Grill-Influencerin Anja Würfl im MNRS-Interview: "Grillgabeln gehören verboten!"
"Die Frau am Grill" heißt einer der bekanntesten deutschsprachigen Grill-Channels auf YouTube - verantwortlich dafür ist Anja Würfl. Grund genug für uns, sich mal ausführlich mit der Grill-Fachfrau zu unterhalten.
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Was einst ganz klein anfing, hat sich mittlerweile zu einem reichweitenstarken Angebot rund um das Thema Grillen entwickelt.
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Mittlerweile veröffentlichen auf "Die Frau am Grill" verschiedene Autor:innen aus der BBQ- und Kochwelt regelmäßig Beiträge zu den Themen Grillen und Kochen - inklusive Rezepten zu Fleisch, Fisch, Beilagen, Süßem, Saucen, Dressings etc.
Wir haben mit Gründerin und Grill-Expertin Anja Würfl gesprochen.
Männersache: Wie bist du zum Grillen gekommen?
Anja Würfl: "Als Kind sind meine Eltern mit uns Kindern oft zum Campen gefahren. Dort wurde selbstverständlich auch gegrillt. Und zu Hause standen auch zwei bis drei Grills herum. Mein Vater war bei der Bundeswehr, ist viel in Deutschland und der Welt herumgekommen und hat dabei auch Bekanntschaft mit einem Schwenkgrill gemacht. Und einen solchen dann zu Hause nachgebaut. Ich war also schon immer von Grills umgeben."
Männersache: Und wann hat dich das Fieber gepackt, um auch mal die Grillgabel in die Hand zu nehmen?
Anja Würfl: "Naja, die Grillgabel soll man ja eigentlich gar nicht in die Hand nehmen ..."
Männersache: Entschuldigung, klar, weil man nicht ins Fleisch stechen soll, da es sonst austrocknen kann. Dann eben die Grillzange?
Anja Würfl: "Keine Ahnung. Also ich mag jetzt nicht wie viele andere Griller aus der BBQ-Szene sagen, dass ich schon als Kind begeistert war. Das ist sicherlich erst später gekommen. Aber ich habe mir eben viel von meiner Großmutter in der Küche abgeschaut. Dann von meinen Eltern. Ich war auch auf einem Internat mit Hauswirtschafts-Lehrgang. Von meinem jetzigen Mann ist sicherlich auch Einiges dazugekommen. Es hat sich nicht so verhalten, dass dies von heute auf morgen vonstattenging. Das war schon ein Prozess über die letzten zehn Jahre."
Männersache: Welche Erfahrungen hast du in der vermeintlichen Männerdomäne "Profi-Grillen" gemacht?
Anja Würfl: "Also einmal habe ich an einem professionellen Grillwettbewerb teilgenommen. Da ging es um Gerichte aus dem Dutch Oven. Und ich bin gleich nach Abgabe vom ersten Gericht für den kompletten Event disqualifiziert worden."
Männersache: Warum?
Anja Würfl: "Tja, die verstehen da keinen Spaß. Man durfte für die Zubereitung sachfremde Gegenstände im Dutch Oven haben. Wie z. B. eine Halterung. Aber bei der Abgabe darf sich dann nur noch das Gericht selbst darin befinden. Tja, und wer hat es vergessen, die Halterung zu entfernen, die den Schweinebauch erhöht hatte, damit er eine schöne Kruste bekommt? Meine Wenigkeit."
Männersache: Und seitdem hast du keine Lust mehr auf Grillmeisterschaften?
Anja Würfl: "Keineswegs, das hat mir die Lust nicht verdorben. Zumal die anderen Teams, meist komplett mit Herren bestückt, äußerst hilfsbereit gewesen sind. Und es viel Spaß gemacht hat. Aber es gibt einen Faktor, der für mich ein totaler Killer ist: die Zeit! Du musst zum einen Gerichte vorbereiten, sprich ein paarmal zu Hause grillen - also das üben und trainieren. Und dann ist so ein Wettbewerbstag wirklich kräftezehrend. Mit Anfahrt, Aufbau und dem Grillen. Das schlaucht immens. Hut ab vor allen Profi- und Amateurgrillmeistern!"
Männersache: Was sind Dinge, die fast alle Hobby-Griller:innen falsch machen?
Anja Würfl: "Dein Versprecher am Beginn des Interviews hat es eigentlich auf den Punkt gebracht: mit einer Grillgabel operieren und ins Fleisch einstechen. Zumindest dann, wenn man das Einstechen übertreibt. Denn auf diese Weise trocknet man das Fleisch aus. Grillgabeln gehören verboten. Eine Grillzange ist zum Auflegen und dem Wenden von Grillgut das richtige BBQ-Werkzeug."
Männersache: Dann lass uns doch über die Hardware sprechen: Worauf sollte man beim Kauf eines Grills generell achten?
Anja Würfl: "Drei Dinge: Er sollte die Möglichkeit für direktes und indirektes Grillen bieten. Des Weiteren schon so einiges an Karacho in Sachen Temperatur mitbringen, sodass man zum Beispiel eine Pizza in vier Minuten bei 350 Grad backen kann. Oder sein Steak flott anknuspern kann. Und drittens: Kaufe keinen Grill, ohne auch ein Kerntemperatur-Thermometer zu kaufen!"
Männersache: Warum das?
