Zum Tod von Alain Delon: Nachruf auf eine umstrittene Legende!
Alain Delon war in den 60ern und 70ern einer der hellsten Sterne am europäischen Kinohimmel und spielte mit den ganz Großen.
Alain Delon: Jugend
Alain Delon war "Marco Polo", durchlebte "Die Hölle von Algier" und fürchtete "Weder Tod noch Teufel". Als Auftragskiller und "eiskalter Engel" Jef Costello gerät er zwischen die Fronten.
Nach und nach wird er in seinen Filmen auf die Rolle des Bösewichts abonniert. Hat das mit seinem holprigen Start in das Leben zu tun?
Alain Delons Kindheit könnte wohl eine ganze Armada von Psychotherapeuten beschäftigen. Als er vier Jahre alt ist, trennen sich seine Eltern, er kommt in eine Pflegefamilie und nach deren Tod ins Internat.
Nachdem er von so ziemlich allen Schulen fliegt, auf die er geschickt wird, fängt er mit 14 Jahren an, in der Metzgerei seines Stiefvaters zu arbeiten. Vier Jahre lang ist er auch Marinesoldat, lernt den Wahnsinn des Indochina-Kriegs kennen.
Dann aber beginnt er Schauspielunterricht zu nehmen und füttert erstmals den Boulevard durch seine fünfjährige Beziehung zu Romy Schneider.
Alain Delon: Marković-Affaire
Als 1968 sein jugoslawischer Leibwächter, der gerüchtehalber eine Affäre mit seiner zweiten Frau hat, ermordet aufgefunden wird, gerät Delon, dem ohnehin Kontakte zur Unterwelt angedichtet werden, ins Fadenkreuz der Ermittlungen.
Delon wird ein aus Rachsucht befohlener Auftragsmord unterstellt, für den sich jedoch trotz intensiver Recherche, keine Anhaltspunkte finden lassen. So übersteht er den als Marković-Affaire bekannt gewordenen Vorfall unbeschadet.
Und nicht nur das. Offensichtlich ist der Mordfall in Bezug auf Delons Karriere sogar eher förderlich. Zumindest wird er am Ende des Skandaljahres anlaufende Film "Der Clan der Sizilianer" ein großer Erfolg.
Alain Delon: Kontroversen
Die Sängerin Nico, die schon mit "Velvet Underground" zusammenarbeitete, behauptet, ihr 1962 geborenes Kind Ari Päffgen sei Delons Sohn, was dieser vehement bestreitet.
Neben seiner Schauspielkarriere ist Delon allem zugeneigt, was herzhaft und kernig daherkommt, veranstaltet Boxkämpfe, leitet einen Rennstall und vermarktet edle Getränke und Parfum.
Auch politisch nicht korrekte Themen äußert er ohne Scheu, bekennt sich offen zum Front National, dessen Gründer Jean-Marie Le Pen er in Indochina kennengelernt hatte.
Von Homosexuellen hält er nichts, das sei gegen die Natur und daher solle es auch kein Adoptionsrecht für Homosexuelle geben, wie er gegenüber der Zeitung "Le Figaro" erklärt.
Alain Delon: Filme
Als Schauspieler feiert er Erfolge, lernt am Set von "Christine" Romy Schneider kennen, brilliert im Thriller "Nur die Sonne war Zeuge" und spielt an der Seite von Burt Lancaster im Film "Der Leopard", für den er eine Golden-Globe-Nominierung als bester Nachwuchsdarsteller einheimst.
Es ist aber wohl die Rolle des skrupellosen Auftragskillers Jef Costello in "Der eiskalte Engel", der sein Bild in der Öffentlichkeit festlegt.
Wohl auch, um diesem festgefügten Rollenbild zu entkommen spielt er in Volker Schlöndorffs "Eine Liebe von Swann" den homosexuellen Baron de Charlus.
In den späten 80er Jahren scheint das Publikumsinteresse an Delon langsam aber sicher zu versiegen und auch Delon zeigt sich unzufrieden mit der Qualität der ihm angebotenen Drehbücher. Er kündigt an, sich aus dem Kino zurückzuziehen.
Was machte Alain Delon zuletzt?
Lange hält Delon das tatsächlich durch, taucht nur noch in einigen TV-Produktionen auf. 2008 wirkt er in der Real-Verfilmung des Comics "Asterix bei den Olympischen Spielen" mit und mimt Julius Caesar. Der Film erhält durchwachsene Kritiken.
Zuletzt gab es neues Projekt, das mit seinem Namen verknüpft wurde: "La maison vide", in dem auch Juliette Binoche gelistet ist. Dieser Film wurde bisher nicht umgesetzt und wird es nun natürlich auch nicht mehr.
Im Februar 2019 soll Delon eigentlich in Dresden beim Semper-Opernball für sein Lebenswerk geehrt werden, allerdings macht ein schwerer Sturz, der ihn ins Krankenhaus schickt, einen Strich durch die Rechnung.
Der damals 83-Jährige hatte seit einigen Jahren eine Hüftprothese und stürzte in seinem Anwesen in Frankreich unglücklich.
Im Mai 2019 war Alain Delon dann wieder fit und bekam in Cannes die Goldene Ehrenpalme für sein Lebenswerk verliehen, was andere Personen auf selbige brachte.
Für seine homophoben Sprüche und die zur Todesstrafe ("Ich habe sehr früh gelernt, dass man Unkraut mit den Wurzeln ausreißt, und ich glaube, es gibt Dinge, die sind nicht zu entschuldigen, und es gibt Menschen, die dürfen nicht auf der Erde bleiben") wurde er von etlichen Personen und Vereinigungen offen angefeindet.
Fotogalerie: So sah Alain Delon aus
Update: Alain Delon gestorben
Alain Delon starb am 18. August 2024 mit 88 Jahren in Douchy. Der französische Staatspräsident, Emmanuel Macron sagte, Delon sei ein "monument français".
Sophia Loren erklärte, dass sie der Tod von Alain Delon traurig mache: "Bevor er ein Kollege war, war er ein lieber Freund. Ich werde dich immer lieben. Ciao, Alain".