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"Die Stimmung ist gut angespannt": Tokio Hotel im exklusiven MNRS-Interview

Die Magdeburger Band Tokio Hotel ist längst über "Durch den Monsun" hinausgewachsen - und derzeit auf großer Europa-Tournee. Ein Gespräch kurz zuvor.

Tokio Hotel
Tokio Hotel 2023 in Berlin Foto: PR
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Es gibt wahrscheinlich nicht allzu viele Menschen in Deutschland, die noch nie etwas von Tokio Hotel gehört haben. Das liegt vor allem am ersten großen Hit der Band aus Magdeburg, der 2005 erschien: "Durch den Monsun".

Wahrscheinlich gibt es aber auch eine Menge Menschen, die abseits von "Durch den Monsun" nichts Weiteres über Tokio Hotel und die vier Bandmitglieder Bill und Tom Kaulitz, Georg Listing sowie Gustav Schäfer wissen.

Okay, dass Tom mit Heidi Klum verheiratet ist, haben sie eventuell dann doch wieder mitbekommen. Oder sie sind über den Podcast "Kaulitz Hills - Senf aus Hollywood" von Bill und Tom gestoßen.

"Gibt's die noch?", hört man in Kreisen bestimmter Generationen trotzdem nicht selten, wenn Tokio Hotel zur Sprache kommt. Fans mögen ungläubig den Kopf schütteln: Klar gibt es die noch! Eigentlich waren sie nie wirklich weg - und auch nie nicht erfolgreich.

Tokio Hotel: "Beyond the World Tour"

Tokio Hotel
Tokio Hotel 2023 in Berlin Foto: PR

Die ganze, wirklich wilde und aufregende Geschichte der Band Tokio Hotel zu erzählen, würde hier jetzt den Rahmen sprengen. Wer sich dafür interessiert, dem sei an dieser Stelle die vierteilige YouTube-Dokumentation "Hinter die Welt" empfohlen.

Sechs Alben sind seit "Durch den Monsun" erschienen, zum Teil in deutscher und englischer Version bzw. seit 2014 ausschließlich in Englisch. Damals wie heute hat Tokio Hotel in vielen Ländern der Welt - z. B. Frankreich, Lateinamerika, Israel - eine riesige Fanbase.

Das jüngste Album "2001" erschien im November 2022 und nach drei Jahren Pause geht's für die Band nun wieder auf große "Beyond the World Tour" durch Europa. Wir trafen Tokio Hotel zwei Tage vor Tourstart beim Warm-up-Konzert in Berlin zum Interview (28. April 2023).

Auf dem in Partnerschaft mit der Vaping-Marke Vuse präsentierten Event performten Bill, Tom, Georg und Gustav zum ersten Mal ihre neue Show live auf der Bühne vor etwa 500 geladenen Gäst:innen. Ja, auch Heidi Klum war da.

Wie die Stimmung am Nachmittag vor dem Auftritt war, verraten sie gleich im Interview. Das Gespräch verlief sehr entspannt, offen und humorvoll. Die vier Bandmitglieder nahmen sich gegenseitig fast durchgehend liebevoll auf die Schippe und es wurde viel gelacht.

Aber genug Vortext, viel Spaß mit den sympathischen Superstars aus Magdeburg!

Interview mit Tokio Hotel

MNRS: Wie geht's euch jetzt so kurz vor der Tour? Wie ist die Stimmung?

Bill & Tom gleichzeitig: Angespannt. Aber gut. Also die Stimmung ist gut angespannt.

Bill: Ja, wir sind schon aufgeregt. Wir sind ja schon so viel getourt in unserem Leben, mein Gott, aber es ist schon immer noch mal aufregend.

Georg: Es ist jetzt auch immer doppelt aufregend, weil wir, glaube ich, so lange nicht gespielt haben. Wir haben 2020, kurz vor Corona, die letzte Show gespielt.

Tom: Ja, eine neue Tour mit neuer Setlist nach drei Jahren Pause - das ist auf jeden Fall aufregend. Es kommt dann viel zusammen, auch gerade jetzt kurz davor. Heute ist ja im Prinzip die Generalprobe. So was plant man natürlich Wochen und Monate davor, aber die Leute kommen eben wirklich erst zwei, drei Tage vorher hier in Berlin zusammen - also Video, Licht, Sound ...

Bill: Kostüme.

