Männerhelden

Was macht Nina Hagen heute?

Nina Hagen gilt als "Godmother of Punk" und Vorreiterin der Neuen Deutschen Welle in den 80ern. Was macht Nina Hagen heute?

Nina Hagen 1978
Nina Hagen bei einem Auftritt in den Niederlanden am 1. Januar 1978 Foto: Getty Images / Gijsbert Hanekroot
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Nina Hagen in jung

Catharina Hagen wird am 1. März 1955 in Ost-Berlin geboren. Ursprünglich wollte sie Schauspielerin werden, was ihr aber verwehrt wird. Es gibt keine offizielle Begründung, inoffiziell dürfte ihr allerdings zum Verhängnis geworden sein, dass ihre Mutter Eva-Maria Hagen mit dem Liedermacher Wolf Biermann zusammenlebt, der bei der Staatsmacht nicht gerade wohlgelitten ist, um es vorsichtig auszudrücken. Ein MfS-Beamter notiert unter ihrem Antrag: "Verhindern!"

So kommt sie zum Gesang, probiert ihr Talent in einigen polnischen Bands und wird nach einer einjährigen Gesangsausbildung am Zentralen Studio für Unterhaltungskunst staatlich geprüfte Schlagersängerin. Die Band "Automobil" wird auf sie aufmerksam und engagiert sie als Sängerin. Ihre erste Single ist zugleich auch ihr größter Hit in der DDR: "Du hast den Farbfilm vergessen". 1976 erfolgt der Wechsel zu "Fritzens Dampferband".

Mit einer öffentlichen Solidaritätsbekundung für Wolf Biermann schießt sie sich ins Abseits, hat die Faxen dicke von der DDR und geht in den Westen, zunächst nach London, wo sie in der Punk-Szene untertaucht.

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Video: Glutamat

Nina Hagen Band und Spliff

1977 wieder in Deutschland gründet sie die Nina Hagen Band und bringt 1978 das gleichnamige erste Studioalbum heraus, das auch internationale Beachtung findet. Aber Hagen ist ihrer Band zu überdreht und zu unberechenbar, das Projekt zerfällt.

Mit dem Label CBS ist allerdings vertraglich noch ein zweites Album vereinbart. Das wird auch produziert, allerdings getrennt voneinander. Zuerst erscheinen ihre ehemaligen Bandmitglieder im Studio und spielen den instrumentalen Teil ein, später kommt Nina Hagen und singt. Es entsteht das Album "Unbehagen".

Fun Fact: Die von Nina genervten ehemaligen Bandmitglieder bleiben zusammen und gründen eine neue Band namens "Spliff". Den Kids wird das nichts mehr sagen, aber die Älteren unter uns, die sich noch lebhaft an die Neue Deutsche Welle erinnern, haben auch noch Songs wie "Carabonara", "Dejavu" oder "Das Blech" im Ohr.

Zwischen Brecht und BAP

Die erste Hälfte der 80er Jahre verbringt Nina Hagen überwiegend in den USA, wo sie auch häufig auftritt. 1983 erscheint ihr Album "Angstlos/Fearless", mit dem sie durch die USA und Europa tourt. 1985 tritt sie bei Rock in Rio vor 300.000 Zuschauern auf. 1986 geht es zurück nach Deutschland und es beginnt ihre kosmopolitsche Phase, sie singt auf Englisch und Deutsch und freundet sich mit Jean-Paul Gaultier an.

Mehrere Alben folgen in den 90ern: Street (1991), Revolution Ballroom (1993). Mit Wolfgang Niedecken von "BAP" spielt sie 1996 "Weihnachtsnaach" auf, eine Cover-Version des Pogues-Klassikers "Fairytale of New York". 1997 folgt eine weitere Koop, diesmal mit Thomas D. Der Song "Solo" wird auch als Single ausgekoppelt.

1998, anläßlich Bertold Brechts 100. Geburtstag gibt sie ein Duett mit Schauspielerin Meret Becker im Berliner Ensemble, und auch an einer Doppel-CD der Dreigroschenoper (1999, mit Max Raabe als Mackie Messer) ist sie beteiligt.

Nina Hagen 2019
Nina Hagen 2019: "That's why the Lady is a Punk" Foto: Getty Images / Tristar Media

Brecht ist nicht der einzige Literat, der es ihr angetan hat, auch Rainer Maria Rilke gehört zu ihren Lieblingen. Für das 2001 erscheinende "Rilke-Projekt" spricht sie mehrere seiner Gedichte ein. 2002 erscheint die Biographie "Nina Hagen That’s Why the Lady Is a Punk" von Marcel Feige, die 2003 mit dem Literaturpreis "Corine" ausgezeichnet wird.

Nina Hagen geht mit der Zeit und ist 2006 und 2007 Jury-Mitglied bei der Casting-Show Popstars. 2009 erscheint das Album "Personal Jesus", das bekannte Gospel- und Blues-Songs neu interpretiert. Die Süddeutsche Zeitung scheint beeindruckt: "Sie [zwingt] den Hörern ihren neugefundenen christlichen Glauben mit einer Kraft auf, der man sich nur schwer entziehen kann. Das kann sie, weil sie eine Stimme hat, die von der Kälte einer Grace Jones bis zur Raserei einer frühen Tina Turner sämtliche emotionalen Register beherrscht."

Was macht Nina Hagen heute?

Nina Hagen engagiert sich auch politisch. Unterstützt sie 2009 politisch noch die Grünen, ist sie 2017 bei Linkspartei gelandet.

2014 erscheint mit "All Time Best" ein "Best of"-Album, dem sich 2020, anläßlich ihres 65. Geburtstags, die Kompilation "Was denn...? The Amiga Recordings" anschließt. Amiga war ihr DDR-Plattenlabel. Im September 2020 erscheint auch die neue Single: "Unity".

Darüber hinaus tourt sie immer noch mit Bands durch die Republik und gibt Konzerte.

Fotogalerie: So sah Nina Hagen ungeschminkt aus

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Nina Hagen
Nina Hagen im Dezember 1974 Foto: IMAGO / Gueffroy
Nina Hagen
Nina Hagen im Dezember 1974 Foto: IMAGO / Gueffroy
Nina Hagen
Nina Hagen im Dezember 1974 Foto: IMAGO / Gueffroy
Nina Hagen
Nina Hagen im Dezember 1974 Foto: IMAGO / Gueffroy
Nina Hagen
Nina Hagen im Dezember 1974 Foto: IMAGO / Gueffroy
Nina Hagen
Nina Hagen im Dezember 1974 Foto: IMAGO / Gueffroy
Nina Hagen
Nina Hagen im Dezember 1974 Foto: IMAGO / Gueffroy