Stürzte eine Eiszeit die römischen Kaiser?
Sie kosteten unzählige Menschenleben, sie stürzten Weltreiche, sie beeinflussen unser Leben bis heute - und doch sind viele Katastrophen der Öffentlichkeit gar nicht bekannt. wdw über einige der unbemerkten Störfälle der Weltgeschichte.
Stürzte eine Eiszeit die römischen Kaiser?
Rom im Jahre 400. Der Glanz des Imperiums, vor dem die Welt erzitterte, ist verblasst. Das Reich ist ein Riese auf tönernen Füßen.
Noch gibt es römische Garnisonen an der Grenze zu Schottland und an den Ufern des Nils. Doch der Schein trügt. Die Legionen sind müde, die Mächtigen zerstritten. Es ist gerade mal fünf Jahre her, dass das Reich in zwei Teile zerfiel - West- und Ost-Rom.
Und es ist der Anfang eines Endes, das viel schneller kommen sollte als angenommen. Im Jahr 410 fallen germanische Völker im Reich ein und erobern sogar die Hauptstadt.
Doch hinter diesem Blitzkrieg der Antike steckt mehr - eine Kraft, die mächtiger ist als alles Menschenwerk. Eine stille Naturkatastrophe bricht über Rom herein ...
Als die Germanen ihre Heimat verlassen, sind es nicht nur Krieger, die sich zum Feldzug rüsten, sondern ganze Dörfer: Frauen, Kinder und Alte. Familien, die alles bei sich tragen, was sie besitzen. Sie müssen gehen, weil ihre Felder verdorrt sind.
Völkerwanderung durch Klima-Änderung
Tatsächlich ist diese Völkerwanderung eine Klimaflucht. Knochenanalysen von Moorleichen aus Dänemark beweisen: Die Menschen leiden über Jahre Hunger. Der Grund: eine extreme Trocken- und Kälteperiode.
Ernten fallen aus, Krankheiten verbreiten sich, Tiere verenden - und Flüsse frieren zu. Für Rom eine Katastrophe. Denn die Flussläufe sollen das Reich vor solchen Wirtschaftsflüchtlingen schützen. Für die Germanen ist es ein Glücksfall.
Getrieben von Hunger, nutzen allein im Jahr 406 mehr als 80 000 Menschen die vereisten Flüsse Rhein und Donau als sichere Passagen in den Süden - und jedes Jahr folgen mehr. Beschleunigt wird dieser Exodus durch den Einfall der Hunnen in Osteuropa.
Und Rom kann dem nichts entgegensetzen. Während im Norden Vandalen, Langobarden und Sueben Gallien verwüsteten, erheben sich im Osten die Westgoten.
Sie fordern vor allem eines: fruchtbares Land. Aber das verwehrt ihnen der römische Kaiser. Daraufhin ziehen die Westgoten nach Rom - dessen Einwohnen wollen sich freikaufen.
Doch Gold und Silber können den Westgoten keine Heimat geben - Rom fällt und wird geplündert. Die Westgoten ziehen weiter und nehmen sich das Land, das Rom ihnen nicht geben wollte. Für Rom ist es der Anfang vom Ende.