Der Butterfly Effekt: Unheimliche Zufälle der Geschichte
Kann der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen? Diese Frage stellte sich der Meteorologe Edward N. Lorenz und entdeckte damit den sogenannten Butterfly-Effekt.
Der Butterfly-Effekt
Die These des Meteorologe Edward N. Lorenz: In einem Raum, in dem alles möglich ist, ist es eben auch möglich, dass der Flügelschlag eines Schmetterlings zu einer Umweltkatastrophe Tausende Kilometer entfernt führen kann. Der Raum ist in diesem Fall das gesamte Wettersystem der Erde. Und dort können kleine, zufällige Ursachen große Auswirkungen haben.
Doch kann man den Butterfly-Effekt auch auf andere Systeme übertragen? Wie bestimmt er den Lauf der Menschheitsgeschichte mit ihren unzähligen Protagonisten, Entscheidungen und Ereignissen? Dies ist ein Gedankenexperiment, das Historiker immer öfter durchspielen – mit spektakulären Erkenntnissen. Denn jedes noch so kleine und zufällige Ereignis wirkt sich auf das Große und Ganze aus.
Zufälle der Geschichte
Zum Beispiel spielt allein schon das eingangs erwähnte Wetter eine gewaltige Rolle in der Geschichte. So war der Atombombenabwurf über der japanischen Stadt Nagasaki am 9. August 1945 das Resultat einer dichten Wolkendecke, die sich zufällig über der weniger besiedelten Industriestadt Kokura gebildet hatte – dem eigentlichen Ziel der zweiten US-Bombe nach Hiroshima.
Und hat diese Wolkendecke vielleicht im Flügelschlag eines Schmetterlings irgendwo in Brasilien ihren Ursprung? Das Resultat dieses Flügelschlags ist jedenfalls verheerend: In Nagasaki kommen bis zu 80 000 Menschen ums Leben, die diesen Tag überlebt hätten, wenn der Wetterbericht anders gewesen wäre.
Wie unberechenbar dieser zufällige Schmetterlingseffekt wirklich sein kann, zeigt sich immer wieder – und zeichnet ein völlig neues Bild der Geschichte …