Messenger-Update

BKA kann WhatsApp-Nachrichten mitlesen

Nach Recherchen von WDR und BR kann das Bundeskriminalamt schon seit geraumer Zeit fremde WhatsApp-Nachrichten lesen – und das ganz einfach.

WhatsApp
Sind unsere WhatsApp-Nachrichten doch nicht sicher? Foto: iStock / stockcam
Auf Pinterest merken

"Nachrichten in diesem Chat sowie Anrufe sind jetzt mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung geschützt" ist immer zu Beginn einer neuen WhatsApp-Kommunikation zu lesen. Das Bundeskriminalamt (BKA) nutzt aber eine einfache und reguläre Funktion, um diese Verschlüsselung zu umgehen und fremde Nachrichten zu lesen.

BKA ließt WhatsApp-Nachrichten mit

Facebook, zu dem auch der Messengerdienst WhatsApp gehört, macht es Sicherheitsbehörden nicht möglich, WhatsApp-Nachrichten mitzulesen. Dadurch gestalte sich die Strafverfolgung schwierig und Beamte seien auf den Einsatz staatlicher Spionagesoftware angewiesen. So heißt es zumindest aus offiziellen Kreisen.

Doch das BKA hat nach Recherchen von WDR und BR einen Weg gefunden, um WhatsApp-Kommunikation abzufangen und mitzulesen – und das komplett ohne Spionagesoftware.

"Das BKA verfügt über eine Methode, die es ermöglichen kann, Text, Video-, Bild- und Sprachkurznachrichten aus einem WhatsApp-Konto in Echtzeit nachzuvollziehen", zitiert Tagesschau aus einem internen Schreiben der Polizeibehörde. Darüber hinaus könne auch auf die WhatsApp-Kontakte der Zielperson zugegriffen werden.

Video Platzhalter
Video: Glutamat

So funktioniert es

Bei dem Ausspionieren handle es sich um eine reguläre Funktion des Messengerdienstes, betont das BKA.

Die Beamten nutzen die Funktion "WhatsApp Web", die Möglichkeit, WhatsApp auch über den Internetbrowser zu steuern. Dabei muss das BKA kurzzeitig Zugriff auf das Handy der Zielperson haben, um dessen Chats mit der Browser-Version der App synchronisieren zu können. Ab jetzt können die Beamten unbemerkt mitlesen.

Nach Auffassung des BKA handelt es sich bei dieser Methode um eine Überwachung gemäß Paragraf 100a Strafprozessordnung – also der regulären Telekommunikationsüberwachung mit richterlicher Anordnung.

Terrorabwehr

Diese gezielte Überwachungsmethode werde durch das Bundeskriminalamt kaum eingesetzt, heißt es aus Sicherheitskreisen. Dazu sei der Aufwand zu groß und somit für viele Ermittlungsverfahren nicht rentabel.

In der Terrorabwehr könne eine solche Überwachung nach richterlicher Anordnung durchgeführt werden. Dies geschah z. B. im Fall des Breitscheidplatz-Attentäters Anis Amri, dessen Handy auf eben diese Art und Weise ausspioniert wurde und die Behörden auf die Spur des Terrorverdächtigen Magomed-Ali C. brachte, einen kaukasischen Islamisten und Bekannten Amris.