Wie mixe ich Cocktails richtig? Die große Renaissance der Hausbar!
Zugegeben, die Faszination für Cocktails ist bei vielen bestimmt schon erwacht, als Tom Cruise in seinem 80er-Klassiker die Shaker herumgewirbelt hat.
Geschüttelt, nicht gerührt!
Noch mal cooler wurde das Mixen von Drinks aber erst, als die bunten Säfte nach und nach durch schlichte Gins, Whiskys & Co. ersetzt wurden. Wer sich bisher nicht getraut hat: Die Feiertage sind doch der perfekte Anlass, um in die Welt der Mixologie einzutauchen!
Man nehme etwas Ziegenfett, vermenge es mit Bourbon-Whisky und mixe aus dem fatwashed Schnaps nach einigen Tagen eine Variante des klassischen Negroni - den Boulevardier.
Klingt merkwürdig? Ergibt laut Cocktail-Enthusiast Erik Pfauth aber den besten Drink, den er je probiert hat!
Die Renaissance der Barszene
Was diese Anekdote definitiv zeigt: Cocktails haben schon lange nichts mehr mit den Saft-Mixgetränken des letzten Jahrtausend zu tun! Alles begann Anfang der 2010er, als die Barszene eine echte Renaissance erlebte. "Vielen wurde erst da so richtig bewusst, welche Magie hinter der Handwerkskunst Mixologie steckt", erklärt Erik Pfauth.
Er selbst trieb sich in der Zeit ebenfalls viel in Bars herum und war begeistert von den aromatischen Abenteuern, die ihm dort ins Glas abgeseiht wurden. Die Idee für das "Drink Syndikat" war geboren! Zusammen mit seinem Freund Jens Hoffmann gründete er 2014 einen Shop mit Cocktail-Sets, mit denen auch Anfänger zu Hause tolle Drinks zubereiten können.
Regelmäßig arbeiten die beiden heute dafür mit namhaften Bartendern zusammen - doch auch Erik selbst schwirren ständig hochprozentige Ideen im Kopf herum. Wenn er einen berühmten Drink verändern könnte, wäre es der Manhattan: "Ich würde die oft verwendete Maraschino-Kirsche entziehen und ihm stattdessen eine Kirsche schenken, die ich vorher für mehrere Monate in Whisky, Wermut und winterlichen Gewürzen wie Ingwer, Nelken, Sternanis und Zimt eingelegt hätte", schwärmt Erik.
Und damit noch nicht genug: "Statt des roten Wermuts würde ich zu einem hochwertigen, süßen Madeira greifen. Der Drink bekommt dadurch eine wunderbare Komplexität und Würze."
Die Frage, wie wir Drinks für die Feiertage abwandeln können, hätte sich damit dann auch geklärt. Die wichtigste Regel beim Mixen von Drinks lautet sowieso: Erlaubt ist, was schmeckt!
Welcher Drink bei zwei echten Kennern an den Feiertagen serviert wird? Ganz klar: ein festlicher Schaumwein-Cocktail wie der Old Cuban oder der French 75, erzählen Erik Pfauth und Jens Hoffmann, Gründer vom "Drink Syndikat".
Eriks erste Wahl: der Negroni
Der Negroni ist ein echter Aperitif-Klassiker. "Vor dem Dinner bewirkt er, dass unsere Geschmacksknospen geöffnet werden“, erklärt Experte Erik Pfauth - der perfekte Start also für Festtagsmenüs!
Zutaten für 2 Gläser:
1 Bio-Orange
Eiswürfel
6 cl Campari
6 cl Gin
6 cl roter Wermut
Orange heiß abwaschen, trocknen und zwei Streifen Orangenschale mit einem Messer herunterschneiden. Campari, Gin und Wermut in ein Mixgefäß gießen, mit Eiswürfeln auffüllen und umrühren.
Zwei Tumbler mit Eis befüllen, Negroni zu gleichen Teilen durch ein Sieb in die Gläser abseihen. Je eine Orangenschale über jedem Tumbler ausdrücken, über den Rand der Gläser reiben und als Garnitur in die Drinks legen.
Das Auge trinkt mit
So wird jeder Drink zum Hingucker: Investiere in ein paar Highball-, Tumbler- und Coupette-Gläser. Mit diesen drei Stilen kann man nahezu alle Cocktails präsentieren.
