Dünkirchen 1940: Der Tag an dem Hitler den Krieg verlor
Am 24. Mai 1940 stehen fast 400 000 Soldaten im Kessel von Dünkirchen. Ohne Chance auf Rettung. Dann aber stoppt die Wehrmacht den Vormarsch – und eine dramatische Rettungsaktion beginnt. Regisseur Christopher Nolan ("Inception", "Interstellar") hat diesen Moment nun in monumentalen Bildern eingefangen: die Verzweiflung, den Mut und das Wunder von Dünkirchen …
Dünkirchen 1940: Die Schlinge zieht sich zu
Der Sieg in Europa ist zum Greifen nah – nur 14 Tage nach Beginn des Westfeldzugs hat die deutsche Wehrmacht den Großteil der Truppen Großbritanniens und Frankreichs in die Enge getrieben.
Bei der französischen Hafenstadt Dünkirchen (frz. Dunkerque) zieht sich die Schlinge zu: Die britischen und französischen Verbände können sich nicht weiter zurückziehen – der Ärmelkanal macht jede Flucht aussichtlos.
Jetzt müssten die deutschen Panzerdivisionen nur noch weiter vorrücken, um den Feind zu zermalmen. Großbritannien wäre wehrlos, der Krieg auf dem Kontinent entschieden. Doch dann kommt alles anders …
Hitlers rätselhafter Befehl
Am 24. Mai 1940 passiert etwas, worüber Historiker bis heute rätseln – es geht als Wunder von Dünkirchen in die Geschichte ein: Um 12.45 Uhr befiehlt Adolf Hitler, die Panzer anzuhalten.
Ein Befehl, der die schon sicher gewonnen geglaubte Schlacht komplett auf den Kopf stellt – und am Ende nicht nur die Flucht von 338 000 alliierten Soldaten ermöglicht, sondern auch die Niederlage des "Dritten Reichs" einleitet. Doch warum gab Adolf Hitler diesen Befehl?
Am wahrscheinlichsten ist, dass Hitler den Befehl auf Anraten eines Heeresleiters ausgab. Dieser wollte seine Truppen zusammenhalten, für den Fall, dass französische Verbände von Süden her versuchen sollten, den Ring zu durchbrechen.
Dafür aber gab es keine Anzeichen. Sicher jedoch ist, dass der Haltebefehl bei den meisten deutschen Offizieren nicht nur für Verwunderung sorgte, sondern auf starke Ablehnung stieß. Diese Kritik wiederum soll Hitler so erzürnt haben, der erst recht auf seinem Befehl beharrte.
Insgesamt hielt die deutsche Armee drei Tage und acht Stunden vor Dünkirchen – einige Panzerverbände wurden sogar zurückgerufen.
Operation Dynamo
Die Briten lassen die Zeit nicht ungenutzt verstreichen: Winston Churchill, seit dem 10. Mai 1940 neuer britischer Premierminister, befiehlt die "Operation Dynamo" – die Evakuierung der eingeschlossenen Truppen aus Dünkirchen. Man rechnet damit, lediglich 50 000 Mann retten zu können. Am Ende sollten es 338 000 Soldaten werden.
Am 27. Mai 1940 stehen die Telefone englischer Reedereien und Schiffsbesitzer nicht mehr still: "Wir brauchen alle flachen Boote, die seetüchtig sind – und wir brauchen sie jetzt!" Weil der Hafen zerstört und das Gewässer zu seicht ist, kann die Royal Navy mit ihren Schlachtkreuzern nichts ausrichten.
Und so machen sich fast 1000 private Schiffe von England aus auf den Weg, um Geschichte zu schreiben: Vergnügungsdampfer, Jachten, Seenotrettungskutter, Fischerboote.
Inzwischen harren rund 400 000 Soldaten am Strand von Dünkirchen aus. Über ihnen donnern die Kampfflugzeuge der Deutschen. Die Luftwaffe hat den ausdrücklichen Befehl, keinen entkommen zu lassen.
Die Fliegerbomben zertrümmern zunächst zahlreiche Schiffe – leichte Ziele im Wasser. Doch plötzlich bricht die Wolkendecke auf – und Dutzende Spitfires der Royal Air Force stürzen sich auf die deutschen Flieger – und verschaffen ihren Kameraden am Boden wichtige Zeit.
Das Wunder von Dünkirchen
Ununterbrochen werden nun Soldaten aus Dünkirchen evakuiert, bis zum 4. Juni 1940 retten die sogenannten "little ships" 192 226 britische und 139 000 französische Soldaten. Rund 40 000 Franzosen bleiben am Strand von Dünkirchen zurück.
Sie opfern sich, um die Letzten zu schützen, die noch evakuiert werden müssen – und geraten dadurch in deutsche Gefangenschaft. Zurück bleiben auch mehr als 50 000 Panzer, Geschütze und sonstige Fahrzeuge, fast das gesamte Kriegsgerät Großbritanniens.
Trotzdem: Als Frankreich am 22. Juni 1940 kapituliert, befinden sich mehr als 200 000 britische Soldaten wieder in der Heimat – gerettet durch das Wunder von Dünkirchen …