Viral-Update

iConsent: Dänemark lässt einvernehmlichen Sex per App melden

Diese Nachricht klingt gleich zweimal nach Weltliteratur: Zum einen referiert sie in ihrer Absurdität auf das Werk Kafkas, zum anderen auf Orwells dystopische Vision "1984".

Junges, halbnacktes Paar auf Bett, beide schauen auf ein Handy
iConsent: Sex gibt es erst nach digitalem Vertragsabschluss Foto: IMAGO / agefotostock
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Sex? There's an App for that!

Das haben sich die Dänen ja toll ausgedacht. Sex? There's an App for that! Und vorher passiert auch nichts. So zumindest nach der Vorstellung der Macher von "iConsent" (= "Ich stimme zu").

Mit dieser App kann in Dänemark die eigene ausdrückliche Zustimmung zum Geschlechtsverkehr dokumentiert werden. Was sich zunächst absurd anhört, hat natürlich einen ernsten Hintergrund.

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Erst Vertrag, dann Kopulation

Die Entwickler*innen hoffen, mit ihrem Programm “digitale Zustimmungen zur Norm zu machen und so Missverständnissen und Missbrauch vorzubeugen”. Ob das in der Realität funktioniert, muss sich noch zeigen.

Zum heißen Gesprächsstoff ist die App aber schon jetzt geworden. Ein digitaler Vertrag, bevor es zur Sache geht? Romantik pur. Die Macher versprechen zwar, dass das Prozedere nur etwa eine halbe Minute dauert, aber schon in weiteren Erklärungen spiegelt sich die ganze Absurdität der Situation wieder.

Beamte und Anwälte mit dabei

Denn auf der iConsent-Website liest man Sätze wie: "Die Einwilligung gilt für einen Geschlechtsverkehr und läuft nach 24 Stunden ab. Die Einwilligung kann von beiden Parteien auch jederzeit widerrufen werden." Da kommt einem spontan die Monty Python-"Sex Education" mit John Cleese in den Sinn.

Und man fühlt die Fratze eines kafkaesk verzerrten Anwalts auf der Bettkante sitzen. Ob das der Libido der beiden Matrazensport-Partner zuträglich ist, darf ernsthaft bezweifelt werden. Und wie steht es sonst um diese App? Müssen Stellungen wie "Doggy Style" dann als inApp-Kauf getätigt werden?

Rechtssicherheit & Datenschutz

Spaß beiseite, denn natürlich ist das Thema ein Ernstes: Seit dem 17. Dezember gilt in Dänemark ein Gesetz, das die ausdrückliche Zustimmung zum Sex einfordert. Sex ohne Einwilligung gilt seitdem als Vergewaltigung. Also irgendwie muss ein Nachweis der Einvernehmlichkeit erreicht werden.

Aber per App? Bietet die überhaupt Rechtssicherheit? Und wie steht es mit dem Datenschutz? Immerhin geht es um extrem persönliche Angaben. iConsent verspricht, damit vertraulich umzugehen. Gleichzeitig heißt es allerdings, dass die gesammelten Informationen im Rahmen eines Strafverfahrens an Behörden weitergegeben werden.

Ob die kopulationsbereiten Personen bei einer solchen Vorlage nicht doch spontan die Lust verlieren?