BMW M1: Der rote Donnerkeil im Karussell
Die Nordschleife und der M1, oder wie man die Grüne Hölle in einem Flachmann überlebt.
BMW M1: Der rote Donnerkeil im Karussell
Allein der Ein- und Ausstieg sind bei diesem Klassiker eine Sache für sich. Wie komme ich aus dem leicht über einen Meter hohen Wagen wieder raus? Auf allen Vieren?
So kurz vor dem Start in die wildesten Windungen der Vulkaneifel sind Fragen zum Thema Körperhaltung und Ästhetik aber nicht wirklich relevant.
Ich sitze auf dem Fahrersitz einer Legende, allein und ohne doppelten Boden. Auf mich warten knapp 21 Kilometer mit 73 Kurven, etlichen Sprunghügeln plus Karussell und eine hohe Acht mit Aussicht.
Nun denn, die rechte Hand liegt auf dem Schalthebel, der linke Fuß schwebt locker über dem Kupplungspedal, der Gasfuß will unbedingt nach unten und die Augen fixieren das graue Asphaltband.
Die Reifen sind schön warm. Motoröl, Wasser und alles, was den BMW am Leben hält, wurde vorab gecheckt. Der erste Gang liegt hinten links.
Ich bin dann mal weg und in hoffentlich 100 Minuten wieder da. Zehn Runden Nordschleife im M1. Sie gilt als Kreißsaal des Supersportlers, hier wurde der M1 durch die Mangel gedreht, bis über die Grenzen belastet, zerlegt und wieder zusammengebaut.
BMWs Motorengott Paul Rosche hat den Antrieb geliefert, einen grandiosen Reihensechszylinder. Auf dem Gitterrohrrahmen sitzt eine Kunststoffhülle, die Nase so flach wie ein Keil, der Hintern knackig und dank der Jalousie extravagant zugleich.
Die beiden BMW-Logos, jeweils links und rechts, passen wie zwei Fäuste auf zwei Augen. Im Innenraum dann die Ernüchterung.
Außen Italiener, innen Teutone. Es ist eng, es ist schwarz, es ist laut, die Pedale so eng beieinander, man sollte Tanzschuhe tragen. Genau so sollen Sportwagen sein.
BMW M1: Im Flachmann durch die grüne Hölle
Der Motor läuft, erster Gang, Kupplung kommen lassen, Gas und los. Die ersten Meter, die ersten Kurven, der BMW will weit mehr, als ich kann. Die 277 PS treiben den Bayern immer weiter nach vorn, der Sechszylinder jubiliert ab 3.500 Touren wie ein Jüngling nach dem ersten Kuss.
Der Heckantrieb lässt den Hintern hier und da in Richtung Leitplanke flanieren, die Lenkung ist unglaublich präzise, die Bremsen ein Gedicht und so allmählich werde ich warm mit diesem Wunderwerk der späten 70er. Es grinst sich leichter, wenn du weißt, dass es noch besser, noch schneller wird.
Hinein in die Fuchsröhre, jenen Abschnitt der Nordschleife, in den man hinabfliegt und ganz weit unten dann so dankbar ist, dass das Frühstück nur aus einer Banane bestand.
Der M1 rennt los wie ein Jagdhund auf Speed, immer schneller, immer lauter, bis dann im fünften Gang die Döttinger Höhe durchflogen wird.
Hier ruht sich der Fahrer aus, ein paar Momente der Entspannung und die Runde fängt wieder an. Diesmal die Schikanen aus drei Kurven richtig ansetzen.
Der M1 erinnert sich an seine Kindheit, die unzähligen Runden mit Marc Surer, der ihm damals alles abverlangte. Heute ist Geburtstag, heute wird gefeiert.
Sie haben Bücher über ihn geschrieben, Lieder komponiert, Reden gehalten und sie haben ihm eine Rennserie geschenkt.
BMW M1: Wie ein Jagdhund auf Speed
Procar. Der M1 im Rennanzug, mit bis zu 800 PS. Im Vorprogramm der Formel 1 und alle saßen drin: Niki Lauda, Nelson Piquet, Marc Surer, Jochen Mass, Carlos Reutemann und viele andere.
Mein roter M1 rennt und rennt, die leicht hakelige Schaltung war nur am Anfang ein kleines Problem. Jetzt läuft der Schalthebel fast von selbst. Der Motor ist in seinem Element, die Drehzahlsprünge werden mit dem Sound des Triebwerks bestens untermalt.
Ich werde so langsam eins mit dem M1 und der Sportler aus München hat seine Freude. Der Claim "Aus Freude am Fahren" rührt genau von solchen Momenten. Die letzte Runde, abkühlen. Für Mensch und Maschine.
Schaufensterbummel in der Eifel. Jetzt weiß ich, weshalb so viele Menschen jedes Mal, wenn BMW einen Sportwagen ankündigt, einen neuen M1 herbeisehnen. Aussteigen. Halbwegs elegant und lässig. Noch mal eine Runde um den Wagen.
Damals musste man 100.000 D-Mark hinblättern. Heute werden leicht 500.000 Euro verlangt. Wer ernsthaft einen kaufen will, sollte genau hinschauen. Auch wenn die Technik sehr robust und langlebig ist, der Rahmen kann rosten.
Viele M1 wurden in Procar-Optik verwandelt. Ein Rückbau ist extrem teuer. Der M1-Club kann helfen. Und wie bei allen Klassikern hilft: Zeit, Ahnung und Geld.