Otto-Waalkes-Show im TV: WDR zeigt Warnhinweis!
Muss die Historie mit Warnschildern versehen werden, weil sie grob, beleidigend und rassistisch ist? Ein Lehrstück darüber, wie die Gegenwart mit der Vergangenheit umgeht.
Wir haben einen Geburtstag zu feiern, Otto Waalkes ist dieses Jahr 75 Jahre alt geworden. Ein Grund auf sein Werk zu reflektieren denkt sich der WDR und zeigt diverse Shows des Blödebarden. Das Problem dabei: Um das Phänomen Waalkes zu verstehen und ihn für sein Lebenswerk zu würdigen muss man vorne anfangen, das heißt in den 70ern.
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Weil das aber verdammt lange her ist und sich seitdem Einiges geändert hat, entschließt sich der Sender, vor Beginn der Videos einen Warnhinweis zu platzieren, der die Inhalte als in Teilen diskriminierend ausweist, wie welt.de berichtet. Es bleibt unklar, welche Szenen genau damit gemeint sind. Im Wortlaut: "Das folgende Programm wird, als Bestandteil der Fernsehgeschichte, in seiner ursprünglichen Form gezeigt. Es enthält Passagen, die heute als diskriminierend betrachtet werden."
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Otto Waalkes und Lisa Simpson
Natürlich, ein Teil des Waalkes-Humors basiert auf Stereotypen und Vorurteilen, kommt gerne mal recht derbe herüber, ist aus heutiger Sicht schlichtweg rassistisch. Und nun? Finger davon lassen, Geburtstag nicht würdigen?
Fragen wir Lisa Simpson zu diesem Thema. In einer Episode der "Simpsons" reflektiert sie dazu wie folgt: "Das ist schwer zu sagen. Dinge, die vor Jahrzehnten ohne Hintergedanken geschrieben wurden und die über die Jahre gefeiert wurden, sind heutzutage politisch inkorrekt. Was willst du machen?"
Einordnung in den historischen Kontext
Lisa hat also auch keine definitive Antwort, gibt aber sicherlich einen wichtigen Denkanstoß. Und so weit scheint es dann heutzutage auch bereits gekommen zu sein, man wird von einer Comic-Figur darüber aufgeklärt, wie sehr man sich da möglicherweise in etwas verrannt hat.
Letzten Endes ist es auch ein Plädoyer dafür, das ganze Thema etwas weniger verkrampft zu sehen und nicht hinter jeder Jahrzehnte alten Bemerkung Hochverrat zu wittern. Oder einfacher: Jeder Äußerung sollte aus ihrem historischen Kontext heraus betrachtet und entsprechend bewertet werden.
Moralvorstellungen und Lachmuskelkater
Das dürfte allemal besser sein, als die Cancel Culture voranzutreiben. Und Otto? Darauf angesprochen sagt er "Das ist nun ein halbes Jahrhundert her. Die Moralvorstellungen haben sich seit 1970 gewandelt, jede Zeit hat ihre eigenen Tabus. Komik hat ja immer etwas Anstößiges, weil sie alltägliche Regeln verletzt. Ich war damals Student und habe Scherze gemacht, von denen sich vor allem Autoritäten verletzt fühlten."
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Und Otto wäre nicht Otto, wenn er nicht auch noch dieses hinzufügen würde: "Vor Komik kann gar nicht genug gewarnt werden. Vor allem die 'Otto-Show' kann bei Konsumenten zu unkontrollierbaren Heiterkeitsausbrüchen und Lachmuskelkater führen." Er schließt, scheinbar auch etwas resigniert: "Als ob es keine anderen Probleme gäbe als alte Otto-Scherze."