DAS ist der wahre Kung-Fu-Panda
Ein Kuscheltier, das bizarre fernöstliche Kampftechniken beherrscht – darunter 360-Grad-Griffe, Blatt-Bomben-Würfe und Einschüchtern im Handstand. Eine Kunst, mit der man auch prima angeben kann. Der wahre Kung-Fu-Panda kann all das, und noch viel mehr.
Konzentriert sitzt der Zwei-Meter-Riese auf seinem Hinterteil im Dschungel von Zentralchina. Greift mal nach links oben, mal nach rechts hinten und dann wieder beidtatzig nach vorne – fast wie ein Kung-Fu-Schattenkampf in Zeitlupe. Ein Bambusstängel nach dem anderen landet im Maul und wird dort säuberlich abgeknabbert. Niedlich? Weit gefehlt! Hier kämpft eine Kreatur mit aller Macht ums Überleben. Und zwar, indem sie gegen den ständig drohenden Gewichtsverlust anfrisst. Denn wenn ein Großer Panda mit 160 Kilogramm Kampfgewicht nicht täglich bis zu 16 Stunden lang Nahrung in sich hineinstopft, führt das unweigerlich in den Hungertod.
Der wahre Kung-Fu-Panda
Eigentlich ist der Fresser mit den zwölf Fingern – bei Pandas haben sich die beiden vorderen Fersenknochen zu einem Greifdaumen entwickelt – selbst schuld an diesem Stress: Denn im Gegensatz zu ihren von Früchten über Fleisch bis hin zu Insekten und Würmern alles verzehrenden Bärenverwandten haben sich Pandas ausgerechnet Bambus als Lebensgrundlage ausgesucht. Und zwar nur Bambus – 99 Prozent ihrer Nahrung bestehen daraus. Doch damit nicht genug: Von den mehr als 1000 Bambusarten mag Ailuropoda melanoleuca gerade mal 60, gut die Hälfte davon aber auch nur in Notzeiten.
Warum sind Pandas bloß so prätentiös? Das lässt Forscher bis heute grübeln: Denn im Unterschied zu Schafen oder Kühen können Pandas Zellulose, also den Hauptbestandteil des Grünzeugs, nicht einmal ansatzweise verdauen. Tatsächlich gehen 83 Prozent des mühsam in sich hineingeschaufelten Futters unverdaut zurück zu Mutter Natur. Sichtbares Zeichen dieser "Unvernunft" sind die zahllosen avocadoförmigen Köttel, zu deren Abwurf sich ein Panda rund 40 Mal am Tag verziehen muss: Sie sehen tatsächlich aus wie noch rohes, gepresstes Blattwerk. Eine unglaubliche Verschwendung der bis zu 40 Kilogramm wiegenden Tagesration eines Pandas. Zum Vergleich: Zoos rechnen mit 20 Hektar Anbaufläche Bambuswald für Futter pro Tier – das entspricht fast 29 FIFA-Fußballfeldern.
Neben Schlafen bleibt da natürlich nicht mehr viel Zeit. Und die verbringt der Panda am liebsten in sozialen Netzwerken – die tatsächlich wie Facebook, Twitter und Co. funktionieren: Um zu kommunizieren, reiben die Einzelgänger Kopf, Körper und vor allem ihr Hinterteil an Bäumen in ihren sich teilweise überlappenden Revieren. Ein(e) solche(r) Duft-Post verrät zum Beispiel, wo sich Kerle rumtreiben und welche Weibchen läufig sind – eine äußerst wichtige Information: Schließlich sind Pandadamen pro Jahr nur 24 bis 72 Stunden fruchtbar.
Und dann gibt es da noch einen ganz besonderen Kung-Fu-Trick, den allerdings nur die Männchen beherrschen: Handstand auf den Vorderpfoten und mit dem Hinterteil möglichst hoch an den Baumstamm pinkeln – wer am weitesten nach oben kommt, gewinnt und rückt in der lokalen Dominanzrangfolge an die Spitze. Wie gesagt: das gleiche Prinzip wie in den sozialen Netzwerken der Zweibeiner.