeckt.

Doch aufgepasst: Bei Schlehen-Likör gibt es mehrere Varianten, die du nicht mit echtem Sloe Gin verwechseln darfst:

  • Schlehengeist oder das Schlehenfeuer aus Deutschland, bei dem die Früchte mit Rum angesetzt werden, sind KEIN Sloe Gin
  • der spanische Pacharán wird auch gerne mit unserem Schlehen-Gin in einen Topf geworfen, obwohl hier Anis-Likör als Basis genommen wird

Sloe Gin: Wie schmeckt er?

Ein guter Sloe Gin schmeckt trocken, leicht fruchtig und bitter mit ausbalancierter Süße. Da die Schlehen auch nach der Frostbehandlung noch zu bitter sind, wird bei der Mazeration zusätzlicher Zucker dazugegeben.

Hier trennt sich aber die Spreu vom Weizen: Einen richtig guten "Sloe" erkennst du daran, dass das ursprüngliche Aroma des verwendeten Gins nicht durch zu viel Süße und Bitter-Aromen der Schlehe überlagert wird.

Wo wir auch schon beim nächsten wichtigen Kriterium angekommen sind: Der verwendete Gin – die Basis, das Fundament! Denn ein Sloe Gin kann immer nur so gut sein wie seine Basis-Spirituose. Die verwendeten Botanicals, die einen Gin erst zu einen Gin machen, sollten klar zum Vorschein kommen.

Je nach Sorte können auch Nelken oder Koriander Einfluss auf den Geschmack haben.

Sloe Gin kaufen: Zwei Empfehlungen

"Monkey 47 Sloe Gin"aus dem Schwarzwald

Monkey 47
Monkey 47 Sloe Gin Foto: Amazon
  • erster Eindruck bitter-fruchtig
  • kräftiger, aber nicht aufdringlicher Wacholder-Geschmack mit leichter Zitrus-Note im Abgang
  • 0,5 Liter

Der Monkey 47 Sloe Gin kann bequem bei Amazon bestellt werden.

"Plymouth Sloe Gin"

Plymouth Sloe Gin
Plymouth Sloe Gin Foto: Amazon
  • dominantes Schlehenaroma
  • Nuancen von Mandel und Kirsche
  • „San Francisco World Spirits Competition“ Gold
  • 0,7 Liter

Der Playmouth Sloe Gin kann bequem bei Amazon bestellt werden.

Sloe Gin: Die Herstellung

Gin wird destilliert, Sloe Gin wird mazeriert. Im Klartext für dich: Die Schlehen werden in einem fertig destillierten Gin, meist einem London Gin oder Dry Gin eingeweicht (Mazeration), damit das Aroma der Früchte in den Gin übergeht. Dazu kommt noch Zucker, wobei die Menge bei den verschiedenen Herstellern variiert. Auch die Dauer der Mazeration unterscheidet sich bei den einzelnen Marken. Der Prozess kann bei einigen Edel-Sorten schon mal mehrere Monate dauern. Wie das Endprodukt letztendlich schmeckt, entscheidet auch das verwendete Material, in dem der Sloe Gin reift – Stahltank, Holzfass oder Behälter aus Steingut, alles ist möglich.

Die Schlehenfrüchte selbst reifen im Frühherbst, etwa ab September. Geerntet werden sie jedoch erst nach dem ersten Frost. Eine enzymatische Reaktion, die bei Minusgraden einsetzt, sorgt dafür, dass ein Teil der Bitterstoffe, die sogenannten Gerbstoffe, auf die Hälfte reduziert werden. Außerdem erhöht sich der Zuckergehalt in den Beeren – wie beim weltberühmten Eiswein.

Ein Sloe Gin ist nicht einfach nur ein aromatisierter Schnaps, sondern ein veredelter Gin, der seine Zeit braucht – von der mühseligen, weil stacheligen Ernte der Schlehen bis zur monatelangen Reifung des Sloe Gins in speziellen Fässern.

Sloe Gin: Wie trinkt man ihn?

  • pur – für Puristen die einzig erlaubte Form
  • on the rocks – die coole Variante zum puren Genuss
  • als Gin Tonic – auch dazu eignet sich der Schlehen-Gin mit Sloe Gin
  • mit Bitter Lemon – erfrischend-fruchtig
  • als „Sloe Gin Fizz" mit Zitronensaft, reichlich Eis und Soda – das empfehlen die großen Meister der Mixologie
  • als Gin-Campari-Cocktail „Negroni“ – so bekommt der Sloe Gin einen modernen Twist verpasst

Und dann gibt es da auch noch Rezepte mit bösen Namen wie "Slow Screw" oder "Violent Fuck". Da wird schnell klar: Die können nur von Machos stammen. Wer sonst sollte sich solche Cocktailnamen ausdenken?