Kreuzzug-Täuschung: Als Christen die Muslime töteten
Rufmord, Propaganda, Verleumdung: Immer wenn Mächtige ihre Ziele erreichen wollen, ist die Wahrheit das erste Opfer. Oft werden diese Lügenschnell enttarnt. Doch es gibt auch welche, die bleiben Jahrhunderte bestehen – und verändern den Lauf der Welt, so auch die Kreuzzüge der Christen.
"Deus lo vult – Gott will es. "
Es ist der 27. November 1095. In der Synode von Clermont ergreift Papst Urban II. das Wort: "Jerusalem und Palästina sind in den Händen unserer Feinde. Die Perser, ein ganz gottfernes Volk, hat die Länder der dortigen Christen besetzt, durch Mord, Raub und Brand entvölkert. Und deshalb ermahne ich, nein, nicht ich, ermahnt Gott Euch, diese wertlose Rasse in unseren Ländern auszurotten und den christlichen Bewohnern rechtzeitig zu helfen."
Aufgepeitscht von den Worten des Papstes, skandieren die Anwesenden drei lateinische Worte, die fast 1000 Jahre lang Blutvergießen zwischen Christen und Muslimen hervorrufen werden: "Deus lo vult – Gott will es." Diese Hetzrede steht noch heute in den Geschichtsbüchern, so wird es seit jeher in Schulen unterrichtet. Sie wird die blutigen Kreuzzüge der Christen gegen die Muslime lostreten. Doch die Wahrheit ist: Die Kreuzzüge sind eine der größten Lügen der Welt. Und die Frage, die man sich wirklich stellen muss, lautet:
Wem nützten die Kreuzzüge?
Die Hintergründe für die Kreuzzüge sind in erster Linie nicht religiöser, sondern vor allem grausam pragmatischer Natur: Sie sind das Ergebnis eines völlig aus den Fugen geratenen Erbrechts in Europa. Während die erstgeborenen Söhne sämtlichen Besitz ihrer Väter erben, gehen die nachfolgenden Kinder leer aus. Ohne Aufgaben und Ziele ziehen diese Enterbten plündernd und marodierend durch Europa, sie werden "Raubritter" und liefern sich erbitterte Machtkämpfe mit den legitimen Herrschern.
Und so reift der Plan, diese Nachgeborenen ins Heilige Land zu schicken, um sie loszuwerden. Für die Adligen Europas und für die Kirche sind die Kreuzzüge eine win-win-Situation: Entweder befreien die Ritter Palästina von den Muslimen und verwalten dort selber Ländereien, oder sie kommen bei dem Versuch um – ein Opfer, mit dem sie leben könnten. Doch der Plan des Papstes hat fatale Folgen ...
"Schauerlich war es, anzusehen, wie überall Erschlagene umherlagen und Teile von menschlichen Gliedern und wie der Boden mit dem vergossenen Blut ganz überdeckt war. Und nicht nur die verstümmelten Leichname und die abgeschnittenen Köpfe waren ein furchtbarer Anblick." Dieser Augenzeugenbericht stammt aus dem Jahr 1099 und beschreibt das Massaker der christlichen Kreuzfahrer an den muslimischen und jüdischen Einwohnern Jerusalems.
Ein Religionskrieg, der bis heute andauert
Historiker gehen davon aus, dass innerhalb der Mauern Jerusalems bis zu 50 000 Menschen getötet worden sind. In der Al-Aqsa-Moschee soll das Gemetzel so groß gewesen sein, dass die Ritter knietief durch Blut waten mussten. Die europäischen Fürsten haben sich einer tickenden Zeitbombe entledigt, um sie in Jerusalem hochgehen zu lassen. Im Blutrausch hören die Enterbten noch immer die Worte des Papstes: "Christus befiehlt, Muslime zu töten."
Dabei ist das Verhältnis zwischen beiden Religionen vor den Kreuzzügen nicht schlecht. Christen können damals ungestört nach Jerusalem reisen. Das ändert sich mit dem Massaker von Jerusalem. Aus dem Kreuzzug wird ein Religionskrieg. Und für viele Fanatiker tobt dieser Krieg bis heute.