Die gefährlichsten Lügen der Weltgeschichte

Tonkin-Komplott: Wie man den Vietnamkrieg rechtfertigte

Rufmord, Propaganda, Verleumdung: Immer wenn Mächtige ihre Ziele erreichen wollen, ist die Wahrheit das erste Opfer. Oft werden diese Lügenschnell enttarnt. Doch es gibt auch welche, die bleiben Jahrhunderte bestehen – und verändern den Lauf der Welt, so auch der Tonkin-Komplott.

US-Soldaten im Vietnamkrieg
US-Soldaten im Vietnamkrieg Foto: Getty Images / AFP Contributor
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Golf von Tonkin: Der Vietnamkrig beginnt

Ein schriller Ton pfeift über das Deck der "USS Maddox". Es ist der 4. August 1964, als auf dem Zerstörer, der seit Tagen im Golf von Tonkin vor der Küste Nordvietnams kreuzt, der Gefechtsalarm ausgelöst wird. Torpedoangriff!

Abrupt ändert das Kriegsschiff seinen Kurs. Kurz darauf eröffnen die schweren Zwillingstürme des Zerstörers das Feuer. Bis tief in die Nacht dauert der Beschuss. Noch während sich die "USS Maddox" verteidigt, wird in Washington Präsident Lyndon B. Johnson geweckt. Fünf Stunden später autorisiert er einen massiven Gegenschlag gegen nordvietnamesische Stellungen – während das Weiße Haus der Welt verkündet: Die USA wurden zum Eintritt in den Vietnamkrieg gezwungen. Doch der sogenannte Tonkin-Zwischenfall ist eine Finte, um von der Frage abzulenken:

Wie erklärt man einen Krieg ohne Kriegsgrund?

Man erfindet einen! Hinter dem vermeintlichen Angriff Nordvietnams steckt die National Security Agency (NSA). Der US-Geheimdienst sucht schon seit Jahren einen Weg, um die USA in den Vietnamkrieg zu verwickeln. Doch der kommunistische Norden lässt sich nicht provozieren, liefert keinen Kriegsgrund. Die Konsequenz: Der Geheimdienst muss einen erfinden.

Die NSA erfindet einen Krieg

Dazu beauftragt man Agenten an Bord der "USS Maddox", eine der folgenschwersten Fälschungen des 20. Jahrhunderts vorzubereiten. Am 4. August 1964 sehen sie ihre Chance gekommen. Seit dem Morgen tobt ein Sturm – und die empfindlichen Geräte des Zerstörers geben ein fehlerhaftes Sonar-Echo wieder. Kurzerhand erklären die Agenten den völlig harmlosen Sonar-Schatten zu einem Torpedoangriff des Vietcong.

Alle Informationen laufen ab diesem Moment durch die nachrichtendienstlichen Filter der NSA. Die Agenten fälschen Berichte, verschieben Koordinaten, sabotieren Funksprüche, ergänzen Seekarten und manipulieren Fotos. Selbst Präsident Lyndon B. Johnson wird belogen. Die Folgen sind verheerend.

Mehr als zehn Jahre wütete der Vietnamkrieg, acht Millionen Tonnen Bomben werden über dem kleinen Land abgeworfen, drei Millionen Menschen sterben.