Was geschah in Raum 348?
Ein Mann wird tot in einem Hotelzimmer gefunden. Sein Äußeres ist nahezu unversehrt, doch durch seinen Körper zieht sich eine Schneise der Verwüstung. Da es keine Hinweise auf Fremdverschulden gibt, wird der Mord zum Cold Case – bis der Privatermittler Ken Brennan auf den Fall angesetzt wird und eine unglaubliche Entdeckung macht.
Als Detective Scott Apple Zimmer 348 des "Eleganté Hotel" betritt, merkt er sofort, das irgendetwas anders ist an diesem Tatort. Zwar liegt vor ihm auf dem Teppichboden der gekrümmte Leichnam des 55-jährigen Geschäftsmannes Greg Fleniken, doch gibt es keinerlei Spuren, die auf einen Einbruch oder einen Kampf hindeuten – von einem Mord ganz zu schweigen: Der Tote scheint völlig unversehrt, auch Blut oder Wunden sind nicht zu entdecken. Handy und Geldbörse liegen auf dem Bett – womit auch die Option eines Raubüberfalls ausscheidet. Die Sachlage scheint damit klar: kein Mordfall, vermutlich ein Herzinfarkt. Reine Routine. Das einzige Rätsel hier ist die genaue Todesursache – doch da irrt sich der Ermittler gewaltig.
Kann man jemanden zu Tode prügeln, ohne Spuren zu hinterlassen?
Auch der Gerichtsmediziner Dr. Tommy Brown kann zunächst keine Spuren von äußerer Gewalteinwirkung feststellen – bis auf eine Schürfwunde an der linken Wange sowie einen Riss im Genitalbereich. Kein Blut, nur etwas Gewebeflüssigkeit ist ausgetreten. Die Folge eines Tritts mit einem Stiefel? Je länger Brown den Leichnam untersucht, desto mehr Fragen tun sich auf. Und als er schließlich den Brustkorb des Toten öffnet, traut der Pathologe seinen Augen nicht: Die inneren Organe sind eingerissen, zwei Rippen gebrochen und das Herz wurde zerfetzt.
Fleniken muss innerhalb von 30 Sekunden innerlich verblutet sein. Brown ist sich jetzt sicher: Der Mann aus Zimmer 348 wurde ermordet – genauer gesagt: zu Tode geprügelt. Als Detective Apple erfährt, was der Gerichtsmediziner entdeckt hat, wird ihm klar, dass man einen Fall wie diesen nur einmal im Leben bekommt. Mordfälle sind ohnehin selten in Beaumont, Texas. Fleniken ist einer von zehn in diesem Jahr, das damit deutlich über dem Durchschnitt liegt. Apple wittert seine Chance und vergräbt sich in den Fall, um genau zu rekonstruieren, was an jenem 15. September in Zimmer 348 geschehen ist.
Wie kam der Mörder ins verschlossene Zimmer?
Sicher scheint nur, dass Greg Fleniken bis kurz vor seinem Tod auf dem Bett gelegen haben muss. Er ließ den Abend entspannt bei einem Film und einer Zigarette ausklingen. Was dann geschah, bleibt ein Rätsel. Wie ist der Mörder in das verschlossene Zimmer gelangt? Wieso war Fleniken auf dem Weg zur Tür, als er zusammenbrach? Und vor allem: Warum glich das Innere seines Körpers einem Schlachtfeld, während er äußerlich nahezu unversehrt blieb? Darüber hinaus stellt sich die Frage, wer Fleniken überhaupt getötet haben sollte. Der 55-Jährige schien sich in seinem Leben keinen einzigen Feind gemacht zu haben …
Schritt für Schritt geht Apple die Verdächtigenliste durch. Gregs Witwe Susie scheint aufrichtig zu trauern. Ein Motiv? Fehlanzeige. Das Gleiche gilt für seinen Bruder und Geschäftspartner Michael. Eine andere Spur führt den Ermittler zu einer Gruppe von Elektrikern, die am Abend des Mordes in Zimmer 349 eingecheckt hatten. War es im Hotelflur zu einem Streit gekommen und Fleniken von ihnen zusammengeschlagen worden? Die Befragung ergibt nichts, die Männer wirken unverdächtig. Keiner von ihnen will Fleniken in der Tatnacht gesehen oder etwas von den Geschehnissen im Nachbarzimmer mitbekommen haben.
Wie löst man einen unlösbaren Fall?
