Serien & Filme

Gestern Kult, heute problematisch: 5 Kinder-Sendungen, die rassistisch sind!

Schaut man heute Filme und Serien, die man als Kind mochte, offenbaren sich viele Darstellungen und Bilder mit dem heutigen Wissen und Dazulernen als rassistisch. Ein zweiter Blick.

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Pippi Langstrumpf
Pippi Langstrumpf Foto: Pippi Langstrumpf

1. Pippi Langstrumpf

Pippi Langstrumpf von Astrid Lindgren erzählt die Geschichte eines furchtlosen Mädchens, das zusammen mit einem kleinen Affen und einem Pferd in der Villa Kunterbunt lebt und mit ihren Freunden Tommi und Annika regelmäßig kleine Abenteuer erlebt.

Die Filme und Serien rund um das Mädchen mit den roten Haaren und abstehenden Zöpfen hat mehrere Generationen geprägt und begeistert und tut es auch heute noch. Trotz alledem gibt es Darstellungen und Zuweisungen, die man mit dem heutigen Blick kritisch bewerten und einordnen muss.

Konkret geht es hier um die Kolonalisierung von Teilen Afrikas, in der Karibik und in Nordamerika durch Schweden. Diese findet sich auch in der Geschichte von Astrid Lindgren. Denn Pippi ist die Tochter eines "N... Königs in Taka-Tuka-Land".

Das "N-Wort", das zur Zeit des Erscheinens der Geschichte noch genutzt wurde, um Schwarze Menschen zu beschreiben, haben heute viele Verlage durch das Wort "Südseekönig" ersetzt.

Die Unterdrückung und Ausbeutung, die mit der Rolle des Vaters einhergeht, der offensichtlich ein Kolonisator ist, wird nicht thematisiert.

"(…) Sie glaubte, dass er auf einer Insel an Land geschwemmt worden war, wo viele Eingeborene wohnten, und dass ihr Papa König über alle Eingeborene geworden war und jeden Tag eine goldene Krone auf dem Kopf trug. (…) und mein Papa ist ein Südseekönig. Es gibt wahrhaftig nicht viele Kinder, die so feine Eltern haben! (…) dann kommt er und holt mich, und dann werde ich eine Südseeprinzessin. Hei hopp, was wird das für ein Leben! (…)«

Hinzukommt, dass Menschen in der Geschichte von Pippi, die nicht aus Europa kommen, als "eigentümlich" und "fremdartig" empfunden werden, wie die Stiftung weiter analysiert.

Tom, Jerry und Mammy Two Shoes
Tom & Jerry Foto: IMAGO / Everett Collection

2. Tom & Jerry

"Tom & Jerry" ist eine US-amerikanische Zeichentrickserie, die im Jahr 1940 erstmals ausgestrahlt wurde. Wie die meisten wissen werden, geht es darin um die Katze Tom und die Maus Jerry, die ihre Tage mit einer Auseinandersetzung nach der nächsten füllen. Eine Serie, die Kinder noch heute belustigt.

Wie bei "Jim Knopf" als auch "Pippi Langstrumpf" ist es nicht die Geschichte an sich, die kritisch gesehen wird, sondern hier vor allem ein einzelner Charakter, der mit rassistischen Stereotypen versehen ist.

"Mammy Two Shoes" ist in den früheren Folgen der Serie präsent. Dabei handelt es sich um eine Schwarze Haushälterin, die sich stark an dem Stereotyp der "Mammy" orientiert, das in den 40er-Jahren vorherrschend war.

Damit wurde eine afrikanischstämmige Frau mit einem breiteren Körperbau und einer strengen Art dargestellt. Sie trug weite Kleidung, eine Schürze und Hausschlappen - und genauso sah auch "Mammy Two Shoes" aus. Zudem verliehen die Macher der Serie ihr einen starken Akzent, sie sprach sehr gebrochenes Englisch.

Bereits im Jahr 1964/1965 erkannte die Produktion offenbar, dass diese Figur rassistische Klischees bedient. Sie ersetzten sie durch eine weiße Frau und nahmen eine neue Synchronsprecherin. In der Zwischenzeit war die Figur nur hin und wieder im Hintergrund zu sehen.

Schlümpfe
Schlümpfe Foto: IMAGO / Everett Collection

3. Die Schlümpfe

"Die Schlümpfe" ist eine belgische Comicserie aus dem Jahr 1958. Darin geht es um die kleinen blauen Schlümpfe und ihren Kampf gegen den bösen Zauberer Gargamel, der sie essen und aus ihnen Gold machen will.

