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Böhse Onkelz: 10 Fakten über Kevin Russell und Co., die du noch nicht kanntest

Böhse Onkelz – entweder man liebt sie oder man hasst sie. Von kaum einer anderen Band geht so viel negative wie positive Faszination aus. Wir verraten Fakten zu den Musikern, die auch heute noch für Skandale sorgen.

Die Böhsen Onkelz: Altrocker mit Bums
Die Böhsen Onkelz: Altrocker mit Bums Foto: imago images / osnapix
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Böhse Onkelz: Frankfurter Jungs und allzeit umstritten

Böhse Onkelz – keine andere Band ist so umstritten, wie die Jungs um Frontmann Kevin Russell. Gewaltverherrlichende Texte treffen auf derbe Musik, treffen auf Nazi-Vorwürfe, treffen auf wiederkehrende Rechtfertigungen, Skandale und hyperleidenschaftliche Fans. 

Was ist dran an der Band aus Frankfurt am Main?  

Sind die Onkelz rechts?

Fakt ist: Die Böhsen Onkelz haben zu Beginn ihrer Karriere 1980 mit rechten Texten auf sich aufmerksam gemacht. Lieder wie "Türken raus" und "Deutschland den Deutschen" verbreiteten sich schnell in der Skinhead-Szene. Ihr erstes Album "Der nette Mann" wurde 1986 wegen "tendenziell nationalsozialistischer" Texte indiziert. 

Ab Mitte der 80er allerdings nahmen Stephan Weidner, Kevin Richard Russell, Matthias 'Gonzo' Röhr und Peter 'Pe' Schorowsky Abstand von der rechten Szene und positionierten sich als vollkommen unpolitische Band, die einfach nur Musik machen wolle. 

"Es gibt sicherlich Gruppen, die Faschistisches im Sinn haben. Dazu gehören wir aber wirklich nicht!" betonte Pe in einem Interview von 1987, in dem Kevin beipflichtete: "Politik ist ja total uninteressant! Das ist überhaupt kein Thema, weil: Politik in diesem Land ist undurchführbar! Deswegen interessiert mich Politik einen Scheißdreck, ich will nur leben wie ich will, das ist alles! Politik, und sich politisch überhaupt organisieren, das ist das Letzte!"

Trotzdem sind die Diskussionen um die Band bis heute nicht abgerissen. Inzwischen äußern sich die Böhsen Onkelz nur noch selten bis gar nicht mehr zu diesem Thema. Ihre Fans allerdings werden nicht müde, die Frage nach dem Nazitum zu analysieren. Zu einem der besten und umfangreichsten Versuche gehört das Video der jungen YouTuberin "Schnurstracks" aus Wien, das selbst die Onkelz schon auf ihrer Homepage teilten: 

Böhse Onkelz: Erfolge

Unabhängig von der Antwort auf die Frage, ob die Böhsen Onkelz nun rechts sind oder nicht: zehn ihrer Alben haben es seit 1998 auf Platz 1 der deutschen Charts geschafft. 

Nachdem "Der nette Mann" 1984 erschienen war, brachten die Onkelz zehn weitere Alben auf den Markt, bevor sie mit Nummer 12 – dem Album "Viva los Tioz" – zum ersten Mal den Thron holten. Die vier darauffolgenden Alben toppten alle ebenfalls die Charts, zuletzt die Comeback-Platte "Memento" von 2016. 

Zusätzlich schafften es das Live-Album "Live aus Hamburg" 2005, sowieso die vier Videoalben "La Ultima" (2005), "Vaya Con Tioz" (2007), "Böhse für's Leben" (2016) und "Memento – Gegen die Zeit" (2017) den Sprung an die Chart-Spitze. 

Die Onkelz gegen Rechts

Nach ihrer Loslösung von der Skinhead-Szene positionierten sich Kevin Russell & Co. mehrfach gegen Gewalt – ganz egal, ob diese von rechts oder links kam. 

