Wie gefährlich ist das Atommülllager Nordsee?
Sie kosteten unzählige Menschenleben, sie stürzten Weltreiche, sie beeinflussen unser Leben bis heute - und doch sind viele Katastrophen der Öffentlichkeit gar nicht bekannt. wdw über einige der unbemerkten Störfälle der Weltgeschichte.
Wie gefährlich ist das Atommülllager Nordsee?
Radioaktivität verringert sich nur, aber sie verschwindet nicht - eine Last für die Ewigkeit. Seit Jahrzehnten sucht Deutschland händeringend nach einer Lösung für den Müll aus seinen Atomkraftwerken.
In den gut 100 Reaktoren hierzulande stecken laut Bundesregierung genug Nuklearabfälle, um damit 750 Schwimmbecken zu füllen.
Die viel größere Katastrophe tickt aber nicht in den Castor-Sammelbehältern für Atommüll oder in den atomaren Zwischenlagern der Republik - sondern auf dem Grund der Nordsee.
Denn 33 Jahre lang, zwischen 1949 und 1982, versenken acht europäische Staaten ihren Atommüll einfach im Meer. Nach einer Aufstellung der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA summiert sich die in Fässern verpackte Radioaktivität auf 42.320 Terabecquerel.
Über 40.000 Terabecquerel strahlen in der Nordsee
Zum Vergleich: In Fukushima setzen die Explosionen in den ersten Tagen gerade einmal 0,2 Terabecquerel in die Luft frei. Auf dem Meeresgrund vor Europas Küsten liegt eine Zeitbombe:
"Die Fässer waren nicht konzipiert, um einen dauerhaften Einschluss der Radionuklide am Meeresboden zu gewährleisten", heißt es in einer Stellungnahme der deutschen Bundesregierung aus dem Jahr 2012.
Insgesamt rollen 222.732 mit Beton oder Asphalt verstärkte Metallfässer an 14 verschiedenen Stellen in die Fluten. Mehr als 60.000 landen im Hurd's Deep im Ärmelkanal, die als offizielle Deponie gekennzeichnete Stelle ist gerade einmal 90 bis 140 Meter tief.
Die nächste menschliche Siedlung liegt nur 20 Kilometer entfernt. Bereits heute überschreitet die Strahlung dort den Normalwert - eine Katastrophe, und zwar mit Ansage.