Der Trend in den Top-Bars geht zu immer weniger Dekoration. Eine über dem Drink angedrückte Zitruszeste oder wenige frische Kräuter sind meist ausreichend, um gewisse Aromen im Drink zu unterstreichen.
Drinking out of the Box
Schluss mit dem altbekannten Motto "The same procedure as every year"! Dieses Jahr setzen wir an den Feiertagen auf exklusive Drinks. Ohne großen Auffand klappt das mit dem Cocktail-Set "Tasty Gin Adventures" vom Berliner Drink Syndikat.
Hier verschmelzen zeitlose Eleganz und reine Abenteuerlust zu einem unwiderstehlichen Mix, der moderne Gentlemen mit einem Faible für außergewöhnliche Gin-Kreationen mit Yuzu, Bergamotte und Granatapfel begeistert.
Alles, was du für die ganz besondere Festtagslaune brauchst, ist in der Box enthalten: drei raffinierte Rezepte, zahlreiche Tipps und die Zutaten für sechs festliche Drinks. Lediglich Eis und frische Limetten müssen noch ergänzt werden. Cheers!
Das kleine Mixologie-Einmaleins von Erik Pfauth
Welcher Drink eignet sich besonders für Einsteiger?
Ich empfehle, den Daiquiri und Abwandlungen davon auszuprobieren. Er kombiniert Rum mit Limette und Zuckersirup. In einem nächsten Schritt kann man den Drink mit der großartigen Champagner-Variation Old Cuban auf ein nächstes Level heben.
Gibt es eine Faustregel für gute Drinks?
Ein Drink ist dann harmonisch, wenn er eine ausgewogene Kombination von süß, sauer und bitter aufweist. Für einen Sour lautet die Faustregel: 5 cl Spirituose, 3 cl Zitrussaft, 2 cl Sirup und eventuell wenige Tropfen Cocktail Bitters. Dieses Verhältnis kann je nach persönlichem Geschmack oder verwendeten Zutaten angepasst werden.
Wie können auch Laien selbst Drinks kreieren?
Es ergibt Sinn, sich mit den klassischen Cocktail-Rezepturen auseinanderzusetzen und zu überlegen: Wie kann ich die Rezeptur durch Veränderung nur einer einzigen Zutat modifizieren? Weniger ist hierbei mehr. Der klassische Whiskey Sour besteht beispielsweise aus Bourbon Whiskey, Zitronensaft und Zuckersirup. Die Süßungsquelle würde ich beispielsweise mit einer hellen Marmelade ersetzen, um mich schrittweise einer neuen Kreation zu widmen.
Womit liegt man 2024 voll im Trend?
Gut gemachte, alkoholfreie Cocktails, die sich von den klassischen Saftcocktails der 90er-Jahre in ihrer Raffinesse abheben, sind sicherlich ein großer Trend in den Bars. Zu Hause kannst du dafür einfach sogenannte Shrubs ausprobieren. Sie kombinieren Früchte, Zucker und Fruchtessig, können selbst hergestellt werden und liefern eine wunderbare Basis für komplexe, alkoholfreie Cocktails.
Was sollten wir außerdem nicht verpassen?
Wir beobachten, dass verstärkt mit alternativen Säurequellen experimentiert wird. Statt Saft von importierten Limetten- oder Zitronen zu verwenden, kommen z. B. Verjus, der Saft unreifer Trauben, oder dezente Mengen Essig zum Einsatz.
Zu wild gemixt?
"Es gibt sinnvolle Reihenfolgen, die man einhalten sollte, um den Kopfschmerz am nächsten Tag zu vermeiden", weiß Experte Erik Pfauth: Zuerst ein Aperitif, darauf sollte ein Zitrus-haltiger Drink (etwa French 75 oder Daiquiri) folgen. "Old Fashioneds oder Manhattans mit ihrem komplexen Tiefgang würde ich zu späterer Stunde in einem entspannten Umfeld genießen."
How to: Hausbar
Diese alkoholischen Allrounder dürfen in keiner heimischem Bar fehlen:
Ohne Umdrehungen
Zu vielen Spirituosen-Klassikern gibt es mittlerweile auch alkoholfreie Alternativen. Wie wäre es etwa mit einem Null-Prozent-Botanical, der wie Gin verwendet werden kann?