Das "Rock gegen rechts"-Konzert am 17. Oktober 1993 in Bremen finanzierten die Onkelz mit. Auf ihren eigenen Shows schickten sie immer wieder Zuschauer nach Hause, die sich mit Nazi-Symbolen schmückten oder gar den Hitlergruß zeigten.  

Im März 2001 taten sich die Onkelz mit der Ausländerbehörde und WIR! e. V. zusammen, um ein Charity-Festival auf die Beine zu stellen. Der gesamte Erlös – rund 75.000 Euro – kam später Opfern rechtsextremer Gewalt zugute.

Böhse Onkelz: Rekordverdacht am Hockenheimring

Kevin Russell gehört mit Sicherheit nicht zu den begnadetsten Sängern unter der Sonne. Viele Kritiker machen sich heute noch über seine für Rockmusik doch eher dünne Stimme lustig oder verweisen darauf, dass er gerne einen halben Takt zu früh einsetzt.

Live allerdings reißen die Böhsen Onkelz regelmäßig die Hütte ab – wenn denn eine da ist. 2015 legte die Band an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden vier Auftritte am Hockenheimring in Baden-Württemberg hin und lieferte vor rund 350.000 Fans ein Open-Air-Spektakel der Superlative. Nach ihrer offiziellen Auflösung 2005 hatten die Onkel bereits im Juni 2014 ihr Comeback am Hockenheimring gefeiert. Jetzt sollte nachgelegt werden. 

"Ich hab die Stones gemacht, Pink Floyd, U2 und jetzt grade wieder AC/DC in Hockenheim", sagte der Produktionsleiter Hans-Jürgen Lauterfeld gegenüber "rnz.de", "aber so groß wie jetzt hier – so groß war's denn doch noch nicht."

Details gefällig? Für die Böhsen Onkelz wurde eine Bühne mit einer Gesamtbreite von 102 Metern und einer Tiefe von 48 Metern aufgebaut. Das höchste Bühnenelement ragte 37 Meter in die Luft. 
Außerdem gab es 2.600 programmierte Lampen, 1.190 Quadratmeter bespielte Videofläche, 290 Lautsprecher und 100,5 Kilometer Kabel. Sieben Aufbautage, vier Showtage und drei Abbautage standen auf dem Programm.

Neues Album statt Matapaloz

2017 riefen die Onkelz ihr eigenes Festival ins Leben: das Metapaloz. Zwei Jahre infolge rockten die bösen Buben als Headliner, das erste Mal am Hockenheimring, 2018 auf der Messe Leipzig. 

2019 findet das Matapaloz allerdings nicht statt. Richtig traurig sein müssen die Fans deswegen nicht. Die Böhsen Onkelz wollen stattdessen an neuer Musik feilen, wie sie auf Facebook verkündeten: 

Moses Pelham covert "Koma"

Moses Pelham, einer der Vorreiter des deutschen Hip-Hop, stammt wie die Onkelz aus Frankfurt am Main und ist laut eigener Aussage seit über 25 Jahren ein Fan der Gruppe. 2012 coverte er den wohl besten Song der Band, indem er die Strophen durch eigene Texte ersetzte, den Refrain aber übernahm: Aus "Koma" wurde "Für die Ewigkeit".  

2014 holte Kevin Russell seinen Kumpel auf die Bühne des Hockenheimrings:

"Ich mag die nicht, nach wie vor"

Moses Pelham macht aus seiner Liebe für die Onkelz kein Geheimnis. Doch seine Begeisterung teilen nicht alle. 

1999 sagte Farin Urlaub von den Ärzten in einem Interview:
"Ich finde, das ist eine ganz schlechte Band, und jedes Wort, das man in der Öffentlichkeit über sie verliert, wertet sie nur auf. Selbst wenn ich sage, wie schlecht die musikalisch und textlich sind." 
2004 betonte er dann: "Ich mag die nicht, nach wie vor."

In ihrem Megahit "Schrei nach Liebe" ordnen die Ärzte die Onkelz der rechten Szene zu, indem sie singen "Zwischen Störkraft und den Onkelz steht 'ne Kuschelrock-LP". 

