Italian Blues: Der Lamborghini Aventador S
Er ist eine Versuchung, eine Provokation, ein modernes Relikt und eine Ansage. Lamborghinis große Nummer, der Aventador, zerlegt jede Diskussion um Vernunft und Sinnhaftigkeit schneller in seine Einzelteile als der beste Rhetoriker. Wir haben mit ihm darüber gesprochen.
Lamborghini Aventador S: Design
Nach zwei Stunden in diesem Viech steigst du aus und schüttelst den Kopf. Minutenlang, bis du aufwachst aus diesem Tagtraum und merkst, dass du gerade eine Schneise durch das Einerlei der Alltags-autos auf der Autobahn gezogen hast.
Das gelbe Ding aus Sant’Agata bei Bologna hat geschrien, als wäre der Teufel hinter ihm her. Dabei ist er eigentlich der Teufel und wer mithalten will, braucht mehr als nur ein paar Hundert PS.
Schon der erste Auftritt, die Silhouette dieses Italieners, ist eine Show. Die tief an den Asphalt gezogene Nase, wie ein Trüffelschwein auf der Suche nach den Schätzen des Erdreiches rollt der Aventador S durch die Straßen.
Dann schwebt die Scherentür nach oben, der Sitz hinter dem Lenkrad wirkt wie eine Aufforderung zur Diät. Schwarz, eng wie ein Korsett. Nur teurer. Auf der Mittelkonsole dann dieser Anblick, den nur ein Lamborghini liefern kann.
Eine Batterie an Schaltern und dann diese rote Klappe. Wie im Raketensilo. Die Klappe anheben und auf den Abschusscode warten. "Los".
Der Finger senkt sich, und dann merkst du, dass du in der Rakete sitzt und das Triebwerk hinter dir gerade deine Ohren und die der Nachbarschaft durchpustet.
Lamborghini Aventador S: Leistung
740 PS, V12 und 6,5 Liter Hubraum. Irgendwie klingt das nach hungrigem Biest. Das rechte Paddel am Lenkrad wird gezogen, dabei den linken Fuß auf dem Bremspedal lassen, eine große Eins erscheint im Rundinstrument und der gelbe Teufel rollt los.
Von Ampel zu Ampel, das Ding hat sogar eine Start-Stopp-Automatik, und das bedeutet, bei Grün singt der Aventador S immer wieder sein Lied. Und dann raus aus der Stadt, rein ins Freilaufgehege für übermotivierte Stiere auf vier Rädern.
Der V12-Saugmotor schreit nach Drehzahl und er bekommt sie auch. Gang zwei, Vollgas bis 8.500 Touren, Hochschalten, wieder 8.500 und so weiter. Bis Tempo 270 läuft alles rund, dann Bremstest.
Ein Viertürer verläuft sich auf die Überholspur, der Gelbe schnüffelt kurz am Nummernschild des Vordermannes, bis der seine Irrfahrt bemerkt und weiter rechts sein Glück sucht.
Der Lamborghini rollt ins 120er-Limit-Land und langweilt sich rund zehn Kilometer. Jetzt fühlt er sich an wie ein Spürhund an der Leine, der eine Fährte aufgenommen hat. Dann wieder das Freizeichen und wir stürmen die Festung 300.
Der V12 kreischt vor Freude, der Anpressdruck ist enorm, der Wagen geht mit der Fahrbahn eine wunderbare Verbindung ein, und die neue Allradlenkung sorgt für noch mehr Stabilität beim schnellen Spurwechsel.
Lamborghini Aventador S: Fahrdynamik
In langsamen Kurven werden die hinteren Räder entgegen der Kurvenneigung gedreht, das verkürzt den Radstand und sorgt für mehr Agilität.
Jetzt aber brauchen wir Zunder und Platz. Und wir kriegen beides. Kurz vor Sendeschluss lesen wir 345 und die Welt dreht sich immer noch. Hoch lebe die A7 kurz hinter Hamburg.
Wieder in Kiel, den Ampelslalom kennt der Italiener schon. Er grummelt sich in die Innenstadt, bestens gelaunt, auf dem Weg zum Fotoshooting. Ein Flugfeld wartet.
Die Ecken und Kanten werden präsentiert, das Viech in Gelb steht da und lauert. Der graue Asphalt wirkt wie ein Teppich, wie die Unterlage, mit denen die Reifen eine echte Verbindung eingehen.
Selbst ohne Sound hat dieser Italiener den Blues und allein das ist schon bemerkenswert.
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