Nazi-Puppen? Rassismus-Debatte um Jim Knopf eskaliert
Pünktlich zum 60. Jubiläum eskaliert die Rassismus-Debatte um die Figur Jim Knopf aus dem weltberühmten Kinderbuch "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer".
Nazi-Puppen? Rassismus-Debatte um Jim Knopf eskaliert
Das Kinderbuch "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" von Michael Ende wird 2020 stolze 60 Jahre alt. Deswegen und aufgrund der "Black Lives Matter"-Bewegung kocht erneut eine Debatte hoch, die es bereits seit Jahren gibt. Dabei geht es neben weiteren ethnischen Stereotypen auch um die dunkelhäutige Hauptfigur Jim Knopf, die nach Meinung vieler Kritiker in dem Buch viele Klischees bedient, die weiße Menschen hinsichtlich dunkelhäutiger Menschen pflegen – und die als diskriminierend eingestuft werden.
Vor allem die Passage, in der Jim Knopf als "Neger" tituliert wird, ist seit Langem höchst umstritten. Doch aufgrund des Urheberrechts kann niemand einfach einen Originaltext verändern. Dies würde von Verlagsseite eine Rücksprache und der Zustimmung des Autors oder seiner Erben voraussetzen.
Autor Michael Ende verstarb im Jahr 1995.
Das sagt der Verlag
Der Verlag weist seinerseits auf den Gesamtkontext hin und will das Werk nicht auf einen einzigen Begriff reduzieren, der zudem "nur" einmal vorkommt. Vielmehr sei das Werk ein Plädoyer fürs Miteinander.
Anhand dieser Argumentation werfen Kritiker der umstrittenen Passage ein, dann könne man diese ja auch leicht abändern und das Problem wäre behoben.
Gegenüber dem NDR sagt Riem Spielhaus, Afrikanistin, Islamwissenschaftlerin und Professorin an der Uni Göttingen: "Wir haben eine ganze Reihe von Stereotypen in dem Buch. Die Geschichte mit dem angespülten schwarzen Baby – das hat Ambivalenzen. Auch das Nachdenken darüber, dass man eigentlich nicht dahin gehört, hat befremdliche Züge in unserer heutigen, globalisierten Welt. Zur heutigen Zeit kann man, vor allem, wenn man schwarze Kinder hat – ob nun zu Hause als Eltern, in der Kitagruppe oder in der Grundschule –, andere Bücher finden."
Ein Kinderbuch-Klassiker
Michael Endes erstes Buch wurde gleich zum Evergreen. Viele Verlage lehnten zuvor das Manuskript zu "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" ab. Erst der Thienemann-Verlag aus Stuttgart griff zu und erkannte das enorme Potenzial der Geschichte. Am 9. August 1960 erschien der erste Band. Zwei Jahre später folgte "Jim Knopf und die Wilde 13".
Später wurde die Geschichte von der Augsburger Puppenkiste fürs Fernsehen verfilmt und somit einem noch breiteren Publikum zugänglich gemacht.
Beide Bände haben bis dato eine Auflage von 5,5 Millionen Exemplaren und sind in 33 Sprachen übersetzt worden.