Franklin-Expedition: Wie konnten 129 Seeleute im Eis verschwinden?
Die Franklin Expedition oder: Noch vor wenigen Jahrhunderten war die Erde ein Ort, über den die Menschen nicht viel mehr wussten als wir heute über den Mars.
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Um das zu ändern, zogen wagemutige Entdecker los, segelten hinter den Horizont, wanderten bis ins dunkle Herz der Kontinente oder drangen in die tiefsten Dschungel ein. Manche kehrten als Helden zurück – doch viele andere sah man nie wieder.
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Franklin-Expedition: Geiseln der Arktis
Ausharren ist keine Option. Die Vorräte gehen zur Neige, zwei Dutzend der 129 Expeditionsteilnehmer sind bereits erfroren oder auf mysteriöse Weise qualvoll gestorben. Unter den Todesopfern ist auch der Kapitän – der britische Polarforscher Sir John Franklin.
Seit fast drei Jahren sind die Männer der Forschungsschiffe "HMS Erebus" und "HMS Terror" Geiseln der Arktis und sitzen in der Falle.
Ihren Traum, endlich die Nordwestpassage zu finden, den Seeweg nach Asien um Tausende Kilometer zu verkürzen und so ein neues Zeitalter des internationalen Handels einzuläuten, haben sie längst begraben. Jetzt geht es nur noch ums Überleben.
Franklin-Expedition: Spurlos verschwunden
So treffen die verbliebenen 105 Seeleute im April 1848 eine wahnwitzige Entscheidung: Sie gehen von Bord der beiden Schiffe, mit denen zuvor schon Sir James Clark Ross die Antarktis erkundet hatte, und wollen sich zu Fuß bis zu einem Außenposten der Hudson’s Bay Company, einem Fellhandelsposten, durchschlagen. Ein Verzweiflungsmarsch über das Packeis, 350 Kilometer durch die weiße Hölle Kanadas. Man wird nie wieder etwas von ihnen hören.
Das Schicksal der Expeditionsteilnehmer bleibt mehr als anderthalb Jahrhunderte ein Rätsel. 90 Suchtrupps brechen im Laufe der Zeit auf, um die beiden Forschungsschiffe der Royal Navy zu finden – ohne Erfolg. Einzig ein paar Skelette sowie eine von Crewmitgliedern unterzeichnete Nachricht, dass sie die "HMS Erebus" verlassen mussten, werden auf der King William Insel gefunden.
Franklin-Expedition: Der Terror es ewigen Eises
Was dann jedoch geschah und warum die Schiffe seitdem wie vom Erdboden verschluckt sind, weiß niemand – bis der kanadische Forscher Andrew Campbell vor wenigen Jahren auf Berichte eines Inuit-Volkes stößt. Ihre Vorfahren seien vor 170 Jahren Zeugen eines Dramas geworden. Sie berichten, wie weiße Männer zwei Schiffe verließen, sich zu Fuß, die schwer beladenen Beiboote hinter sich herziehend, südwärts einen Weg bahnten. Wie die Gestrandeten zu Kannibalen wurden. Und dass eines der Schiffe westlich der Adelaide-Halbinsel gesunken sei.
Campbell stellt ein Expeditionsteam zusammen – und wird fündig: Im September 2014 werden die Überreste der "HMS Erebus" am Meeresboden geortet, zwei Jahre später die der gesunkenen "HMS Terror". Die Fundorte der Schiffe sind den größten Teil des Jahres lebensfeindliche Eiswüsten. "Einen schlimmeren Platz hätte sich Franklin kaum aussuchen können. 200 Kilometer nördlich, südlich, westlich oder östlich hätten die Männer überleben können. Hier nicht", erklärt Karen Ryan, Archäologin vom Canadian Museum of History bei Ottawa.
Der Fund der Wracks entpuppt sich als Schatz der Geschichte: Trotz der widrigen Witterungsbedingungen wurden mehr als 350 Artefakte in knapp 100 Tauchgängen geborgen. Nur das Logbuch von Kapitän Franklin mit seinen Aufzeichnungen konnte noch nicht gefunden werden.
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