Jahrhundert-Flut legt vergessenes Nazi-Geheimversteck frei
Nicht nur Dürre, sondern auch das genaue Gegenteil kann Erstaunliches zutage fördern. Die Jahrhundert-Flut schwemmte in Hagen eine Menge Hakenkreuze frei.
Freigespültes Geheimversteck
Im Hagener Stadtteil Eckesey hat die Flut gewütet, Erdgeschoss-Wände waren vielfach komplett unter Wasser. Das hat Spuren hinterlassen. Als Aufräumarbeiter dabei sind, eine gesprengte Rigipswand zu entfernen, entdecken sie dahinter eine Art Geheimversteck, wie "Bild" berichtet.
Der Schacht zieht sich fast durch alle Etagen. Das Haus gehört mittlerweile der Tante von Geschichtslehrer Sebastian Y. (39). Der sieht etwas aus dem Schacht hervorschauen und zieht daran. Es ist eine Zeitung von 1940. Als diese vollständig entfernt ist, regnet es weitere Gegenstände.
Platz für Nazi-Devotionalien
Es sind fast ausnahmslos Devotionalien aus dem Dritten Reich. Metallene Reichsadler inklusive Hakenkreuz, Gasmasken, Schlagringe, eine vergoldete Gürtelschnalle, ebenfalls mit Hakenkreuz, ein Porträt von Adolf Hitler und sogar ein Revolver.
Schätzungsweise wurden diese Gegenstände allesamt in den Schacht gestopft, als sich 1945 von Westen her die Amerikaner näherten. Die Frage "Wohin damit" hat Sebastian Y. schnell beantwortet, er informiert das Hagener Stadtarchiv, das insgesamt zwölf Kartons voll Material abholte.
Satdtarchivar klärt auf
Archivar Hubertus Wolzenburg erklärt, dass das Haus im Zweiten Weltkrieg Dienststelle der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt war. Von dort aus wurde beispielsweise die Kinderlandverschickung organisiert: "In den Listen steht etwa, wie viel Eier, Brot, Milch und Fleisch an Familie Müller, Meier, Schmitz verteilt wurde".
Weil auch noch Gegenstände aus den 60er-Jahren gefunden wurden, geht der Archivar davon aus, dass der Schacht in den folgenden Jahrzehnten auch als Mülleimer fungiert hat.