Heimliche Katastrophen der Geschichte

Wie viele Atomkraftwerke sind bislang wirklich explodiert?

Sie kosteten unzählige Menschenleben, sie stürzten Weltreiche, sie beeinflussen unser Leben bis heute - und doch sind viele Katastrophen der Öffentlichkeit gar nicht bekannt. wdw über einige der unbemerkten Störfälle der Weltgeschichte.

Atomkraftwerk
Wie viele Atomkraftwerke sind bislang wirklich explodiert? Foto: iStock / DanielPrudek
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Wie viele Atomkraftwerke sind bislang wirklich explodiert?

Zwei Orte stehen in den Geschichtsbüchern als Inbegriff der nuklearen Katastrophe: Tschernobyl und Fukushima. Sie stehen dort aus einem einzigen Grund:

Weil sich nicht vertuschen ließ, was passierte. Aber in Wahrheit gab es viel mehr Vorfälle von ähnlicher Brisanz. Geheime Katastrophen der Weltgeschichte.

Kaum jemand kennt die russische Stadt Kyschtym im südlichen Ural. Was die Welt nie erfahren sollte: Am 29. September 1957 zerreißt eine vulkanausbruchsartige Explosion den Erdboden nahe der Stadt.

Die Regierung streitet den Vorfall 37 Jahre lang ab. Erst 1989 räumt sie ein, dass sich in Kyschtym die nach heutiger Einschätzung drittgrößte Nuklearkatastrophe der Geschichte ereignete.

Wadim Guschtschin erinnert sich genau an den Tag des Unglücks: "Die radioaktive Wolke erhob sich etwa einen Kilometer hoch über der Explosionsstelle, sie leuchtete in roter Farbe.

Die Blätter der Birken wurden sofort gelb und fielen zu Boden. Der Wald bot innerhalb kurzer Zeit einen fürchterlichen Anblick."

Drittgrößte Nuklear-Katastrophe: Die Osturalspur

Die Öffentlichkeit erfährt nichts von dem Vorfall in der Anlage, die das Plutonium für die erste sowjetische Atombombe produziert.

Durch den Ausfall des Kühlsystems in einem unterirdischen Tank für radioaktive Abfälle bilden sich hochexplosive Nitratsalze.

Der Funken eines Messgeräts reicht aus, um das gesamte Lager zerbersten zu lassen. Etwa 400 Kilometer weit treibt der Wind die radioaktiven Stoffe über ein Gebiet von der Größe Mecklenburg-Vorpommerns mit 270 000 Einwohnern, diese sogenannte Osturalspur ist noch heute nachweisbar.

"Hunderte von Menschen starben, Zehntausende wurden radioaktiv verseucht", schätzt Zhores Medwedew, der die Katastrophe untersucht hat. Bis heute gab es 34 Unfälle in Atomanlagen mit mindestens einem Todesopfer.

Doch von Anfang an haben weder die Verantwortlichen im Westen noch die im Osten irgendein Interesse an Aufklärung: Schließlich geht es um den guten Ruf einer wichtigen Technologie.

Die Reaktorkatastrophe von Fukushima 2011 ist der Höhepunkt dieser Entwicklung – vorläufig.