Tom: ... Kostüme und so weiter. Also bis gestern wurde noch an den Kostümen genäht. Bis gestern wurde hier noch die Anlage eingestellt. Wir haben sowieso erst seit drei Tagen eine große Anlage da, davor funktionierte alles über Kopfhörer. Also es sind immer mehrere Steps, wo dann einfach viel zusammenkommt und das ist dann für so einen kurzen Zeitraum auch wirklich viel. Darum kann auch immer noch ein bisschen was schiefgehen ...

Georg: ... aber wir sind positiv optimistisch, dass heute nichts mehr schiefgeht.

Tom: Ja, und man muss ja auch sagen, was ist denn Schiefgehen am Ende? Irgendwas kann natürlich immer passieren, klar.

Bill: Kann sein, dass ein Kostüm nicht zugeht, dann singe ich halt eine Strophe nicht mit. Das ist mein Mantra heute, dann bin ich halt nicht auf der Bühne.

MNRS: Wie lange habt ihr euch denn nicht mehr zu viert gesehen? Und wie funktioniert das jetzt zwischen euch?

Georg: Ach, wir sehen uns ständig. Gefühlt sehen wir uns seit einem Jahr mehr, als wir uns nicht sehen.

Bill: Ich könnte schon wieder eine Pause von euch vertragen.

Gustav: Da bist du nicht alleine.

Bill: Also wir sehen uns eigentlich echt oft, wir haben auch gerade bei Sony wieder was gespielt, dann hatten wir einen Auftritt bei Jan Böhmermann. Wir haben ja so viele Singles veröffentlicht, das Album kam raus im November - das heißt wir waren ständig zusammen und haben auch ständig gespielt, aber auf Tour waren wir jetzt länger nicht.

Georg: Selbst wenn die Jungs in LA sind, wir telefonieren - das ist kein Quatsch - jeden Tag.

MNRS: Echt? Alle miteinander?

Tom: Ja, jetzt auch nicht immer freiwillig. Wir haben einfach viele Themen. Was die Band betrifft natürlich, da gibt's jeden Tag Calls. Da sind wir mit den Leuten aus unserem Team jeden Tag dran. Und natürlich gibt's auch außerhalb der Band noch diverse Themen, wir machen ja eigentlich fast alles zusammen. Von daher gibt's jeden Tag Gesprächsbedarf.

MNRS: Also keine große Eingewöhnung mehr ...

Bill: Gar nicht. Wir sind ja zusammen aufgewachsen. Wir kennen uns länger als die Hälfte unseres Lebens. Also den größeren Teil unseres Lebens sind wir zusammen und wir können uns, glaube ich, ein Leben ohneeinander gar nicht vorstellen. Wir nehmen uns aber auch für sehr selbstverständlich, muss man sagen.

Georg: Ja.

Bill: Also es ist jetzt nicht so, dass, wenn wir uns sehen, wir sagen "Oh mein Gott, ist es schön, dich zu sehen!"

Tom: So gar nicht. Wir schenken uns z. B. auch nichts zum Geburtstag.

Bill: Genau, wir sind halt sehr entspannt miteinander, aber echt wie Familie. Wir kennen uns in- und auswendig. Wir wissen genau, wann welche Antennen draußen sind und wer wann wie reizbar ist.

Tom: Es gibt auf Tour das Zicken-T-Shirt, das kriegt immer jemand anderes von uns, wobei es sehr oft bei Georg ist.

Georg: Das lasse ich unkommentiert.

Tokio Hotel damals/heute

MNRS: Gehen wir noch mal ein bisschen zurück in die Vergangenheit: Als das alles losging, habt ihr in Deutschland ja sehr stark polarisiert - im deutschen Radio seid ihr beispielsweise selten bis gar nicht gelaufen ...

Bill: Gar nicht. Das ist immer noch so.

Tom: Also es wird besser, aber es könnte noch mehr sein.

MNRS: ... aber in Frankreich und Lateinamerika war das auch damals schon ganz anders. Was, glaubt ihr, hat die Deutschen so stark an euch emotionalisiert?

Bill: Ich glaube, es ist vielleicht auch einfacher, Leute aus einem anderen Land gut zu finden. Die Deutschen haben ja z. B. bei 'ner Miley Cyrus oder 'nem Justin Bieber gar kein Problem - mit Kinderstars. Aber wenn die aus dem eigenen Land kommen, dann geht's schnell los: Wie viel Geld verdienen die denn? Was fahren die für große Autos?

