Welt der Wunder

DAS sind die größten Fälschungen der deutschen Geschichte

Die gefälschte Invasion, die das deutsche Volk in den Ersten Weltkrieg trieb die gefälschte Urkunde, die eine Familie die halbe Welt beherrschen ließ die gefälschte Revolution, die die erste Demokratie Deutschlands verhinderte die gefälschten Ermittlungen, die den rechten Terror in der Bundesrepublik schützten.

Erster Weltkrieg
Szene aus dem Ersten Weltkrieg. Foto: Getty Images / General Photographic Agency
Auf Pinterest merken

Die größten Fälschungen der deutschen Geschichte

Jedes Land hat seine Fälschungen. Viele sind harmlos – und verschwinden so schnell, wie sie aufgetaucht sind. Doch es gibt auch Fälschungen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Fälschungen, die wie Krebsgeschwüre wachsen, sich ausbreiten – und ein ganzes Land und seine Menschen verändern. Fälschungen, die bis heute wirken, die bis heute Schaden anrichten.

Auch interessant:

Und obwohl Länder wie Russland und China aktuell zu den größten Fälschern gehören, hat kein Land mit falschen Behauptungen und Lügen so viel Schaden angerichtet wie Deutschland – für andere und für sich selbst.

Besonders gefährlich sind falsche Behauptungen, die eine ungeahnte Kettenreaktion hervorrufen – die eine Lawine des Hasses lostreten, die alles Reine und Gute unter sich begräbt. Die wohl größte Verdrehung von Tatsachen ist die Dolchstoßlegende zum Ende des Ersten Weltkriegs: 1919 bezichtigt das Militär unter Paul von Hindenburg die bürgerlichen Parteien, Deutschland verraten zu haben. „Die deutsche Armee ist von hinten erdolcht worden“, sagt er wörtlich. Eine falsche Schutzbehauptung, die wahrscheinlich mehr Tote verursachte als jede andere – und die sich dennoch zur damaligen Zeit mit der Wahrnehmung der deutschen Bevölkerung deckt. Der Grund: Die deutsche Kriegspropaganda stellt wider besseres Wissen bis kurz vor Kriegsende einen Sieg in Aussicht.

Dabei ist es Hindenburg selbst, der 1917 – als man mit dem Feind noch auf Augenhöhe verhandeln kann – einen Verständigungsfrieden ablehnt. Doch damit nicht genug: Nachdem Hindenburg das Deutsche Reich so in eine militärische Sackgasse manövriert hat, verliert er im Zuge des alliierten Frontdurchbruchs am 3. August 1918 vollkommen die Nerven – und lässt über seine Generalität eigenmächtig den deutschen Rückzug verkünden. Dies ist der eigentliche Dolchstoß für die deutschen Soldaten. Denn dank dieses fatalen Signals haben die Alliierten jetzt die Gewissheit, dass sie ihren Feind geschlagen haben – bis dahin wissen sie nicht, wie stark die deutsche Armee tatsächlich noch ist. Eine Gewissheit, die sie später dazu nutzen, in Versailles den Frieden nach ihren Bedingungen zu diktieren.

Wer glaubt, dass solche Fälschungen heute nicht mehr durchgehen würden, irrt sich – die Verdrehung von Tatsachen und Fakten ist heute aktueller denn je. Nicht nur in Deutschland, sondern überall auf der Welt nutzen Populisten gefälschte Informationen für ihre Zwecke – und das sehr erfolgreich. Dabei bedienen sie sich der Werkzeuge, die schon vor 100 Jahren die Welt ins Chaos gestürzt haben. So wurde die Terminologie vom Dolchstoß beispielsweise wieder benutzt, als es um die Flüchtlingsfrage ging – Bundeskanzlerin Angela Merkel habe das deutsche Volk verraten, hieß es in den sozialen Netzwerken.

Es sind solche falschen Behauptungen und Formulierungen, die Hass schüren und die Wahrheit angreifen. 1919 führte die Dolchstoßlegende zum Aufstieg extremer Parteien und zu Morden an Politikern wie Matthias Erzberger im August 1921 und Walther Rathenau im Juni 1922. Keine 100 Jahre später gibt es auch in Deutschland wieder Morde an Poltikern wie den am CDU-Abgeordneten Walter Lübcke im Juni 2019. Der Versailler Vertrag wurde vor 100 Jahren letztendlich zum Katalysator für die NSDAP unter Adolf Hitler, der schließlich Europa – und die ganze Welt – in Brand setzte.

*Affiliate-Link