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Von wegen Nibiru: Besteht die Erde eigentlich aus zwei Planeten?

Vor 4,5 Milliarden Jahren kollidierte unsere Erde mit einem anderen Planeten – der Stücke aus der Erde herausschlug und dann zerbrach. Diese Trümmer bilden heute den Mond. So dachte man zumindest.

Erde und Theia - sahe es so aus?
Erde und Theia - sahe es so aus? Foto: iStock/ Ig0rZh
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Jetzt haben Forscher jedoch etwas entdeckt, das unsere Welt und ihre Entstehung in einem vollkommen neuen Licht erscheinen lässt …

Die Geburtsstunde unserer Erde fällt in eine chaotische Zeit. Da wo heute unser Planet seine Bahnen zieht, wirbelte vor 4,5 Milliarden Jahren eine gigantische Wolke aus Gas und Staub herum – und verdichtete sich zu Himmelskörpern.

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Damals mit dabei war noch Theia – ein Planet, der irgendwann die Erde streifte, schwer beschädigte und dabei selbst auseinanderbrach. Aus den Trümmern Theias – so kann man es in den Lehrbüchern nachlesen – bildete sich schließlich unser Mond.

Doch diese Geschichte muss nun umgeschrieben werden – zumindest, wenn man dem Geo- und Kosmo-Chemiker Edward Young glaubt. Er und sein Team zeichnen in einer aufsehenerregenden Studie die Kollision zweier Planeten nach – und zeigen, wieso ein derartiges Inferno Ausgangspunkt für das Leben auf der Erde gewesen sein könnte.

Besteht die Erde aus zwei Planeten?

Um den wahrscheinlich heftigsten Auffahrunfall unseres Sonnensystems zu beweisen, verglichen die Forscher die chemischen Fingerabdrücke von Mond und Erde – die Zusammensetzung von Sauerstoff-Isotopen in Gesteinsproben.

"Wir erkannten keinen Unterschied zwischen den Proben", erklärt Edward Young. Tatsächlich sind die Sauerstoff-Codes der Erde und des Mondes chemisch nahezu identisch.

Eine Verwandtschaft, die nach Meinung von Young nur einen Schluss zulässt: Theia prallte nicht einfach von der Erde ab und wurde folglich auch nicht zu unserem Mond – sondern kollidierte mit einer so großen Wucht mit der Erde, dass sich beide Planeten zu einem vereinten.

Durch diesen heftigen Aufprall wurden außerdem enorme Gesteinsmassen aus den miteinander verschmelzenden Planetenkugeln gesprengt. Es sind jene Gesteinsmassen, aus denen sich schließlich der Mond entwickelte.

Doch wie konnte es so weit kommen? Woher kam Theia – und wieso kollidierte der Planet ausgerechnet mit unserer Erde?

Hat Theia das Leben auf der Erde erst ermöglicht?
Theia ist so etwas wie die kleine Schwester der Erde – beide Planeten entstehen zur gleichen Zeit und mit einem ähnlichen Abstand zur Sonne. Auch nach ihrer Geburt bleiben sie sich ganz nahe – teilen sich sogar eine Umlaufbahn um die Sonne.

Doch der Frieden ist brüchig. Denn Theia ist ein sogenannter Trojaner und hat es sich in der Umlaufbahn der Erde auf dem sogenannten Lagrange-Punkt bequem gemacht. Eine Art Gravitationslücke in dem Raum zwischen Erde und Sonne, die nicht nur Theia Unterschlupf bietet, sondern auch Milliarden Tonnen Weltraumschutt.

Das Problem: Theia nimmt durch diesen orbitalen Dreck immer weiter zu – bis der Planet so massig ist, dass er auf seiner Umlaufbahn langsamer wird, ins Schlingern gerät und von der Erde mit einer Geschwindigkeit von rund 40 000 Kilometern pro Stunde gerammt wird.

Für die Erdschwester ist es das Ende. Für die Erde dagegen ein Neustart – und der Beginn von Leben, wie wir es kennen.

Denn als Theia pulverisiert wird und ein Teil „ihrer Überreste mit der Erde verschmelzen“, erklärt Edward Young, passiert etwas Aufregendes: Die Trümmerteile der beiden Planeten, die durch den Aufprall ins All geschleudert wurden, fügen sich zu unserem Mond zusammen.

Damals ist er noch so nah, dass man ihn 20-mal größer gesehen hätte als heute. Doch auch wenn sich der Mond seitdem genau 3,8 Zentimeter pro Jahr von der Erde entfernt, ist er im Vergleich zu allen anderen Trabanten im Sonnensystem immer noch sehr nah.

Entsprechend groß ist auch sein Einfluss: Heute ist der Mond nichts Geringeres als der wichtigste Garant für das Leben auf der Erde. Er mäßigt das Klima, stabilisiert wie ein Anker die Erdachse und bremst den Drehimpuls der Erde ab.

Ohne Mond würden Stürme von bis zu 500 Kilometern pro Stunde über den ganzen Planeten fegen, und ein Tag auf der Erde würde nur noch acht Stunden dauern. Für das Leben wären das keine guten Bedingungen.

Experten schätzen, dass 80 Prozent aller Säugetierarten und 70 Prozent aller Pflanzen ohne unseren Mond sofort aussterben würden. Trotz seiner zentralen Bedeutung ist der Mond aber nicht die einzige Grundlage für Leben, die uns Theia hinterließ.

Denn die Erdschwester wurde zu einem Teil der Erde – und vergrößerte dadurch deren Umfang. Ohne diese Verschmelzung besäße die Erde heute nicht genug Masse und Gravitation, um eine Atmosphäre zu bilden.

Die gasförmige Hülle, die unseren Planeten umgibt, würde einfach in den Weltraum entweichen – und das Leben würde buchstäblich ersticken. Ebenso wichtig ist der vergrößerte Eisenkern, den unsere Erde ihrer Planetenschwester verdankt.

Er generiert durch seine Bewegung ein Magnetfeld, das die Erde vor den gefährlichen Sonnen-Winden schützt. Die Erde – so viel steht fest – wäre ohne den Einschlag von Theia ein unfreundlicher Ort. Und Leben auf ihr undenkbar.

Der Beweis: Ein Stück Mondstein Das Forschungsteam – geleitet von Paul Warren, Edward Young und Issaku Kohl, University of California in Los Angeles – untersuchte Gesteinsproben, die die Apollo-Missionen 12, 15 und 17 vom Mond mitgebracht hatten.

Beim Vergleich mit irdischen Proben fanden sie heraus, dass der Sauerstoffgehalt in den Proben nahezu identisch ist. Damit lieferten die Forscher den Beweis dafür, dass Erde und Mond aus demselben Material bestehen.

Das bedeutet: Theia muss mit der Erde verschmolzen sein. Wäre Theia nur seitlich an der Erde vorbeigeschrammt, hätte der Mond einen anderen chemischen Fingerabdruck.

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