Nach sieben Monaten ist Apple genauso weit wie am ersten Tag. Der Mord droht zum Cold Case zu werden – doch Susie Fleniken will das nicht akzeptieren. Sie kontaktiert einen Privatdetektiv namens Ken Brennan. Der Ex-Cop aus Florida hat sich einen Namen als Experte für knifflige Fälle gemacht und schon viele unlösbar scheinende Mörderpuzzles zusammengesetzt. Flenikens mysteriöser Tod weckt sofort die Neugier des Privatdetektivs, und er erklärt sich bereit, den Fall gemeinsam mit Apple neu aufzurollen.
Brennan geht alles durch – den Autopsiebericht, die Tatortfotos, die Verhörprotokolle. "Wir müssen noch mal mit den Elektrikern sprechen", sagt er schließlich, "auch mit denen, die an dem Abend nicht im Hotelzimmer waren. Vielleicht haben ihre Kollegen etwas durchsickern lassen." Apple ist einverstanden. Zunächst ergibt die Befragung nichts Neues, die Aussagen scheinen nach wie vor unverdächtig – bis einem der Männer einfällt, dass er von einem Zwischenfall in einer Pension gehört hat, bei dem eine Waffe losgegangen sei.
Brennan wird hellhörig. "Da müssen Sie etwas verwechseln. Der Mann im 'Eleganté Hotel' wurde zu Tode geprügelt." Doch davon weiß der Mann nichts. "Wir müssen noch mal ins Hotel", sagt Brennan auf der Rückfahrt zum Revier. "Wieso?", fragt Apple. "Ich weiß jetzt, wie Fleniken gestorben ist", antwortet sein Partner. "Ich weiß, wer ihn umgebracht hat. Und ich weiß, wie wir den Kerl fassen." Apple sieht ihn entgeistert an. "Und was willst du im Hotel?" Brennan lächelt. "Wir müssen nach einer Kugel suchen."
Die Ermittler durchkämmen das Zimmer erneut von oben bis unten – ohne Erfolg. Als sie gerade gehen wollen, fällt ihnen jedoch eine Delle hinter der Tür auf, die verdächtig nach einem notdürftig ausgebesserten Loch in der Wand aussieht. Die Austrittsstelle der Kugel? Die Ermittler untersuchen das Nachbarzimmer und entdecken auf der anderen Seite der Wand ebenfalls ein Loch, das eilig mit Zahnpasta gefüllt wurde. Für Brennan ist dies der Beweis: Fleniken wurde erschossen.
Per Laser wird nun die Flugbahn des Projektils rekonstruiert – sie führt exakt zu der Position im Bett, wo Fleniken gelegen haben musste. "So einen Schuss gibt es vielleicht einmal in einer Million Fälle – doch nun passte alles zusammen", sagt Brennan. Die Kugel war durch Flenikens Hoden eingedrungen und hatte auf ihrem Weg durch den Körper die Organe zerstört. Dr. Brown kann nicht glauben, was die beiden herausgefunden haben. Das Problem: Es ist zu spät, um den Leichnam nach einer Kugel abzusuchen, denn er ist längst eingeäschert worden. Daher gehen die Ermittler die Autopsiebilder noch mal durch.
Als Brown sich die Aufnahme vom zerfetzten Herz des Opfers ansieht, muss auch er einräumen, dass die Verletzungen genauso von einer Kugel stammen könnten. "250 Pathologen wären zu dem gleichen Schluss gekommen", weiß Brennan. "Keiner würde an eine Kugel denken – und man findet auch keine, wenn man nicht weiß, dass man danach suchen muss."
Was geschah im Zimmer nebenan?
Bleibt die Frage, wer den Schuss abgefeuert hat. Als Brennan und Apple die Elektriker aus Zimmer 349 mit der Kugel konfrontieren, knicken sie ein und gestehen alles. Sie hatten viel getrunken an dem Abend. Plötzlich zückte einer von ihnen – ein Mann namens Lance Mueller – eine Pistole und fing aus Spaß an, auf seine Kollegen zu zielen. Dann löste sich versehentlich ein Schuss …
Mueller wird später zu zehn Jahren Haft verurteilt. Zum Mörder machte ihn dabei weniger der Schuss als vielmehr sein Verhalten danach. Anstatt nachzusehen, ob die Kugel jemanden verletzt hat, versteckte er die Waffe in seinem Auto, stopfte das Loch in der Wand und betrank sich anschließend an der Bar. Als er tags darauf von dem Toten in Zimmer 348 erfuhr, tat er so, als habe er nichts damit zu tun – obwohl er ahnte, was die Kugel angerichtet hatte. "Und so was nennt man Mord", raunt Brennan Apple nach der Urteilsverkündung zu. Sein Partner schweigt. Er ist einfach nur froh, dass er den kniffligsten Fall seiner Karriere doch noch als aufgeklärt abhaken kann.