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Greta Thunbergs Krankheit: Was ist das Asperger-Syndrom?

Greta Thunberg hat das Asperger-Syndrom. Was genau das bedeutet und warum die Aktivistin ihre Diagnose als "Superkraft" bezeichnet.

Greta Thunberg
Foto: Getty Images / Cristina Quicler
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Ruft man das Instagram-Profil von Greta Thunberg auf, steht prominent in der Beschreibung: "Klima- und Umweltaktivistin mit Asperger".

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Daran unschwer zu erkennen, geht die Schwedin so offen wie nur möglich mit ihrer Diagnose um. Man möge meinen, dass ihre Offenheit dazu geführt hat, dass viele Menschen nun wissen, was genau es bedeutet Asperger zu haben.

Doch davon kriegt die betroffene Elisa Carow nur wenig mit. Im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagt sie:

"Gretas Popularität hat nicht dazu geführt, dass die Bevölkerung besser aufgeklärt ist. Die Menschen haben teilweise ein sehr verzerrtes Bild von Asperger-Autismus.

Das zeigt sich beispielsweise auch darin, dass Greta permanent dafür beschimpft wird, dass sie Asperger hat. Manche werfen ihr auch vor, sie tue nur so als ob."

Was genau sich hinter dem Asperger-Syndrom verbirgt und wie es die Betroffenen beeinflusst, klären wir im Folgenden.

Greta Thunbergs Krankheit: Was ist das Asperger-Syndrom?

Das Asperger-Syndrom ist eine Form des Autismus, was wiederum eine komplexe und vielseitige neurologische Entwicklungsstörung ist, wie der Bundesverband zur Förderung von Menschen mit Autismus erklärt. Im Unterschied zu anderen Formen des Autismus ist weder die Intelligenz noch die Sprachentwicklung beim Asperger-Syndrom betroffen.

Die ersten Symptome zeigen sich meist erst nach dem dritten Lebensjahr. Menschen mit Asperger-Syndrom fallen soziale Interaktionen schwer, sie können sich in unruhigen Umgebungen nur schlecht fokussieren, da sie sich in der Reizverarbeitung unterscheiden und keine Filter haben, mit denen sie ihre Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Sache lenken können.

Asperger-Syndrom: Symptome

Carow erklärt, dass Autisten alles gleichzeitig wahrnehmen: "Mein Gehirn gibt allen Reizen die gleiche Priorität. Es gibt keine Filter, durch die ich mich automatisch auf das Wesentliche konzentrieren kann."

Auch Andreas Croonenbroeck, der Gründer des Magazins "Autismus verstehen", erklärt im Gespräch mit dem Deutschlandfunk:

"Es kann sein, dass wenn ich jetzt mit ihnen in einem Café oder einem Restaurant sitze und mich mit ihnen unterhalte, dass alles, was in diesem Restaurant passiert – sei es das Rattern von der Kaffeemaschine oder das Gespräch am zehnten Tisch weiter hinten – alles genau gleich laut bei mir ankommt wie unser Gespräch (...).

Menschen mit Asperger-Syndrom haben also keine Filterfunktion, die priorisiert. Was Nicht-Betroffene jedoch als Mangel sehen, kann ebenso gut eine riesiger Vorteil sein.

Asperger sind nicht empathielos

Carow erklärt, dass Menschen mit Asperger-Autismus besondere Fähigkeiten haben. Sie neigen zum Perfektionismus, weil sie einen Blick für Fehler haben, erkennen Muster, können nicht lügen, haben einen Sinn für Gerechtigkeit.

Dem Klischee zufolge sind Betroffene nicht empathisch. Carow jedoch sagt, dass das Gegenteil der Fall ist: Sie werfen Gerechtigkeitsthemen regelrecht aus der Bahn. Auch Greta Thunberg beschreibt ihren Autismus dem 'Spiegel' gegenüber als "Hilfe": "Sonst hätte ich wohl einfach so weitergelebt wie viele andere Menschen".

Es ist also die äußerliche Reaktion, die anders ausfällt als bei Nicht-Betroffenen und den gesellschaftlichen Erwartungen nicht entspricht, weshalb Menschen mit Asperger-Syndrom auf den ersten Blick "anders" oder "wunderlich" erscheinen.

Doch nur weil die Reaktion nicht so ausfällt, wie man es kennt, bedeutet es nicht, dass Menschen mit Asperger-Autismus keine Empathie empfinden können.

Asperger: Eine" Superkraft"

Oft spricht man davon, was Menschen mit Asperger nicht können - sich in unruhigen Umgebungen konzentrieren, ihre Empathie zum Ausdruck bringen, auf die nonverbalen Signale anderer reagieren.

Doch Menschen mit Asperger-Syndrom können vieles auch sehr viel besser als Nicht-Betroffene. Oft spricht man in diesem Kontext von sogenannten "Inselbegabungen", wenn sie in einem bestimmten Feld besonders herausragende Fähigkeiten haben. Ein prominentes Beispiel für eine Inselbegabung ist Stephen Wiltshire, ein Künstler aus Großbritannien mit Autismus, der aus dem Gedächtnis ganze Städte zeichnen kann.

Wenn Menschen mit Asperger sich also für etwas interessieren, haben sie die erforderliche Konzentration und vor allem die Geduld, um Informationen zusammenzutragen und sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Greta Thunberg schrieb einst auf Twitter: "Ich habe Asperger und das bedeutet, dass ich manchmal ein bisschen anders als die Norm bin. Und – unter den richtigen Umständen – kann Anderssein eine Superkraft sein."

Ab dem Jahr 2022 wird laut dem DSM, dem dominierenden psychiatrischen Klassifikationssystem in den USA sowie dem ICD, einem Klassifikationssystem für Diagnosen, das von der WHO herausgegeben wird, nicht mehr zwischen verschiedenen Typen von Autismus unterschieden.

Der Begriff Asperger-Syndrom wird damit aufgegeben und dem "Spektrum autistischer Erkrankungen" zugeordnet, da die Wissenschaft keine Indizien für die Abgrenzung verschiedener Formen hat.

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