Verbotene Operationen der Geheimdienste

Willy Brandt: Wie erledigt man einen Politiker, ohne ihn zu ermorden?

Ob Präsidenten, Könige oder Kaiser - für sie alle gilt deshalb die gleiche Regel: Egal, wie mächtig du bist - wenn du überleben willst, leg' dich nie mit einem Geheimdienst an - selbst wenn es der deines eigenen Landes ist.

Willy Brandt (1965)
Willy Brandt (1965) Foto: Getty Images / Terry Fincher
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Willy Brandt und der DDR-Spion Günter Guillaume

Am 6. Mai 1974 tritt Bundeskanzler Willy Brandt zurück. Der Grund: Er hat sich vom DDR-Spion Günter Guillaume täuschen lassen. Der zählte jahrelang zu seinen engsten Vertrauten - für Brandt ist es das Ende seines politischen Lebens.

Doch wie kann ein Agent so nah an die mächtigste Person Deutschlands herankommen, ohne dass es den Geheimdiensten aufgefallen ist? Die Journalistin Regine Igel geht davon aus, "dass westliche Geheimdienste schon lange über die Rolle Guillaumes Bescheid wussten, jedoch zögerten, seine Doppelrolle auffliegen zu lassen, um zum richtigen Zeitpunkt den Kanzler zum Rücktritt zu zwingen".

Warum Brandt gestürzt wurde

Der Sturz Brandts liegt vor allem im Interesse der CIA. Aus zwei Gründen. Erstens: Willy Brandt betreibt eine Politik der Verständigung mit dem Ostblock. Zum ersten Mal gibt es eine Annäherung mitten im Kalten Krieg - Brandt erhält 1971 dafür den Friedensnobelpreis. Den USA muss es wie ein Verrat vorkommen: Man verhandelt nicht mit dem kommunistischen Osten - das ist zu der Zeit die offizielle US-Linie.

Genauso wenig wie man mit Terroristen verhandelt - und auch das tut Brandt. Es ist die Nacht vom 5. auf den 6. September 1972. Bei einem Attentat von palästinensischen Terroristen bei den Olympischen Spielen in München kommen insgesamt 17 Menschen ums Leben. Weniger als zwei Monate nach ihrer Festnahme werden die drei überlebenden Geiselnehmer aber von der Bundesregierung wieder freigelassen. Hat Deutschland sich erpressen lassen?

Olympia-Terror in München

Fakt ist: Am 29. Oktober bringen zwei Männer die Lufthansa-Maschine LH-615 auf dem Weg von Damaskus nach Frankfurt in ihre Gewalt. Sie fordern die Freilassung der drei inhaftierten Olympia-Attentäter - andernfalls würden sie die Maschine in die Luft sprengen.

Die Bundesregierung unter Willy Brandt willigt ein. An Israel schreibt der Bundeskanzler nur: "In diesem konkreten Fall gab es keine andere Wahl." Für den wichtigsten Verbündeten Israels, die USA, muss dieser Deal wieder ein Schlag ins Gesicht gewesen sein - und Brandt wird für die CIA untragbar.

Mit Hilfe des deutschen Verfassungsschutzes soll die CIA nach Möglichkeiten geforscht haben, Brandts politisches Leben zu zerstören. Und sie werden fündig: Der Verfassungsschutz hatte den Kanzler-Spion Guillaume offiziell schon 1973 enttarnt, der BND warnte sogar schon 1954 vor ihm. Der Verfassungsschutz überredet Brandt, den Spion weiterhin im Amt zu lassen, um Beweise gegen ihn zu sammeln, und lockt Brandt so in die Falle.

Hat die CIA dazu aufgefordert? Bei Guillaumes Verhaftung kommen brisante Fakten über Brandts außereheliche Affären und Alkoholprobleme ans Licht. Willy Brandt ist als Kanzler der Bundesrepublik nicht mehr tragbar und tritt zurück.

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