Aber wenn irgendwie Justin Bieber mit 'nem Lamborghini vorfährt, sagen alle: Ja, der ist halt Weltstar. Die Deutschen lieben ihre Stars auf dem Teppich geblieben - und das ist ja eine total dumme Regel, weil alles, was man von einem Star will, ist doch, dass er eben nicht auf dem Teppich bleibt. Auf dem Teppich sind ja schon alle anderen.

„ Die Deutschen lieben ihre Stars auf dem Teppich geblieben“
Bill Kaulitz

Mir ging's jedenfalls immer so: Wenn ich jemanden toll fand, dann immer für all das, was ich nicht bin oder nicht habe - das ist dann eine Welt, in die man sich hinein träumt. Und ich glaube, dass einem das mit Leuten aus einem anderen Land einfacher fällt. Die Franzosen haben sich beispielsweise in das Deutsch verliebt oder die Italiener fanden geil, mit welchen Outfits wir da kommen. Wäre Tokio Hotel ein amerikanischer Act gewesen, wäre es wahrscheinlich anders gelaufen.

Tom: Es ist natürlich schon auch so, dass sich die Zeiten verändert haben. Wir hatten früher schon heftige Auftritte mit Leuten, die uns gehasst haben. Natürlich haben wir uns gefragt, wo der Hass herkommt. Aber wir waren selbst Teenager und 15, 16 Jahre alt - und heute würde man 15-, 16-jährige Jungs nicht mit Bierflaschen beschmeißen. Das würde ja heute nicht mehr ganz so okay sein.

MNRS: Auch damals nicht ...

Tom: Ja, klar. Aber damals bist du ins Stadion gekommen und da standen Familienväter neben ihren Töchtern und die haben uns beworfen.

Bill: Und gebuht. Aber das ist schon eine andere Zeit jetzt, das ist alles nicht mehr so heute.

Tom: Was schön ist, viel toleranter.

Bill: Ja, voll! Wir sind gerade aufgetreten beim "Red Bull Soundclash" und dann covern Bozza und Badmómzjay "Durch den Monsun" - das war früher auch undenkbar. Früher beim Comet sind Hip-Hop und Schlager und Pop aneinander vorbeigelaufen. Die haben sich nicht angeguckt, das wäre gar nicht infrage gekommen. Das ist heute ganz, ganz anders. Heute bin ich mit Sido in einer Show.

Tom: Bill und ich haben ja jetzt unsere Sendung "That's My Jam" und da sind aus allen Genres Leute dabei und eine gute Zeit. Das hat sich über die Jahre definitiv zum Positiven geändert.

MNRS: Gilt das auch fürs Bild des Mannes in der Gesellschaft? Kann man heute überhaupt noch sagen, was einen Mann ausmacht?

Bill: Das ist das Schöne: Ich glaube, das gibt es nicht mehr so richtig. Ich glaube, dass das viel weiter aufgefächert ist. Ich merke auch, so Fragen wie "Was ist typisch Mann?" oder "Was ist typisch Frau?" werde ich auch nicht mehr gefragt. Früher war immer so: "Oh mein Gott, wir haben gedacht, du bist ein Mädchen!" Solche Fragen kriegst du ja heute nicht mehr gestellt, weil sich das nicht mehr schickt. Das macht man einfach nicht mehr.

Aber damals war das natürlich ein Riesenthema. Auch bei uns in der Schule, da haben sich dann die ganzen Jungs in mich verliebt, weil sie dachten, ich bin ein Mädchen. Dann habe ich Liebesbriefe bekommen, aber als alle gemerkt haben, dass ich ein Junge bin, wollten sie mir aufs Maul hauen. Das hat sich natürlich geändert, genauso wie dieses typische Männerbild. Wir waren ja alle sehr verschieden, das hat die Leute auch sehr provoziert. Die dachten so, ein Hip-Hopper kann doch nicht mit 'nem Typen rumhängen, der Make-up trägt. Aber ich glaube, das hat sich alles so ein bisschen freigeschwommen und aufgeweicht.

„Dann habe ich Liebesbriefe bekommen, aber als alle gemerkt haben, dass ich ein Junge bin, wollten sie mir aufs Maul hauen.“
Bill Kaulitz

Tom: Ich glaube, heute zählen andere Sachen, die Bill sowieso immer schon wichtig waren: authentisch und selbstbewusst zu sein in dem, wie du bist, man selbst zu sein. Ich glaube, das sind immer - egal, ob Mann oder Frau - tolle Attribute. Wenn du merkst, du kriegst die echte Person - auch in Zeiten von Social Media. Leute, die sich nicht verstellen, nicht anpassen und eben nicht versuchen, irgendwie männlich zu sein. Das ist für mich, wenn du so willst, eigentlich die männlichste Eigenschaft, wenn jemand zu sich selbst steht und authentisch und selbstbewusst ist.

