Stars im Gespräch

Tokio Hotel im Exklusiv-Interview: "In den letzten 15 Jahren sind wir von Freunden zu Brüdern geworden"

Genau 15 Jahre nach dem Siegeszug von "Durch den Monsun" sprechen Tokio Hotel mit uns über ihren spannenden Karriereweg, verrückte Begegnungen, die Neuinterpretation ihres größten Hits sowie über ihr Verständnis von Männlichkeit.

Tokio Hotel
Auf Pinterest merken

Tokio Hotel im Exklusiv-Interview

Im Jahr 2005 erlebten Tokio Hotel ihre Mondlandung – zumindest muss es sich so ähnlich angefühlt haben, als "Durch den Monsun" über Monate die deutschen Charts anführte und die Fans scharenweise den vier Magdeburger Musikern verfielen. Seit dem 2. Oktober präsentiert die Band überdies eine Neuinterpretation von "Durch den Monsun" - in der Version 2020.

Mit Männersache sprechen die Bandmitglieder Georg Listing, sowie Bill und Tom Kaulitz exklusiv auch über die Zeit vor ihrem Über-Hit.

Männersache: Wie sturmerprobt seid ihr 15 Jahre nach der Veröffentlichung von "Durch den Monsun"?

Bill Kaulitz: Wir sind auf jeden Fall mittlerweile wahnsinnig wasserfest und haben ein dickes Fell. Wir haben einiges mitgemacht und dabei viel Tolles erlebt, manchmal auch negative Dinge, vor allem zu Beginn unserer Karriere. Heute geht es nur noch darum, glücklich zu sein mit der Musik, die wir machen. Die letzten 15 Jahre geben uns dabei ein Gefühl der Gelassenheit.

Männersache: Beim Schreiben und Komponieren für die 2020er Version des Songs: Welche Grundüberlegung gab es?

Bill Kaulitz: Wir hatten sicher Momente zwischendurch, wo wir daran zweifelten, ob das eine so gute Idee sei, einen Song nochmal anzufassen, den so viele Leute geliebt haben. Unsere Grundüberlegung war: Wenn uns jemand nur den Songtext gibt, welche Musik würden wir dann heute dazu machen. Als wir mit diesem Ansatz dann voller Vorfreude ins Studio gegangen sind, hatten wir nach 15 Minuten bereits das erste Demo – und dann ging alles ganz schnell.

Bill Kaulitz
Bill Kaulitz im Februar 2019 in München Foto: GettyImages/ Hannes Magerstaedt

Männersache: Was hat Euch zur Neuauflage von "Durch den Monsun" inspiriert? Gab es reale Ereignisse oder habt ihr euch einfach von eurer Kreativität leiten lassen?

Bill Kaulitz: Inspiriert hat uns Musik, die wir hören und Künstler, die wir geil finden. Dabei haben wir uns komplett freigemacht von dem Original und haben uns auf eine musikalische Reise gemacht. Es sollte ein richtiger Trip werden unter Berücksichtigung der schwierigen Verhältnisse im Jahr 2020. Weil wir aktuell alle im gleichen Boot sitzen, passt der Song richtig gut – und spendet Hoffnung, dass alles gut wird.

Video Platzhalter

Breitling & Malediven

Männersache: Wenn das Debüt gleich ein Mega-Hit wird: Was habt ihr euch anno 2005 vom ersten "großen Scheck" geleistet?

Tom Kaulitz: Der erste große Scheck kam jedenfalls nicht mit “Durch den Monsun”, denn wir steckten damals noch in einem ziemlich harten Newcomer-Vertrag.  Wir mussten also immer anders an Geld kommen. Ich glaube, ich habe mir dann als Erstes eine Breitling und einen Urlaub auf den Malediven gegönnt.

Männersache: Welche Jobs hättet ihr heute, wenn “Durch den Monsun” damals kein Hit geworden wäre?

Georg Listing: Auch ohne "Durch den Monsun“ hätten wir weiter versucht, mit unserer Musik erfolgreich zu werden. Wenn alles nicht funktioniert hätte, wäre Tom ein super Anwalt, Bill ein erfolgreicher Modedesigner, Gustav Bauunternehmer und ich Investmentbanker.

