Auf der Suche nach "Stadt Z"
Noch vor wenigen Jahrhunderten war die Erde ein Ort, über den die Menschen nicht viel mehr wussten als wir heute über den Mars. Um das zu ändern, zogen wagemutige Entdecker los, segelten hinter den Horizont, wanderten bis ins dunkle Herz der Kontinente oder drangen in die tiefsten Dschungel ein. Manche kehrten als Helden zurück – doch viele andere sah man nie wieder.
April 1925, irgendwo im brasilianischen Regenwald: Als Percy Fawcett zu seiner siebten Expedition aufbricht, berichten Zeitungen rund um den Globus vom "gefährlichsten und spektakulärsten Abenteuer, das jemals unternommen wurde". Der Brite sucht die Ruinen der versunkenen "Stadt Z", besser bekannt als das sagenumwobene "Eldorado" – und tatsächlich spricht vieles dafür, dass er sein Ziel fand, bevor er selbst für immer verloren ging.
Auf der Suche nach Eldorado
Was war geschehen? Als Fawcett die Suche nach der verlorenen Stadt beginnt, folgt er keiner schwärmerischen Hoffnung. Der Berufssoldat im Rang eines Oberst, berühmter Entdecker im Auftrag der renommierten Royal Geographical Society, ehemaliger Spion der britischen Krone und leidenschaftlicher Landvermesser (zu der Zeit ein Job, der nur für echte Abenteurer geeignet ist) folgt einer handfesten Spur, auf die er 20 Jahre vorher im bolivianischen Dschungel gestoßen war.
Hintergrund: Im Jahr 1906 hört Fawcett zum ersten Mal seltsame Geschichten von einem Ort tief im Dschungel, den die Eingeborenen "Schwarze Stadt" nennen. Kurz darauf stößt er in einem Archiv auf das "Manuskript 512" – einen spanischen Reisebericht aus dem Jahre 1754, in dem von einer verlorenen Stadt mit breiten Straßen und großen Häusern tief im Wald berichtet wird.
In einem Brief an seinen Sohn erklärt er begeistert: "Meine Nachforschungen zeigen, dass diese Ruinen aus massiven Stein bestehen und älter sind als die ältesten Bauwerke in Ägypten." Fawcett glaubt zudem, dass die "Schwarze Stadt" Sitz einer untergegangenen Zivilisation war, die lange vor Kolumbus von Westeuropa nach Südamerika gesegelt war.
Er findet Zeugen, die ihm von einem vergessenen Volk im Dschungel berichten, dessen Angehörige noch nie Kontakt zu einem Europäer hatten – und dennoch "weiße Haut" und "rote Haare" besäßen. 1925 glaubt er die Stadt nördlich vom heutigen Cuiabá lokalisiert zu haben – und bricht auf. Kurz darauf verliert sich seine Spur.
Vom Regenwald verschluckt
In den Jahren nach seinem Verschwinden reißen die Gerüchte nicht ab, dass Fawcett noch lebt. Der Schweizer Entdecker Stephan Rattin erklärt 1932, den Briten im Dschungel gesehen zu haben, gefangen von einem kriegerischen Stamm. Andere behaupten, Fawcett habe die Stadt gefunden und seinen Tod nur vorgetäuscht, um seinen Fund zu schützen.
Doch Fakt ist, dass bis heute niemand weiß, was aus Fawcett wurde. Eine DNA-Analyse des Kulturforschers Hans Gifforn bestätigte aber 73 Jahre später, dass in Südamerika tatsächlich rothaarige, blauäugige Menschen leben, die höchstwahrscheinlich vor 2100 Jahren von der Westküste Europas den Atlantik überquert hatten.
Michael Heckenberger von der Universität Florida entdeckte zudem bei Ausgrabungen unweit des Gebiets, in dem Fawcett suchte, eine versunkene Stadt mit uralten, steinernen Bauwerken, 40 Meter breiten Straßen – und Wohnraum für mehr als 50 000 Menschen. Und obwohl die Ausmaße der Stadt gigantisch sind, ist sie beinahe vollständig vom Urwald verschluckt. So halten es heute viele Experten für möglich, dass Fawcett seine versunkene "Stadt Z" nach 20 Jahren gefunden hat, jedoch ohne es zu merken tagelang über sie hinweg ging, sich verirrte – und heute in ihr begraben liegt.