Welcher Vertrag hat den Untergang der Weltmeere besiegelt?
Sie kosteten unzählige Menschenleben, sie stürzten Weltreiche, sie beeinflussen unser Leben bis heute - und doch sind viele Katastrophen der Öffentlichkeit gar nicht bekannt. wdw über einige der unbemerkten Störfälle der Weltgeschichte.
Welcher Vertrag hat den Untergang der Weltmeere besiegelt?
Wäre es ein Staat, würden darin alle 193 Länder der Erde Platz haben. Rund 300 Millionen Quadratkilometer Fläche umfassen die Gebiete der Weltmeere, die offiziell als hoheitslose Gewässer bezeichnet werden.
Hier hat keine Nation ein Vorrecht, hier gelten keine anderen Gesetze als die der Seefahrer. Hier - so könnte man sagen - ist die Freiheit des Einzelnen fast grenzenlos. Doch genau diese Freiheit wird den Ozeanen zum Verhängnis.
Eine menschengemachte Katastrophe zerstört gerade den größten Lebensraum der Erde. Und es ist ein Vertrag, der dies erst ermöglicht hat.
Das Seerechtsübereinkommen aus dem Jahr 1982 macht alle Teile der Weltmeere, die weiter als 370 Kilometer vom Festland entfernt sind, zu einer herrenlosen und praktisch rechtsfreien Zone.
Und die Bewohner dieses gewaltigen Niemandslands zum Eigentum von jedem, der sie dort aus dem Wasser holt. Eine steuerfreie Geldquelle, die Jäger von überall her anlockt.
Weltmeere zur internationalen Schatzkammer erklärt
Die Situation ist vergleichbar mit einer Schatzkammer, für die alle Staaten einen Schlüssel haben: Also versucht jeder, sich so viel wie möglich davon anzueignen. "Zu viele Schiffe jagen zu wenige Fische", fasst der UN-Jurist Satya Nandan das Problem zusammen.
Und mit jeder technischen Neuerung zum Aufspüren der Schwärme und immer leistungsfähigeren Trawlern zur Verarbeitung des Fangs vergrößert sich das Problem.
Mittlerweile gelten drei Viertel aller kommerziell genutzten Fischbestände als gefährdet oder sogar vollständig ausgebeutet.
Wollte man - so wie es Meeresbiologen fordern - aus den Weltmeeren ein Reservat wie die Antarktis machen, würde das ein wirtschaftliches Erdbeben auslösen:
Pro Jahr werden rund 100 Millionen Tonnen Nahrung aus dem Meer gezogen, etwa 200 Millionen Menschen weltweit verdienen ihren Lebensunterhalt als Fischer.
Allein als Kanada den Fang von Kabeljau zu dessen Schutz verbot, wurden mit einem Mal 25 000 Menschen arbeitslos. Die Bestände erholten sich dennoch nicht mehr.