Männersache: Skurrilste Schlagzeile die ihr über euch gelesen habt?

Tom Kaulitz: Wow, ganz schwer zu sagen. Wir bekommen ja das Meiste gar nicht mit. Kann mir vorstellen, dass unglaublich viel Müll in den Klatschspalten steht jeden Tag. Den Leuten muss bewusst sein, dass diese Zeitungen sich Geschichten komplett ausdenken. Es gibt also ein Foto und die Journalisten werden zu Autoren und erfinden irgendeine Geschichte, die ihnen zu dem Bild einfällt.

Männersache: Worüber können “Tokio Hotel”-Bandmitglieder untereinander leidenschaftlich diskutieren?

Georg Listing: Bei Tom, Gustav und mir ist das ganz klar Fußball. Tom und Gustav sind Hardcore-Bayern-München-Fans. Wir diskutieren eigentlich jedes Spiel und die allgemeine Frage, wie man überhaupt FC Bayern-Fan sein kann ...

Georg Listing
Georg Listing im Oktober 2017 in Köln Foto: imago images / Future Image

Männersache: Wie definiert Tokio Hotel den Begriff “Männlichkeit”?

Tom Kaulitz: Männlichkeit steht für mich stellvertretend für Selbstbewusstsein und Mut. Nur mit genug Selbstbewusstsein kannst Du sein, wer Du wirklich bist und nichts ist männlicher als Authentizität. Und dazu gehört auch genügend Mut, mit dem Du dann auch alles andere bewältigen kannst.

Männersache: Mit wem würdet ihr gerne mal Musik machen?

Tom Kaulitz: In meinem Fall wäre das Moby.

Männersache: Was hat Magdeburg, was Los Angeles nicht hat?

Georg Listing: Magdeburg hat die Bühne, auf der wir unser erstes Konzert als Band gespielt haben. Beim Rest hat Los Angeles wahrscheinlich knapp die Nase vorn!

Die Sache mit dem Pornodreh im Nachtclub

Männersache: Welches war die verrückteste Begegnung eurer Bandgeschichte?

Tom Kaulitz: Wir haben mal die Pornodarstellerinnen Vivian Schmitt und Susi Zaubermaus beim geheimen Pornodreh in einem Nachtclub in Hamburg getroffen. Das war schon ziemlich lustig.

Männersache: Wie hat sich eure Freundschaft in den letzten 15 Jahren verändert?

Georg Listing: In den letzten 15 Jahren sind wir von Freunden zu Brüdern geworden. Wir kennen uns alle länger als unser halbes Leben und haben alle Höhen und Tiefen gemeinsam erlebt. Wir kennen alle Geheimnisse voneinander und vertrauen uns blind. Ich glaube, wir sind für den Rest unseres Lebens miteinander verbunden.

Tom Kaulitz
Tom Kaulitz im März 2018 in Los Anegeles Foto: GettyImages/ Matt Winkelmeyer

Männersache: Lustigste Frage ever von einem Fan?

Georg Listing: Bei einem Konzert in Italien haben wir von einem Fan Cockringe mit unterschiedlichen Durchmessern bekommen. Die Frage dazu war, ob wir bitte die Größen entsprechend der individuellen Bestückung zeigen könnten und auch direkt eine kurze Anprobe machen würden.

Männersache: 15 Jahre älter: Was würdet ihr euch selbst raten, könntet ihr in die Zeit unmittelbar vor "Durch den Monsun" reisen?

Tom Kaulitz: Die Zeit zu genießen und öfter mal durchzuatmen. Wir waren immer selbst unsere größten Kritiker, haben ein Ziel nach dem nächsten gejagt. Ab und an wäre es schön gewesen, einfach mal anzuhalten und den Ausblick zu genießen.

Männersache: Wir bedanken uns für das Gespräch.

Anlässlich des 15-jährigen Jubiläums haben Tokio Hotel ihren Hit "Durch den Monsun" brandaktuell neu eingespielt, wie ihr im Video unten sehen könnt.

Übrigens: Unsere Kolleginnen von Cosmopolitan.de haben den Jungs von Tokio Hotel ebenfalls mit spannenden Fragen auf den Zahn gefühlt - das Ganze könnt ihr hier nachlesen!