MNRS: Es hat sich also schon krass gewandelt ...

Georg: Ja, zum Glück!

Flucht, Heimat & Berlin-Liebe

MNRS: Bill und Tom, ihr seid damals nach Los Angeles gezogen bzw. geflüchtet - habt ihr das eigentlich jemals bereut oder infrage gestellt? Könnt ihr euch vorstellen, irgendwann noch mal wieder in Deutschland zu leben?

Bill: Zu leben vielleicht nicht, aber wir verbringen ja schon viel Zeit hier - also dass man hier ein Örtchen für sich hat und ein Haus am Wasser.

Georg: Ich fänd's gut, wenn ihr hier ein schönes Häuschen hättet.

Bill: Nee, also ich habe es nie bereut. Ich bereue, dass wir erst dann nach LA gegangen sind. Ich glaube, der Schritt hätte etwas früher kommen müssen. Wir hätten ganz viel vermeiden können, hätten wir das früher gemacht. Ich glaube, dann wär's vielleicht auch gar nicht so 'ne Inbalance zwischen Job und keinen Bock mehr und Wegrennen gewesen. Wir hätten einfach viel früher sagen müssen, weißt du was, es ist für uns entspannter, woanders zu wohnen, warum wohnen wir eigentlich in dem Land, in dem es am verrücktesten für uns ist. Von daher: Ich habe das nie bereut, keine Sekunde. Das war genau richtig. Ich glaube, LA hat uns auf ganz viele Arten gerettet.

„Ich glaube, LA hat uns auf ganz viele Arten gerettet.“
Tom Kaulitz

Tom: Das glaube ich auch und es fühlt sich jetzt mittlerweile nach 13, 14 Jahren natürlich auch wie zu Hause an. Es ist schon so, dass, wenn wir sagen, wir fahren nach Hause, heißt das halt LA. Aber wir sind natürlich auch wahnsinnig gern in Deutschland. Jetzt auch wieder viel lieber. Seit wir in LA wohnen, fühlt sich Deutschland für uns wieder schöner an, weil man zwischendurch wirklich eine schwierige Zeit hier hatte. Vor allem privat, das war eigentlich das Hauptproblem, gar nicht beruflich. Das hat sich alles wieder ins Positive gedreht, sobald wir in Amerika gelebt haben.

Ich habe auch dann erst angefangen, die Bundesliga so sehr zu lieben. Es klingt vielleicht total weird, aber vielleicht ist das so mein Bezug. Ich gucke halt morgens um 6 Uhr in LA Bundesliga und ich liebe es auch, wenn das noch deutsch kommentiert ist. Irgendwie ist das meine Verbindung nach zu Hause, ohne dass man sich das bewusst vorgenommen hat.

MNRS: Und Gustav, hast du es jemals bereut, in Magdeburg zu bleiben? Da bist du doch noch, oder?

Gustav: Ja, da bin ich immer noch. Nee, überhaupt nicht. Also die Jungs haben ja eine ganz andere Meinung über ihre Heimatstadt, aber ich bin da gerne. Ich habe Freunde und Familie da, Haus gebaut, Kind und Kegel. Ich brauche diesen ganzen Trubel nicht, das geht mir alles total auf den Keks. Ab und zu mal hin reicht mir. Dann wieder zurück, schön Dorf und um 16 Uhr ist alles zu.

MNRS: Und Georg, du warst lange in Magdeburg, bist jetzt aber in Berlin, richtig?

Georg: Genau, ich bin jetzt seit vier Jahren in Berlin. Ich wollte eigentlich schon viel früher nach Berlin ziehen, habe aber lange gebraucht, bis ich die richtige Wohnung gefunden habe. Ich liebe Berlin und kann mir auf jeden Fall nicht vorstellen, zurückzuziehen. An Weihnachten die Familie besuchen, geht gerade noch so, aber dann freue ich mich auch, wieder in Berlin zu sein. Ich finde, es gibt keine schönere Stadt im Sommer als Berlin. Dafür ist es umso schlimmer im Winter, deswegen muss man sich da dann ein kleines Getaway bauen.

