Exklusiv-Interview: Prostata-Experte beantwortet alle wichtigen Fragen zur Vorsteherdrüse
Viele Männer haben mit der Prostata zu tun oder haben Angst, an der Vorsteherdrüse zu erkranken. Prof. Dr. med. Anno Graser, Facharzt für Radiologie der Radiologie München, beantwortet Männersache alle wichtigen Fragen zu dem Themenkomplex.
Interview mit dem Prostata-Experten Prof. Dr. med. Anno Graser
Männersache: Wie viele Patienten kommen wegen einer Prostatauntersuchung zu Ihnen bzw. welchen Anteil hat Männergesundheit im Alltag der Radiologie München?
Anno Graser: "Wir behandeln jährlich mehr als 3.000 Patienten, davon allein 2.000 Männer mit Verdacht auf oder bereits gesichertem Prostatakrebs – Männergesundheit spielt demnach eine große Rolle im Alltag der Radiologie München. Neben der Untersuchung der Prostata zählen hierzu auch die Diagnostik von Hodentumoren sowie der Metastasenausschluss bei einem Prostatakarzinom mittels PET-CT. Dieses ist nach wie vor die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Wird die Erkrankung rechtzeitig erkannt, sind die Heilungschancen bei Prostatakrebs jedoch sehr gut. Eine besondere Rolle spielt hierfür die bei uns angebotene modernste Bildgebungstechnik."
Männersache: Wohin bei Fragen oder der ersten Untersuchung? Hausarzt oder Urologe?
Anno Graser: "Der Hausarzt ist immer eine erste gute Anlaufstelle, wobei die Erfahrung lehrt, dass wir Männer oft nachlässig sind und daher auch oft keinen Arztkontakt haben – ganz im Gegensatz zu den Frauen, die beim Gynäkologen regelmäßig untersucht werden. Der Hausarzt kann eine Tastuntersuchung durchführen und den PSA-Wert bestimmen. Dieser gehört zwar nicht zu den Kassenleistungen, ist aber sehr wichtig und wird anhand einer Blutprobe ermittelt. Sollten Auffälligkeiten festgestellt werden, überweist der Hausarzt dann weiter an einen Urologen. Für eine qualitativ hochwertige Krebsvorsorge ist der Urologe der beste Ansprechpartner, da er bezüglich der sehr wichtigen Tastuntersuchung mehr Erfahrung hat und zudem Prostata, Nieren und Hoden auch noch mit dem Ultraschall untersucht. Grundsätzlich gehört die Vorsorge beim Mann daher in die Hand eines Facharztes für Urologie."
Männersache: Ab welchem Alter und wie häufig sollte man zur Vorsorge?
Anno Graser: "Ab dem 45. Lebensjahr sollte man(n) sich einmal im Jahr vorsorglich untersuchen lassen, und zwar in Bezug auf die Prostata, die Hoden und die Nieren (Nierenultraschall). Männer mit familiärer Vorbelastung sollten zur Vorsorge bereits ab einem Alter von 40 Jahren und im jährlichen Rhythmus vorstellig werden. Die Kosten für die Untersuchung(en) trägt i. d. R. die Krankenkasse."
Männersache: Unangenehmes Thema – kann man(n) Veränderungen auch selbst ertasten?
Anno Graser: "Ja – beispielsweise lassen sich so manche Hodentumoren entdecken. Insgesamt ist allerdings die Fehlerquote hoch. Anders als etwa bei der weiblichen Brust, die Frauen sehr gut selbst betasten und überprüfen können, empfehle ich Männern, sich an einen Experten zu wenden – bei regelmäßiger Vorsorge ist man so auf der sichereren Seite. In jedem Fall sollte man aber auf seinen eigenen Körper achten und bei Auffälligkeiten – etwa Schmerzen beim Wasserlassen, einem Druckgefühl und/oder Schmerzen im Bereich der Prostata, Blut im Urin oder Ejakulat oder auch bei Harninkontinenz – sofort einen Arzt aufsuchen. Zur Abklärung der Symptome können bildgebende Verfahren eingesetzt werden, beispielsweise MRT-Untersuchungen der Nieren, Hoden oder Prostata, etwa in der Radiologie München."
Männersache: Wie läuft eine Untersuchung beim Radiologen genau ab? Welche Technologien stehen heutzutage zur Verfügung und was können sie?
Anno Graser: "Es gibt eine Vielzahl an geeigneten radiologischen Verfahren, die zur Untersuchung des Urogenitaltraktes eingesetzt werden können. Dazu zählen MRT (Magnetresonanztomografie), CT (Computertomografie) und PET-CT (Positronen-Emissions-Tomografie). Welches bildgebende Verfahren wann zum Einsatz kommt, ist abhängig von der Situation und muss von Experten entschieden werden. Alle genannten Untersuchungen ähneln sich insofern, dass der Patient auf einer Art Liege auf dem Rücken gebettet wird und langsam in ein radiologisches Gerät, einen sogenannten Scanner, geschoben wird. Dieser ähnelt im Fall der CT einer Scheibe, bei der MRT handelt es sich um eine Röhre, wobei die Geräte heutzutage durch eine weite Öffnung und geringe Länge gekennzeichnet sind. Hier wird dann beispielsweise ein Bild der Prostata und des umliegenden Gewebes erstellt – für den Patienten völlig schmerzfrei. Speziell die mpMRT (multiparametrische MRT) der Prostata, für die die Experten der Radiologie München die höchste Qualifizierungsstufe besitzen, ist ein geeignetes und sehr verlässliches Verfahren."
Männersache: Auffälliger Befund – wie geht es weiter?
Anno Graser: "Beispiel Prostata: Bei Krebsverdacht in der MRT erfolgt nach der Untersuchung die gezielte Entnahme einer Gewebeprobe beim Urologen, wobei dann die Probe an den Stellen entnommen werden kann, an welchen die MRT eine Auffälligkeit zeigt. Dadurch lässt sich die Trefferquote einer solchen Stanzbiopsie signifikant steigern und es müssen teilweise auch weniger Proben entnommen werden. Je nach Ergebnis der Stanzbiopsie richtet sich dann die Weiterbehandlung des Patienten, die individuell auf ihn abgestimmt wird. Die Behandlung erfolgt beim Facharzt für Urologie. Es kommt also insgesamt auf eine gute Zusammenarbeit zwischen den Fachdisziplinen an – dieser Dialog ist eine der großen Stärken der Radiologie München und ihrer klinischen Partner."
Männersache: Herr Graser, vielen Dank für das Gespräch!
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