Anja Würfl: "Naja, da steht dann ein 1.000-Euro-Grill mit einem 100-Euro-Steak auf der Terrasse und der Herr Grillmeister weiß nicht, wann er es herunternehmen muss, um den gewünschten Gar-Grad zu erreichen. So ein KT, wie es in der BBQ-Fachsprache heißt, ist übrigens auch ein guter Küchenhelfer, wenn z. B. der Schweinebraten im Backofen vor sich hin schmort."
Männersache: Welches sind deine Lieblingsleckereien auf dem Rost?
Anja Würfl: "Keine Chance, da eine Antwort drauf zu bekommen, deren Gültigkeit von langer Dauer ist. Weil einfach immer wieder was anderes auf der Hitliste oben steht. Und es sind nicht immer neue Rezepte, die die Spitzenposition erobern. Sitze ich bei uns in der Küche am Tresen und mein Mann trägt mir auf der Pizzaschaufel meine Lieblingspizza frisch vom Grill heran, dann lasse ich dafür das beste und teuerste Steak liegen."
Männersache: Was ist denn an dieser Pizza so besonders?
Anja Würfl: "Zum einen ist es meine Lieblingspizza: Schinken mit doppelt Mozzarella. Und zum anderen schmeckt sie gleich gut oder sogar noch besser als vom Italiener aus dem Steinbackofen. Das haben bisher alle Gäste gesagt, denen ich diese Pizza, unabhängig vom Belag, bei uns zu Hause schon serviert habe."
Männersache: Was ist das Geheimnis?
Anja Würfl: "Da gibt es kein Geheimnis. Du brauchst den richtigen Pizzateig, einen Grill, der sich auf mindestens 350 Grad aufheizen lässt, und einen Pizzastein. Den Teig ausrollen, mit Tomatensoße und geriebenem Käse belegen und dann Belag nach Wahl. Ab damit auf die Pizzaschaufel und sogleich auf den aufgeheizten Pizzastein. Nach drei bis fünf Minuten ist die Pizza fertig."
Männersache: Hast du noch weitere Grilltrends für die Saison 2022 in petto?
Anja Würfl: "Vor einigen Jahren kam der Dutch Oven in Mode. Einige Zeit später stand die Feuerplatte samt Feuertonne im Mittelpunkt. Letztes Jahr wurde von der Industrie der Pellet Smoker gepusht, das dürfte sich auch noch in die diesjährige Saison reinziehen. Auf welchen Zug man da aufspringt, hängt vom persönlichen Gefallen sowie dem Geldbeutel ab. Dutch Oven kosten nun nicht die Welt, ein Pellet Smoker, glaube ich, kann aber schon an die 2.000 Euro hinkratzen."
Männersache: Welche Vorteile hat aus deiner Sicht der Dutch Oven?
Anja Würfl: "Du kannst darin unglaublich viele unterschiedliche Gerichte zubereiten. Von Suppen, Eintöpfen über Braten bis hin zu Dampfnudeln. Er ist für mich auch immer ein Grund, an der frischen Luft Gerichte zuzubereiten. Und nicht in der Küche. Außerdem hat es etwas Uriges, wie ich finde. Allerdings betreibe ich meinen Dutch Oven in letzter Zeit nicht mehr so häufig mit Briketts, sondern mit Gas. Weil die Energiezufuhr so einfach schneller und konstanter gesichert ist."
Männersache: Der simpelste und beste Trick, den du Hobby-Griller:innen verraten kannst, lautet …
Anja Würfl: "Einen Trick kann ich nicht wirklich sagen, aber einen Hinweis geben: Es kommt beim Grillen meist nur auf zwei Dinge an. Die Zeit. Und die Temperatur. Und jetzt müsst ihr nur noch üben, üben und nochmals üben, dies für die verschiedenen Gerichte zu kombinieren. Oftmals ist es gar nicht so schwer und für die meisten Gerichte bestehen ja bereits gute Rezept-Anleitungen, in schriftlicher Form als auch im Bewegtbild. Die Übung macht den Meister bzw. die Meisterin."
Männersache: Welches war dein schlimmstes Grillerlebnis - und warum?
Anja Würfl: "Gibt es tatsächlich keines. Die Wörter 'schlimm' und 'Grillerlebnis' schließen sich zum Glück aus. Schlimm wäre es, wenn es zu brennen beginnt. Also der Grill, oder sich jemand verletzt. Das ist zum Glück noch nie vorgekommen. Dass vielleicht einmal ein Gericht nicht so schön ausgesehen hat und für das anschließende Fotoshooting für meine Webseite nochmals gegrillt werden musste, das ist massiv ärgerlich, aber schlimm ist wie gesagt was anderes."
Männersache: Blick in die Zukunft: Was glaubst du, wie sich das Grillen in den nächsten 20 Jahren verändern wird?
Anja Würfl: "Ich hoffe, dass alles so bleibt, wie es ist. Weil's mir echt gut gefällt. Und dass der Siegeszug der IT ein wenig langsamer vonstatten geht. Dabei geht das Ursprüngliche verloren. Wenn ich irgendwann nur noch mit dem Handy neben dem Grill stehe und es mir sagt, wie und was ich heute, morgen und übermorgen auf welche Weise zu grillen habe, dann schmeiße ich die Grillzange in die Ecke."
Männersache: Besten Dank für das Gespräch.
"Die Frau am Grill"
Anja Würfl ist "Die Frau am Grill" und betreibt den größten YouTube-Kanal zum Thema BBQ, der im deutschsprachigen Raum von einer Frau produziert wird.