Bill: Deswegen braucht man ein Zweithaus auf Capri. Oder eine Yacht.

Georg: Ja, genau. Nee, also für mich ist Berlin schon wirklich zu Hause.

Verrückte Geschichten & Guilty Pleasures

MNRS: Was ist das Verrückteste, das ihr jemals für einen Fan gemacht habt? Und andersrum: Was ist das Verrückteste, das ein Fan jemals für euch gemacht hat?

Bill: Fans zu tätowieren, würde ich sagen.

MNRS: Du selbst?

Bill: Ja, schon ein paarmal.

Tom: Ist gar nicht so lange her.

MNRS: Erfolgreich?

Bill: Ja, erfolgreich.

Georg: Naja.

MNRS: Und wo kam die Nadel her?

Georg: Das Gerät haben die Fans mitgebracht.

Bill: Die haben sogar einen Waver unterschrieben, also ich habe gesagt: Wenn ihr irgendeine Krankheit kriegt, weil ihr euch nicht desinfiziert, oder der Arm abfällt, I don't know. Dann habe ich das gemacht. Ich glaube, die haben das auch immer noch.

MNRS: Und was hast du tätowiert?

Bill: Die einen wollten gern das Datum haben, das war relativ einfach. Eine wollte das Tokio-Hotel-Zeichen haben, das ist nicht so geworden.

Tom: Und das Verrückteste, das ein Fan gemacht hat - es gibt einen Fan in Amerika, die hat jede Frisur von Bill als Porträt - und zwar nicht klein, sondern auf dem ganzen Körper.

Bill: Jeden Hairstyle. Und der wechselt ja bei mir immer mal.

Georg: Ein teures Hobby auf jeden Fall.

Tom: Und sieht natürlich auch echt krass aus.

Bill: Das ist auch eine ältere Frau.

Tom: Das ist schon echt Commitment. Also ich muss wirklich sagen, wenn sich Leute mein Gesicht tätowieren, ich find's immer eine gute Idee. Kann man ruhig machen.

Bill: Dann hat in Russland, in Moskau, ein Fan beim Hotel mal extra 'ne Ausbildung gemacht, weil sie wusste, dass wir in dem Hotel oft schlafen, wenn wir da sind. Das heißt sie ist in die Hotelbranche und dann hatte sie das Glück, dass ich an dem Tag dann Roomservice bestellt habe. Darauf hatte sie gewartet ...

Tom: Das stimmt, das war krass.

Bill: Das war so krass. Dann schiebt sie den Wagen rein, macht die Tür zu, stürzt sich auf den Boden, fängt an zu heulen und erzählt mir das alles. Und ich stand wirklich da im Bademantel. Mir ist alles aus dem Gesicht gefallen. Ich dachte, was mache ich denn jetzt? Ich hatte natürlich keine Security und nichts da, das war mein Zimmer. Du rechnest ja nicht damit, wenn du im Hotel was bestellst. Das war schon scary. Die hat sich am Wagen festgehalten, in ihrer Uniform vom Ritz-Carlton, kann ich ja sagen, weil sie nicht mehr raus wollte aus diesem Zimmer. Ich glaube, ich bin dann rausgegangen und habe jemanden geholt.

Tokio Hotel im Interview mit MNRS-Redakteur Tim Kinkel
Tokio Hotel im Interview mit MNRS-Redakteur Tim Kinkel Foto: Carmen Schreib

MNRS: Gibt es eine Person, die ihr gern mal für eine Woche wärt?

Tom: Ja, auf jeden Fall. Da muss ich überlegen. Das fände ich mega, wenn man das könnte. Das würde ich viel machen. Aber wenn ich jetzt wirklich nur eine Person mal für 'ne Woche wäre ...

Georg: Es gibt so viele Menschen, mit denen ich gern mal 'ne Woche verbringen würde.

Bill: Ja, ich auch.

MNRS: Die nehmen wir auch ...

Bill: Peter Gabriel z. B. Oder Farin Urlaub.

Tom: Also bei mir wären's Politiker.

Georg: Du wärst jetzt gern 'ne Woche lang Angela Merkel oder wie?

Tom: Ja, jetzt nicht mehr, weil jetzt ist sie ja nur noch Kartoffelsuppe essen. Aber in ihrer aktiven Zeit auf jeden Fall!

Georg: Ich wäre gern 'ne Woche Elon Musk.

