Die Glyphosat-Akte: Wie viel Pflanzengift steckt in meinem Müsli?
Ein gesundes und nahrhaftes Müsli gehört für viele Deutsche auf den Frühstückstisch. Doch wie gesund ist es wirklich?
Glyphosat-Klage in Millionenhöhe
Es ist eine gigantische Summe. Am 10. August 2018 wird Monsanto von einem kalifornischen Gericht zu einer Schadenersatzsumme in Höhe von 289 Millionen Dollar verurteilt, die mittlerweile auf 78 Millionen Dollar reduziert wurde. 39 Millionen Dollar soll davon Dewayne Johnson als Schadenersatz bekommen. Das Problem: Der 46-Jährige wird das Geld kaum ausgeben können – denn er ist sterbenskrank.
Nachdem der Hausmeister jahrelang mit dem Pestizid Glyphosat gearbeitet hat, ist er an Lymphdrüsenkrebs erkrankt. Das Gericht sieht es als erwiesen an, dass der Hersteller Monsanto die Nutzer nicht ausreichend vor den Gesundheitsrisiken des weltweit am häufigsten eingesetzten Unkrautvernichters gewarnt habe.
Deutsche Politiker als Teil der globalen Glyphosat-Lüge
Dazu passt, dass die Weltgesundheitsorganisation WHO Glyphosat schon 2015 als "wahrscheinlich krebserregend" einschätzt. Und auch die deutsche Agrarministerin Julia Klöckner verkündet im April 2018, sich für eine Einschränkung des Pestizids, das in Deutschland auf 40 Prozent aller Äcker zum Einsatz kommt, stark zu machen. Was die Bundesregierung jedoch verschweigt: 2017 setzt sich der damalige Bundesminister Christian Schmidt in der EU-Kommission erfolgreich für eine Verlängerung der Zulassung von Glyphosat in Europa ein – und das nur wenige Monate, nachdem die deutsche Bayer AG den amerikanischen Chemie-Konzern Monsanto für 66 Milliarden Dollar gekauft hat und Glyphosat von einem Tag auf den anderen ein deutsches Produkt wurde.
Nur mithilfe der deutschen Stimme wird die Zulassung im letzten Winter schließlich für fünf weitere Jahre beschlossen. Zwar gibt es bis heute keine Beweise, dass Bayer Einfluss auf die Politik genommen hat, die Verdachtsmomente sind jedoch nicht von der Hand zu weisen. Christian Schmidt beruft sich auf das Glyphosat-Gutachten des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), das eben jenes Unkrautvernichtungsmittel als "ungefährlich" einstuft. Woher diese Einschätzung kommt? Entscheidende Passagen im Gutachten des BfR sind identisch mit dem Zulassungsantrag von Monsanto. Zudem sortieren die Experten wichtige Studien, die eine Krebsgefahr nahelegen, als irrelevant aus.
Krebserregendes Glyphosat im Müsli
Fakt ist jedoch: In den vergangenen Jahren wurde das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat bei mehreren Tests in vielen Lebensmitteln nachgewiesen. So waren 7 von 29 getesteten Getreideprodukten mit dem Pflanzengift versetzt (darunter Müsli, Haferflocken, Schwarzbrot und Knäckebrot) – wenn auch in geringen Mengen unter dem zulässigen Grenzwert von zehn Milligramm pro Kilo. Zudem entdeckte die Stiftung Warentest in 18 von 20 überprüften alkoholfreien Biersorten Glyphosat.
Aber wenn Glyphosat laut BfR und Monsanto-Studien keine Gefahr für den Menschen darstellt, warum führen dann zum Beispiel große Mengen des Pflanzengifts in Futtermitteln bei Schweinen zu missgebildeten Totgeburten und kranken Tieren. Kann der menschliche Organismus etwa Glyphosat besser abbauen? Nein, das Pestizid lässt sich bei mehr als 70 Prozent der Deutschen im Urin nachweisen – und in der Muttermilch. Mit anderen Worten: Jeder Mensch nimmt vom ersten Tag seines Lebens Glyphosat zu sich. Auch dank der deutschen Regierung gilt dies bis mindestens 2022.