Antikythera-Mechanismus: Wie alt ist der erste Computer der Welt?
Diese sensationellen Funde schreiben die Weltgeschichte neu. Deutschlands bekannteste Archäologie-Expertin Gisela Graichen ist für Welt der Wunder den größten Geheimnissen der Menschheit auf der Spur. Diesmal geht es um den Antikythera-Mechanismus und die Frage, wie alt der erste Computer der Welt ist.
Spektakulärer Fund am Meeresboden
Die Ägäis vor Antikythera, nördlich von Kreta. Als Kapitän Dimitrios Kontos und seine Crew vor der kleinen Insel den Meeresboden nach Schwämmen absuchen, erfüllt sich für sie in 42 Metern Tiefe der Traum eines jeden Tauchers: Sie stoßen auf einen versunkenen Schatz – auf die Ladung eines um 100 v. Chr. gesunkenen Wracks mit wertvollen bronzenen Statuen an Bord.
Im Freudentaumel beachten sie die kleine, hölzerne Kiste kaum. Erst Jahre später entdeckt man ihren Inhalt: zerbröselte Klumpen aus korrodierter Bronze. Mit kleinen Zahnrädern. Doch die gab es vor mehr als 2000 Jahren noch nicht.
Die verrosteten Teile liegen im Archäologischen Museum von Athen herum, bis man nach 100 Jahren ihrem unglaublichen Geheimnis auf die Spur kommt. Aus England wird ein riesiger Computertomograf herbeigeschafft. Denn die einmaligen Bronzeobjekte dürfen das Museum nicht verlassen.
"Dings von Antikythera"
Hochauflösende dreidimensionale Aufnahmen sollen dem Rätsel des "Dings von Antikythera" auf den Grund gehen. Die Wissenschaftler sind aufgeregt – und trauen ihren Augen nicht: Winzige Zahnräder erscheinen, als die Forscher sich Millimeter um Millimeter durch die Schichten scannen.
Auf dem 3-D Modell werden feinste Gravuren sichtbar. Und immer mehr Details: Bauteile und der Mechanismus des mysteriösen Räderwerks. Fast die gesamte Oberfläche ist mit Zeichen besetzt: griechische Inschriften! Eine Bedienungsanleitung für ein Planetarium, eine analoge Rechenmaschine – den ersten Computer der Menschheitsgeschichte.
Weitere Entdeckung
Selbst ein naturgetreuer Nachbau funktioniert tadellos: Der amerikanische Uhren-Experte Steve Kramer berechnet damit eine Sonnenfinsternis voraus – auf 14 Minuten genau. Die Fähigkeit, Sonnenfinsternisse vorherzusagen – astronomische Ereignisse, die damals noch als Zorn der Götter verstanden wurden – bedeutete Macht.
Aber in der Maschine fand sich noch etwas weit Sensationelleres: ein Differenzialgetriebe, eines der verzwicktesten mechanischen Elemente überhaupt. Es wurde in der Neuzeit erst 1828 patentiert und ist heute Bestandteil jedes Autos. Der wahre Erfinder aber war offenbar ein Mechaniker auf Rhodos, fast 2000 Jahre früher.