500-Euro-Note: Wie viel ist dieser Geldschein wert?
Seit April 2019 werden keine 500-Euro-Scheine mehr von den Zentralbanken ausgegeben. Doch noch immer sind 500 Millionen unbegrenzt gültige Exemplare im Umlauf. Ermittler beobachten einen erstaunlichen Prozess: Im gleichen Maß, wie die Stückzahl der verbleibenden 500er-Noten sinkt, steigt ihr Wert …
Der 500-Euro-Schein
42 Milliarden Euro betrug der Wert der letzten Charge 500-Euro-Scheine, die die Österreichische Notenbank bereits 2014 in Auftrag gegeben hat. Bei Herstellungskosten von etwa neun Cent pro Stück kosteten die 85 Millionen "Lilanen" gerade einmal acht Millionen. Die sogenannte Seigniorage, also die Einkünfte einer Zentralbank durch das von ihr ausgegebene Geld, sind bei den 500ern am höchsten.
Wo die "großen" Scheine aber letztlich landen, ist Trends unterworfen: Auf dem Höhepunkt der Immobilienblase 2007 kursierte ein Viertel der 500er in Spanien: Zusätzlich zum offiziellen Kaufpreis eines Hauses wurde damit "schwarz" ein Bonus bezahlt – steuerfrei.
131,2 Quadratzentimeter Fläche misst ein "Lilaner" und ist damit der größte aller Euro-Scheine. Gleichzeitig ist dieses 1,12 Gramm schwere Stück Baumwollpapier eine der wertvollsten Banknoten der Erde. Den Spitzenplatz nimmt die relativ seltene 10 000-Brunei-Dollar-Note ein (etwa 6700 Euro). Weitaus bedeutender ist die 1000-Schweizer-Franken-Note (etwa 920 Euro), unter Kriminellen eine Anwärterin auf die Nachfolge des 500-Euro-Scheins. Die Zahl der im Umlauf befindlichen 1000er steigt seit Jahren rasant auf derzeit 48 Millionen, das entspricht jeder zehnten Schweizer Banknote. Der Anteil der 500er an allen Euro-Scheinen liegt nur bei etwa zwei Prozent.
Von Ratten angeknabbert
Knapp zehn Kilogramm wiegt eine Million Dollar in 100-Dollar-Scheinen, der größten verfügbaren US-Banknote. In 500-Euro-Scheinen sind es dagegen gerade einmal zwei Kilogramm. Für Menschen, die anonym große Summen bewegen wollen, ist der 500-Euro-Schein daher das Mittel der Wahl. Zehn Millionen Euro in 500ern benötigen drei Aktenkoffer, in 50ern dagegen schon 24. Gerade Kriminelle haben oft derartige Platzprobleme.
So lagerte der chinesische General Xu Caihou einige Millionen US-Dollar an Bestechungsgeldern in heimischer Währung, deren größter Schein nur 14 Dollar entspricht. Er benötigte dafür das Äquivalent von zwölf Sattelschleppern, was irgendwann auffiel. Der Drogenbaron Pablo Escobar verlor bis zu zehn Prozent seines Milliarden-Barvermögens jährlich, weil Ratten die Bündel anknabberten. Kein Wunder, dass Kriminelle die Ausgabe der Euro-Banknoten 2001 begeistert aufnahmen – und weltweit Dollar durch Euro ersetzten.
65 Euro-Banknote
65 Euro-Banknote hat jeder Einwohner der Euro-Zone statistisch in seiner Tasche, davon zwei 500er. Sie nicht? Die Bundesbank schätzt, dass die Hälfte aller Banknoten im Ausland lagert. Auffällig häufig befinden sich 500-Euro-Noten in Gebieten mit hohem Schwarzmarktanteil: Eine Untersuchung aus Italien zeigt, dass sie gerade in Grenznähe zirkulieren, wohl um Werte unauffällig an der Steuer und/oder den Strafverfolgungsbehörden vorbei ins Ausland zu schaffen. Von dort aus wird das Geld international mithilfe von Steueroasen so lange hin und her verschoben, bis es "gewaschen" ist und wieder reinvestiert werden kann.
In den Händen von Kriminellen
Fünf Prozent mehr als ihr Buchwert kosten hohe Dollar-Noten in vielen Entwicklungsländern – einfach, weil sie relativ selten, weithin akzeptiert und gut transportabel sind. Schwarzmarkt-Experten gehen von einer ähnlichen Entwicklung für 500-Euro-Scheine aus (das heißt, ein Käufer würde statt 500 zwischen 525 und 550 Euro bezahlen), spätestens seit die Zentralbanken das Angebot mit dem Ausgabestopp stetig verknappen.
Der Beschluss dazu erfolgte offiziell – gegen die Stimmen Deutschlands, Österreichs und Estlands –, um die Finanzierung illegaler Geschäfte zu erschweren. So ergab eine Untersuchung der ehemaligen britischen Regierungsbehörde SOCA 2010, dass sich 90 Prozent der 500-Euro-Noten in den Händen Krimineller befänden, die deutsche Bundesbank hält solche Zahlen für übertrieben. Doch auch sie bestätigt, dass zwischen 2002 und 2009 70 Prozent der von ihr ausgegebenen 500er ins Ausland gingen, etwa die Hälfte davon nach Russland. Nur etwa 30 Prozent aller Noten dieser Größenordnung werden überhaupt für Zahlungen ausgegeben. Der weitaus größere Teil dient als Wertanlage. Genaue Zahlen dazu sind aber schwer zu ermitteln.