Auch mit den Toten Hosen lagen die Onkelz von Anfang im Clinch – wobei Hosen-Frontmann Campino 2003 befand: "Man sollte die Onkelz endlich wie jede andere Hardrock-Band behandeln."

Zu ihrem Comeback 2014 schossen die Böhsen Onkelz dann direkt in Richtung Hosen und Ärzte. Im Interview mit der 'Bild'-Zeitung mokierte sich Gonzo:
"Die Ärzte und die Toten Hosen waren nie eine Konkurrenz für uns. Das waren doch eher Bands für die kleinen Spießer, die mal Rocker sein wollten; für Warmduscher."

Onkelz-Fans gehören zur Familie

Lady Gaga nennt ihre Fans "Little Monsters", Justin Bieber sammelt "Belieber" um sich und wer Taylor Swift gut findet, ist ein Swiftie. Was aktuell in den USA ein echter Promi-Trend ist, taten die Böhsen Onkelz schon vor über 20 Jahren: Sie gaben ihren Fans einen Namen, um das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken. 

Eingefleischte Fans der Frankfurter Band heißen seit Mitte der 90er Neffen und Nichten.

Zu eben jenen Neffen und Nichten pflegen die Böhsen Onkelz ein bewusst enges Verhältnis ohne Berührungsängste. Aktuell kann man der Band beispielsweise beim Restaurieren des alten Tour-Busses helfen. Auf Instagram laden Russell & Co. ihre Fans ein:

Ihren eigenen Namen haben die Böhsen Onkelz übrigens von Kindern aus der Nachbarschaft verpasst bekommen: Die drei Gründer Stephan Weidner, Kevin Richard Russell und Peter 'Pe' Schorowsky waren in ihrer Wohngegend als "böse Onkels" gefürchtet. 

Silvester 2009: Der Horrorunfall von Kevin Russell

Ein Skandal prägt den Ruf der Band bis heute grundlegend: der Autounfall und die anschließende Flucht von Kevin Russell an Silvester 2009.

Der Sänger der Onkelz hatte zuvor schon lange mit einer Drogen- und Alkoholsucht gekämpft und raste an diesem Abend mit Tempo 232 km/h auf der A66 bei Frankfurt am Main in einen Opel. Die beiden Insassen des anderen Autos wurden schwerverletzt und schwebten zeitweise in Lebensgefahr. Russell floh vom Unfallort und wurde später zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und drei Monaten verurteilt, die er im August 2011 antrat. Knapp vier Monate später durfte Kevin Russell den Knast wieder verlassen und begab sich in eine Therapie.

Russell vor Gericht: Die Frage der Reue stellt sich Foto: Bernd Kammerer-Pool/Getty Images

Bis heute beschäftigt der Fall die Öffentlichkeit. Umfassend besprochen wird er in 'Verurteilt! Der Gerichtspodcast' vom 12. September 2019.

Böhsen Onkelz heute: Immer noch Skandale

2019 sind die Onkelz zwischen 55 und 57 Jahre alt. Doch für Skandale sorgen, das können die Rocker immer noch. So geschehen Ende Juni 2019 auf dem Hellfest in Clisson, Frankreich. 

Dort standen die Böhsen Onkelz auf der Bühne, der deutsch-französische Fernsehsender Arte zeigte eine Live-Übertragung. Vor ihrem Gig machten die Onkelz dafür noch Werbung:

Während ihres Konzerts dann der Skandal: Die Böhsen Onkelz spielten ihren Song "Der nette Mann", der in Deutschland indiziert ist und damit nicht gespielt werden darf. 

Bassist Stephan Weidner kündigte den Track an: "Es ist uns nicht erlaubt, den Song in Deutschland zu spielen. Aber für euch Fans … hier ist 'Der nette Mann' von unserem ersten Album."

Klar, dass die Böhsen Onkelz mit Aktionen wie dieser ihrem Bandnamen – und ihrem Ruf – alle Ehre machen!