Tom: Mmh, ja, ist auch geil. Jetzt aktuell wäre ich, glaube ich, gern 'ne Woche Jeff Bezos.

MNRS: Habt ihr Guilty Pleasures, die ihr uns eventuell verraten wollt?

Bill: Ja, aber das Ding ist, so richtig sind das keine Guilty Pleasures, weil ich stehe ja dazu. Ich liebe Trash-TV. Ich habe heute morgen wieder "Prominent getrennt" geguckt, eine sehr gute Sendung.

Georg: Dass du die alle auseinanderhalten kannst ...

Bill: Das ist für mich einfach absolute Relaxation. Ich liebe alle Datingshows, ich gucke auch "Bachelor", "Bachelorette", "Bachelor in Paradise" - liebe ich.

MNRS: Wie findest du den aktuellen Bachelor?

Bill: Find' ich super, mit dem war ich ja auch schon mal feiern. Das habe ich ja auch im Podcast erzählt, also wir kennen uns gut. Wir haben auch mal geflirtet.

Georg: Oha.

Bill: Oder es war alles nur in meinem Kopf, aber immerhin. Also wir kennen uns sehr gut, weil er war mal bei mir in einer Sendung. Ich hatte mal 'ne Sendung, die hieß "Perfect Shot", und da war er Kandidat. Daher kennen wir uns noch. Und dann ...

Georg: ... kam das eine zum anderen.

Bill: ... kam das eine zum anderen und wir sind eine Zeitlang in Berlin um die Häuser gezogen. Ja, das liebe ich. Und Tic Tac Toe natürlich, großes Guilty Pleasure, damit bin ich aufgewachsen, die liebe ich einfach.

Georg: Mein Guilty Pleasure ist wahrscheinlich auch Bundesliga. Je älter ich werde, desto mehr Bundesliga kommt - auch ins Stadion gehen, das liebe ich einfach.

Tom: Aber das ist ja auch toll.

Gustav: Genau, das ist ja Emotion, Freude.

Georg: Für manche ist es ein Guilty Pleasure.

Tom: Ich liebe so Mittelalter-Filme: "Harry Potter", "Game of Thrones". Bei mir ist es so weit, ich könnte auch irgendwie jedes Wochenende "Braveheart" gucken oder so.

Gustav: Ich stehe auf die ganzen alten 80er und 90er. Die ganzen richtig alten Schinken.

Tom: Aktuelle Megaserie: "Yellowstone". Toll!

Bill: So gut!

"That's My Jam" mit Bill & Tom Kaulitz

MNRS: Noch eine Frage zu eurer neuen Show "That's My Jam": Wonach sucht ihr eure Gäst:innen aus? Warum z. B. Jan Delay und Jennifer Weist?

Bill: Wir haben wirklich überlegt, wen hat man noch nicht so oft gesehen. Wir wollten unbedingt Leute haben, die man sonst nicht so viel sieht und wir haben wirklich alle persönlich eingeladen. Jan Delay z. B. macht gar nicht solche Sendungen und dann musste ich wirklich das Telefon in die Hand nehmen. Ich habe jeden persönlich eingeladen. Auch Jennifer Weist, die macht sonst nicht so viel Fernsehen.

Tom: Oder auch Milky Chance.

Bill: Die hat man, glaub ich, noch gar nicht gesehen. Wir haben echt geguckt, dass wir Genres gut mischen, dass wir immer 'ne richtig bunte Show haben, wir haben ja immer vier Sandwiches. Wir wollten immer, dass es möglichst unterhaltsam ist.

Tom: Wir haben uns auch gefragt, in welchen Teams kann es lustig werden.

Bill: Wir haben einfach eine lange Liste gemacht, dann haben wir natürlich auch viele Leute eingeladen wie Palina, die gar nicht singen kann, oder Jasna Fritzi Bauer, die eigentlich Schauspielerin ist vom "Tatort". Wir haben geguckt, dass wir möglichst viele Genres und auch Jobs richtig gut durchmischen. Das war so unser Anspruch - und jetzt ist Palina mit Guildo Horn in einem Team und das wird sehr, sehr lustig.

MNRS: 12. Mai geht's los, richtig?

Bill: 12. Mai bei RTL+. Die erste Folge ist mit Jasna Fritzi Bauer und Jan Delay. Es ist auf jeden Fall sehr sehenswert, ich habe drei Sendungen jetzt schon gesehen - ist richtig geil geworden!

MNRS: Vielen Dank für das Gespräch!