Bereits im Jahr 2011 wurde großflächige Kritik an den Schlümpfen geäußert. Der Franzose Antoine Buéno schrieb damals ein Buch über den Rassismus, den er in der Serie sieht. Dieser wurde in den Jahren daraufhin aufgegriffen.

Im Fokus der Kritik steht die Darstellung von Gargamel, hinter dessen Figur Kritiker:innen eine antisemitische Karikatur vermuten.

Zu den gängigen antisemitischen Vorteilen gehört, wie Lena Gorelik für das Jüdische Museum Berlin schreibt, dass Juden eine Hakennase und eine Glatze haben - genau so sieht Gargamel aus. Zudem gelte, dass Juden viel Geld haben, "verschlagen, hinterlistig, gerissen" sind - all das trifft ebenfalls auf die Figur Gargamels zu, dessen Katze "Azrael" heißt - beide Namen sind jüdische Namen.

Jim Knopf
Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer Foto: IMAGO / Becker&Bredel

4. Jim Knopf

Jim Knopf ist eine Kinderbuchreihe, die der deutsche Schriftsteller Michael Ende im Jahr 1960 erstmals veröffentlichte. Sie handelt von Jim Knopf, einem kleinen schwarzen Jungen und seinem Freund, dem Lokomotivführer Lukas. Beide leben auf der Insel Lummerland, die ihnen jedoch zu klein vorkommt, weshalb die beiden auf Reisen gehen.

Kritisiert wird nicht die Geschichte selbst, sondern wie Ende Knopf charakterisiert hat. Er ist der einzige schwarze Junge im Lummerland, die anderen Bewohner bezeichnen ihn als „N…“.

Wie auch eine Buchhändlerin im Gespräch mit "Deutschlandfunk Kultur" erklärt, gebe es bei Jim Knopf kein systematisches Problem. Man müsse lediglich die Wortwahl in den ersten zwei Kapiteln überdenken. Änderungen könnten vorgenommen werden, „ohne die Geschichte umzuschreiben oder Jim Knopf als Person zu verändern“.

Speedy Gonzalez
Speedy Gonzalez Foto: IMAGO / Allstar

5. Speedy Gonzalez

"Speedy Gonzalez" ist eine US-amerikanische Zeichentrickserie, die erstmals im Jahr 1953 ausgestrahlt wurde. Der Titelheld ist eine kleine, schnelle mexikanische Maus. "Speedy Gonzalez" ist ein Held und erlebt in der Serie eine Menge Abenteuer - ähnlich wie bei Tom & Jerry ist eines der Feindbilder auch die Katze Sylvester.

Die Darstellung der Maus ist jedoch von Stereotypen geprägt. Sie ist hyperaktiv und ungebildet. Das Klischee des listigen Mexikaners findet sich in ihr wieder. Zudem wir den US-amerikanischen Machern der Serie, die von Warner Bros. eingeführt wurde, kulturelle Aneignung vorgeworfen.

Kinderserien mit rassistischen Darstellungen

Werden die Helden der Kindheit kritisiert, fühlen sich viele schnell angegriffen. Wenn das, was die Kindheit begleitet und ein Stück weit geprägt hat, sich als nicht so friedvoll darstellt, wie man es in Erinnerung hat, ist das unbequem und stößt auf Abwehrmechanismen.

Doch auch wenn es unangenehm ist und man es nicht wahrhaben will: Mit einem wachsenden Bewusstsein und dem Wissen, das wir heute haben, werden auch die problematischen Darstellungen in Kinderserien sichtbar. Das muss nicht bedeuten, dass man diese nicht mehr ausstrahlen oder mögen darf.

Um sich jedoch bewusst für oder dagegen entscheiden zu können, ob man diese Serien und Filme heute Kindern zeigt, möchte man vielleicht wissen, welche Menschenbilder sich dort wiederfinden - um eine informierte Entscheidung zu treffen und bestimmte, veraltete Bilder einordnen zu können.

Warum das so wichtig ist, zeigt sich in einem Text der "Heinrich Böll Stiftung", in dem es heißt, dass die Inhalte, die Kinder konsumieren, auch ihre Wahrnehmungswelt prägen - und bei "ständiger Wiederholung bleibt dieses Erlernte, die aufgenommene (soziale) sprachliche Handlung in der eigenen Vorstellungswelt haften".

In der obigen Bildergalerie präsentieren wir euch nun fünf Kinderserien, in denen sich rassistische und antisemitische Darstellungen finden.

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