Studie

Häusliche Gewalt nach Fußballspielen: Erschreckende Studie

Eine britische Studie macht auf den Zusammenhang zwischen Fußball und häuslicher Gewalt aufmerksam. Ein Zusammenhang, der an Aktualität nicht verliert - und auch in Deutschland präsent ist.

Szene: Häusliche Gewalt
Studien zeigen: Häusliche Gewalt und Spiele im Profifußball stehen in einem Zusammenhang Foto: funky-data
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Die englische Nationalmannschaft gewinnt, verliert oder spielt unentschieden. Das waren die Kategorien, in denen die Forschenden häusliche Gewalt unter Alkoholeinfluss eingeordnet haben. Dafür wurden die Zahlen der West Midlands Police zwischen 2010 und 2019 analysiert.

Die Auswertung der Zahlen zeigt, dass häusliche Gewalt unter Alkoholeinfluss an Spieltagen der englischen Nationalmannschaft gestiegen ist - besonders, wenn die Mannschaft gewonnen hat. Was damit zusammenhängt, dass dann auch mehr Alkohol fließt.

Etwa sechs Stunden vor Beginn des Spiels waren die gemeldeten Gewaltdelikte auf demselben Niveau wie an Nicht-Spieltagen. Doch dann verändert sich die Kurve zunehmend.

Häusliche Gewalt nimmt an Spieltagen zu

Während eines Matches steigen die Taten unter Alkoholeinfluss an. Der zeitliche Verlauf stehe "in starkem Einklang mit einem kausalen Zusammenhang zwischen den englischen Fußballsiegen und einem Anstieg der alkoholbedingten häuslichen Gewalt". In 80 Prozent der Fälle waren die Täter Männer und die Opfer Frauen.

Eine andere Studie aus dem Jahr 2018 hat sich nicht auf den Unterschied zwischen alkoholisierten und nüchternen Tätern fokussiert, sondern die Rate im Allgemeinen analysiert.

Das Ergebnis war, dass die gemeldeten Übergriffe von häuslicher Gewalt an Spieltagen um insgesamt 26 Prozent gestiegen sind. Verliert die Mannschaft das Turnier, steigen die erfassten Fälle sogar um ganze 38 Prozent.

Das "National Centre for Domestic Violence" startete daraufhin eine Kampagne, die den blutverschmierten Mund einer Frau zeigte. Es soll das Georgskreuz der englischen Fahne imitieren. Dazu wurde der Slogan "Wenn England geschlagen wird, wird sie es auch".

In diesem Zusammenhang sollte auch daran erinnert werden, dass lediglich mit den Zahlen gearbeitet werden kann, die polizeilich aufgenommen wurden.

Die hohe Dunkelziffer

Die Dunkelziffer ist bei häuslicher Gewalt hoch. Auch wenn sich diese nur schätzen lässt, gibt es Anhaltspunkte, die darauf hinweisen, dass viele Betroffene sich nicht bei der Polizei melden.

Ende 2021 veröffentlichte das Familienministerium eine Statistik, die zeigt, dass jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von physischer oder sexualisierter Gewalt wird. Und etwa jede vierte Frau erfährt diese durch ihren aktuellen oder früheren Partner, wie das "Fluter" Magazin zusammenfasst.

Einen weiteren Hinweis darauf, wie hoch die Dunkelziffer wirklich ist, gibt eine Studie der Europäischen Union aus dem Jahr 2014, laut der nur 14 Prozent der Betroffenen den schwerwiegendsten Vorfall der Polizei melden.

Während der Europa-Meisterschaft organisierten sich Frauen via Twitter selbst, viele boten Schlafplätze für Frauen an. Die Posts wurden tausendfach verbreitet.

Anlaufstellen bei häuslicher Gewalt

Auch in Deutschland konnte anhand der Daten zwischen 2011 und 2015 der Polizeilichen Kriminalstatistik ermittelt werden, dass die Anzahl der Gewaltdelikte an Fußballspieltagen gegenüber denselben Wochentagen im Monat ohne Fußballpartien um 21,5 % steigt.

Auch wenn hierzulande eine Studie zu einem Zusammenhang zwischen häuslicher Gewalt und Spieltagen fehlt, heißt es nicht, dass es diesen nicht gibt. Solltet ihr von häuslicher Gewalt betroffen sein, gibt es mehrere Anlaufstellen, an die ihr euch wenden könnt.

Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" richtet sich an Frauen, die Gewalt erleben oder erlebt haben. Unter der Nummer 08000 116 016 können Frauen rund um die Uhr und kostenlos Kontakt zu Beraterinnen aufnehmen - vertraulich und anonym. Die Beratung kann per Telefon, Online-Chat oder E-Mail erfolgen.

Weitere Hilfe und Beratungsstellen sowie Hilfsangebote in eurer Nähe findet ihr auf der Seite des Familienministeriums.