Experte verrät: Das ist die passende Kleidung beim Vorstellungsgespräch
Wer sich ordentlich herausputzt, hinterlässt zumeist Eindruck. Das ist nicht die schlechteste Idee für ein Vorstellungsgespräch. Aber auf was genau sollte man besonders achten?
Kleider machen Leute
"Kleider machen Leute" ist der Titel einer Novelle des Schweizer Dichters Gottfried Keller. Ob er beim Schreiben der Novelle an unsere modernen Zeiten und speziell an Vorstellungsgespräche gedacht hat, ist nicht überliefert. Fakt ist allerdings, der von Ihm geprägte Satz beeinflusst uns Menschen bis heute, nicht nur im Vorstellungsgespräch.
Wissenschaftliche Untersuchungen mit Fotos, in denen ein und dieselbe Person in unterschiedlicher Kleidung fotografiert wurde, löste bei den Betrachtern (in wenigen Millisekunden) unterschiedliche Wahrnehmungen aus. Je wertiger die Kleidung, desto kompetenter der Eindruck, den die Person auf dem Bild vermittelte.
Natürlich wird ein Outfit nicht über fehlendes Wissen oder Kompetenz hinwegtäuschen können, doch der berühmte erste Eindruck zählt immer noch. Da wir Menschen sowohl eine rationelle als auch eine emotionale Seite besitzen (die emotionale Seite ist dabei die deutlich größere), findet der erste Kontakt immer auf der emotionalen Seite statt.
Tipp 1: Wir können durch die Auswahl unserer Kleidung positiv auf unsere Gesprächspartner wirken!
Welche Kleidung passt zur Firma?
Falls du nun glaubst, mit dem dunklen Anzug oder Kostüm geht schon mal alles klar: Dem ist leider nicht so!
Wie lösen wir das Dilemma? Ein Vorstellungsgespräch ist wie ein offizieller Termin, daher drückt die Kleidung, die du wählst auch den Respekt aus, den du deinem Gegenüber im Gespräch zollst.
Während im Bankenbereich immer noch ein Anzug (unter Umständen mit Krawatte) weitaus häufiger anzutreffen ist, stellt sich zum Beispiel die Medien- und Kreativbranche völlig anders dar. Da würde der Anzug mit Krawatte bzw. das Kostüm eher overdressed wirken.
Heute gilt es beim Sammeln von Informationen über den künftigen Arbeitgeber auch zu recherchieren, wie denn die Anforderungen in der jeweiligen Branche bezüglich der richtigen Kleidung sind.
Tipp 2: Wirf mal einen Blick auf die Website Ihres künftigen Arbeitsgebers und suche dort nach Bildern zu öffentlichen Auftritten oder Firmenveranstaltungen. Vielleicht findest du dort sogar Bilder deiner Gesprächspartner und erkennst, welcher Look bei offiziellen Anlässen als angemessen erachten wird.
Lieber etwas overdressed
Ein klassisches Beispiel stellen Versicherungskonzerne dar. Im Kundenkontakt ist für Männer der Anzug Pflicht. Natürlich wird dort intern der Anzug auch ohne Krawatte getragen. Stellen wir uns vor, du entscheidest dich, das Vorstellungsgespräch zwar mit Anzug, jedoch ohne Krawatte zu absolvieren.
Im Termin sitzen deine Ansprechpartner dagegen mit Krawatte. Nun werden deine Gedanken bereits zu Beginn des Gespräches darum kreisen, warum du nicht doch eine Krawatte angezogen hast. Wählst du dagegen die Krawatte und die Gesprächspartner komme ohne, bist du zwar overdressed, aber auf der sicheren Seite.
Tipp 3: Im Vorstellungsgespräch ist ein dezentes und konservatives Auftreten ein Zeichen von Respekt und Höflichkeit. Welche Kleidung im Berufsalltag – wenn du den Job hast – getragen wird, ist ein ganz anderes Thema.
Welche Kleidung zu welcher Funktion?
Jetzt haben wir ja bereits über konservative Kleidung gesprochen und uns dabei auch beim Businessanzug aufgehalten, doch die passende Kleidung hängt auch immer von der künftigen Tätigkeit ab.
Bisher haben wir verstärkt den kaufmännischen Bereich betrachtet. Nehmen wir das Handwerk oder die IT-Branche, wäre ein Anzug mit Krawatte dort sicherlich overdressed.
In jenen Berufszweigen gilt die Devise der gepflegten Freizeitbekleidung. Eine schlichte Hose (Stoff oder Jeans), Hemd oder Pullover und gepflegte Schuhe sind immer eine gute Wahl. Achte dabei darauf, dass dein Outfit harmonisch zusammenpasst.
Tipp 4: Wenn du dir unsicher bist, schau einfach mal auf die Webseiten der großen Bekleidungsanbieter. Dort werden gerne passende Outfits präsentiert, die dem aktuellen Modegeschmack entsprechen. Anschließend ein Blick in den eigenen Kleiderschrank und eine ähnliche Kombination auswählen.
Piercing, Tattoos, etc.
Natürlich wird dir jeder auf die Frage, ob Piercings und Tattoos gesellschaftsfähig sind, mit „Ja“ antworten. Und wenn du dich in einem Piercing- oder Tattoo-Studio bewirbst, ist es sicher auch sinnvoll, seinen eigenen Körperschmuck deutlich zu präsentieren.
Doch auch hier empfiehlt sich in einem Bewerbungsgespräch ein eher zurückhaltender Auftritt, da du einfach nicht weißt, wie dein künftiger Arbeitgeber zu Körperschmuck steht. Später, wenn du den Job hast, sieht die Welt - wie bereits erwähnt - anders aus.
Tipp 5: Decke daher in einem Bewerbungsgespräch Tattoos ab und entferne – soweit möglich – sichtbare Piercings.
Sich Wohlfühlen
Zum Schluss der aus meiner Sicht wesentlichste Punkt zur passenden Kleidung im Vorstellungsgespräch. Trage Kleidung, in der du dich wohlfühlst. Passt die gewählte Kleidung nicht, zwickt und kratzt Sie, oder bist du einfach kein Kostüm- oder Anzug-Typ, dann wirst du dich unwohl fühlen. Dein Gesprächspartner wird es wahrnehmen.
Er wird es nicht zwingend mit deiner Kleidung in Verbindung bringen, doch dein Unwohlsein hinterfragen. Daher bleibst du besser authentisch und trägst in deinem Bewerbungsgespräch die Kleidung und auch die Schuhe, die dir ein gutes Gefühl geben. Dein Gesprächspartner wird es registrieren und du wirst deine Nervosität schneller überwinden.
In diesem Sinne – viel Erfolg beim Vorstellungsgespräch!