1. Für Modebewusste: Gin
Besonderheit: Die Spirituose auf Basis von Wacholderbeeren und Botanicals (pflanzliche Beimengungen und Gewürze) ist nach wie vor in
Herkunft: London
Alternative: Regionaler Gin aus Deutschland oder alkoholfreie Botanicals
Umdrehungen: mindestens 37,5 vol. %
Geschmacksrange: würzig, zitrisch bis kräftig-frisch
Einsatzgebiet: Klassisch als Gin Tonic oder fruchtig gemixt mit Grapefruits oder Brombeeren
2. Für Genießer: Whisky
Besonderheit: Es empfiehlt sich, mehrere Whiskys vorrätig zu haben - für den puren Genuss etwa einen Single Malt Scotch, zum Mixen einen Blended Whisky
Herkunft: Schottland
Alternative: Neben dem schottischen Whisky darf auch ein amerikanischer Bourbon nicht fehlen
Umdrehungen: mindestens 40 vol. %
Geschmacksrange: würzig-malzig, holzig-rauchig bis floral
Einsatzgebiet: Als Basis zahlreicher Cocktail-Klassiker (Old Fashioned, Manhattan, Sour) oder pur on the Rocks
3. Für Lässige: Brauner Rum
Besonderheit: Die dunkle Farbe entsteht durch einen mehrjährigen Reifeprozess in Holzfässern
Herkunft: Karibik
Alternative: Weißer (ungereifter) Rum für Longdrinks und diverse Cocktails
Umdrehungen: mindestens 37,5 vol. %
Geschmacksrange: süßlich bis würzig mit Noten von etwa Vanille, Eiche oder Tabak
Einsatzgebiet: Für Urlaubsflair als Mai Tai oder etwas ausgefallener mit Limettensaft und Zucker als Ti Punch
4. Für Puristen: Vodka
Besonderheit: Als Faustregel gilt: Ein Premium-Vodka wird mindestens viermal destilliert
Herkunft: Russland/ Polen
Alternative: Flavoured Vodka als aromatische Ergänzung der Hausbar
Umdrehungen: zwischen 37,5 und 40 vol. %
Geschmacksrange: neutral
Einsatzgebiet: Stilvoll als Moscow Mule oder fruchtig als Cosmopolitan
5. Für Mix-Meister: Roter Wermut
Besonderheit: Bei Wermut (international auch Vermouth) handelt es sich um Wein, der mit zusätzlichem Alkohol, Gewürzen und Kräutern versetzt wird - je nach Zuckergehalt unterscheidet man zwischen süßem (130 g/ l) bis hin zu extra trockenem Wermut (unter 30 g/ l)
Herkunft: Italien
Alternative: Weißer Wermut
Umdrehungen: zwischen 14,5 und 22 vol. %
Geschmacksrange: würzig-fruchtig bis bitter mit Kräuternote
Einsatzgebiet: Klassisch mit Gin und Campari als Negroni oder im Manhattan
6. Für Liebhaber: Cognac
Besonderheit: Der edle Weinbrand aus Frankreich bringt einen Hauch von Luxus in die Hausbar und verlangt nach einer Zigarre als Begleitung.
Herkunft: Frankreich
Alternative: Brandy
Umdrehungen: mindestens 40 vol. %
Geschmacksrange: fruchtig-süßlich mit subtiler Karamellnote bis würzig-nussig
Einsatzgebiet: Pur im stilvollen Schwenker oder als Beigabe zu Klassikern wie dem Sidecar
Und sonst so?
"Ebenso wichtig wie die grundlegenden Spirituosen sind gut gemachte Liköre, etwa Holunderblütenlikör oder Orangenlikör sowie Cocktail Bitters wie Orange Bitters oder Aromatic Bitters", erklärt Erik Pfauth.
Und wie sieht es mit Werkzeugen aus? "Ein sogenannter Jigger hilft beim Abmessen der Drinks. Ein Hawthorne Strainer macht uns das Leben beim Abgießen einfacher. Ein Rührglas und ein Shaker sollten natürlich auch nicht fehlen, auch wenn man diese etwa durch ein Einweckglas gut ersetzen kann. Damit ist man erst mal gut aufgestellt."