Rasur-Innovation aus Reading: MNRS zu Besuch bei Gillette
Wie wird eigentlich ein Rasierer konzipiert? Wir haben das Innovationszentrum von Gillette im englischen Reading besucht und nehmen dich mit!
Der Raum ist mit blauem Teppichboden ausgelegt, weiße runde Tische stehen verteilt im Raum. Im Zentrum ein Whiteboard, auf einem Bartisch der Laptop, von dem aus gleich der Willkommensgruß mit passenden Folien untermalt an die Wand projiziert wird.
Rechts Kaffee und Tee, weiße Porzellantassen. Doch der Fokus der Besuchenden richtet sich auf ein schwarzes Etui, das ausgeklappt auf einem der weißen Tische liegt. Darin sind etwa 15 Rasierer verstaut und ein zweiter Blick genügt, um zu erkennen, dass es sich hierbei um eine Chronik handelt.
Rasierhobel aus Stahl, die Griffe aus Metall, liegen neben dem Einwegrasierer aus Plastik, den Rasierern mit Drei- und Fünf-Klingen-Technologie und dokumentieren 115 Jahre Rasur-Innovation - wie es einer der Slogans von Gillette ist.
"Nichts, was Männer gern machen"
Wir befinden uns im englischen Reading, etwa eine Stunde Autofahrt von der Hauptstadt London entfernt. In einem eher unscheinbaren Gebäude, teilweise verglast, während die Fassaden im Artdeco-Stil die Ursprünge der Fabrik widerspiegeln.
Im späten 19. Jahrhundert produzierte die Williamson Manufacturing Company hier Luftbildkameras, die an die Royal Air Force geliefert wurden. Heute ist es das Zuhause von Laboren, Testzentren, Werkstätten und Designer:innen, deren Arbeit sich um eine Frage dreht: Wie können unsere Rasierer noch besser werden?
Wie jede andere Firma auch, will Gillette immer weiterkommen. Verglichen wird hier nicht mit der Konkurrenz, sondern mit den eigenen Ansprüchen, die Haut des Mannes, seine Routinen, seine Pflege immer im Fokus und der Ausgangspunkt jeder neuen Entwicklung.
"Rasieren ist viele Jahre nichts gewesen, was Männer gern machen", erklärt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Frauke Neuser.
"Es war etwas, das man machen muss, aber es macht nicht wirklich Spaß." In dem Innovationszentrum im beschaulichen Reading nehme man sich mit seinen Entwicklungen vor, genau das zu ändern - und die Rasur so angenehm wie möglich zu gestalten.
Wo die Innovation beginnt
Unsere Führung durch das Zentrum beginnt also genau dort. Die kleinen weißen Kabinen sind lediglich durch einen Vorhang von dem Gang getrennt, durch den wir jetzt laufen. Spärlich eingerichtet, mit allem, was für eine Rasur benötigt wird.
Waschbecken, Spiegel, ein Rasierer und Schaum zieren das Becken. Von der anderen Seite des Spiegels stehen nun wir und schauen den Männern dabei zu, wie sie den Apparat in die Hand nehmen, um die Stoppeln aus dem Gesicht zu rasieren.
Das geschulte Auge der wissenschaftlichen Mitarbeitenden beobachtet die Bewegungen genau, hält sie fest, dokumentiert sie. Der Konsument, so wird es erklärt, sei der Ausgangspunkt der Forschung, von ihm wolle man lernen, seine Routinen sollen erleichtert werden.
Dieser Leitfaden zieht sich auch durch die nächsten Stationen, die wir uns in weißem Kittel und in Schutzbrille gehüllt anschauen dürfen. Wir sehen spezielle Kameras, mit denen Fotos der Männer gemacht werden, die sich rasiert haben, die Härchen und Stoppeln, die unterschiedlich schnell wachsen, werden genau analysiert.
Es gibt Geräte, mit denen die Feuchtigkeit der Haut gemessen wird und eine Kamera, mit der man sich über die Haut fahren kann, die diese dann ganz nah herangezoomt zeigt. Auch 3-D-Modelle werden hier angefertigt, um nachzuvollziehen, an welchen Stellen der Rasierer besonders flexibel sein muss.
Auf Basis dieser Daten entstand auch die neueste Innovation aus dem Hause Gillette. Der Rasierer "Gillette Labs Rasierer mit Reinigungs-Element" wurde in Reading entwickelt und ist auf die Haut der Männer und ihrer Routinen genau abgestimmt.
Das bedeutet in diesem Fall, dass der Rasierer mit einem speziellen Reinigungselement versehen ist, der die Haut von Schmutz und Ablagerungen befreit, bevor die Rasierklingen die Haut berühren.
Das Element geht den Klingen voraus, wodurch sich diese weniger schnell abnutzen und eine effektivere Rasur gelingen soll. Denn: Wie Studien und Erfahrungsberichte mit Probanden gezeigt haben, nutzen die wenigsten Männer ein Peeling, viele von ihnen waschen sich ihr Gesicht auch gar nicht. Obwohl empfohlen wird, vor der Rasur den Schaum aufzutragen und das Gesicht anschließend zu reinigen und eine Feuchtigkeitscreme zu benutzen, tut auch das ein Großteil der Männer nicht.
Deshalb also das grüne Reinigungselement, von dem ganze 60 Prototypen entwickelt wurden, bis man mit dem grünen Streifen vor den Klingen endlich zufrieden war. Wie lange getestet wurde? "Bis die Konsumenten glücklich waren", natürlich!