Psychopathen der Weltgeschichte

Caligula: Vom Kaiser zum Serienkiller

Wie wird aus einem Hoffnungsträger ein wahnsinniger Psychopath? Es gibt wohl kaum eine historische Persönlichkeit, die so viele Kriterien des Psychopathen-Tests erfüllt wie der junge Kaiser Caligula.

Caligula ist auch als Kaiser Augustus bekannt
Caligula ist auch als Kaiser Augustus bekannt Foto: iStock / alessandro0770
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Schon als Kind ist er verhaltensauffällig: Als Jugendlicher erlebt er Folter, Vergewaltigungen und Morde an Gefangenen durch Kaiser Tiberius, seinen Ziehvater, – Untaten, die er selbst noch übertreffen wird.

Als er 37 nach Christus an die Macht kommt, kann Caligula seine psychopathischen Eigenschaften aber noch in Schach halten. Tatsächlich sind seine ersten Amtshandlung beim Volk extrem beliebt, weil sie viele der drakonischen Strafen von Kaiser Tiberius abschaffen.

Doch von einem Tag auf den anderen wird aus Caligula ein Ungeheuer. Jahrhundertelang rätselten Historiker, was der Auslöser für diesen Wandel gewesen ist. Und Psychologen fragten: Warum werden einige psychopathisch veranlagte Menschen auffällig und andere nicht? Bei Caligula war der Co-Faktor selbst für erfahrene Forscher eine Überraschung: Er steckte im Wein.

Caligula: Vom Kaiser zum Serienkiller

Zur Einordnung: Da der heimische Wein den Römern zu trocken und herb ist, wird er mit Defrutum gesüßt – Traubensaft, der mit Gewürzen so lange eingekocht wird, bis er dickflüssig und süß ist. Um die Süße noch zu verstärken, kochen die Winzer Defrutum in Bleigefäßen.

Beim Kochen löst sich aus dem Blei der Bleizucker – ein chemisches Salz, das hochgiftig ist. Blei wird vom Körper nur sehr langsam ausgeschieden, es sammelt sich bei ständiger Aufnahme im Blut und in den Knochen an.

Die Folgen sind Herz-Rhythmus-Störungen, Blutarmut, Nierenschäden und schließlich derTod durch Kreislaufversagen. Aus der heutigen Forschung weiß man, dass Blei im Körper auch das Nervensystem angreift und psychische Störungen verstärken oder auslösen kann.

Kaiser Caligula ist bereits vorgeschädigt. Seit seiner Kindheit bei Tiberius leidet er an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung: Er will verehrt werden – Verrat an seiner Person ist für ihn die größte Sünde.

Als junger Mann ist Caligula auf allen Festen und Orgien unterwegs – und seine Vorliebe für gesüßten Wein ist legendär. Die hohen Bleikonzentrationen verstärken nicht nur Caligulas Persönlichkeitsstörung, sondern schalten auch alle moralischen Schutzfunktionen aus: Caligula wird zum psychopathischen Monster.

Er foltert, vergewaltigt und mordet. Mit jedem Schluck vergiftet sich der Kaiser weiter und trinkt sich so um den Verstand. Vier Jahre lang müssen ihn die Römer ertragen, bis er einer Verschwörung seiner eigenen Leibgarde zum Opfer fällt. Das römische Reich aber wird sich nie wieder von den Gräueltaten erholen – und wird zur Militärdiktatur.