Tor zur Hölle

Teotihuacán: Mexikos Eingang zur Unterwelt

Kaiser, Pharaonen, Priester - seit Menschengedenken widmen sich Kulturen auf der ganzen Welt der Suche nach einer Pforte zum sagenhaften Reich der Toten, ob tief unter Wasser oder in unterirdischen Tunneln. Ganze Religionen gründen sich auf diese Idee. Erst jetzt kommen Archäologen ihren Geheimnissen auf die Spur.

Pyramide der Sonne. Teotihuacan, Mexiko
Pyramide der Sonne. Teotihuacan, Mexiko Foto: iStock / f9photos
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Teotihuacán: Mexikos Eingang zur Unterwelt

Sergio Gómez hält den Atem an: Endlich ist er seinem Ziel nah. Sechs Jahre lang hat der Archäologe den 138 Meter langen Tunnel unter dem Tempel der altmexikanischen Stadt Teotihuacán ausgegraben. Knapp 1.000 Tonnen Steine und andere Hindernisse hat sein Team aus dem Weg geräumt und unzählige Schätze zutage gefördert. Nun ist das Ende des Durchgangs erreicht - und Gómez traut seinen Augen kaum. Vor ihm liegen drei verschlossene Kammern. Handelt es sich um die Gräber der legendären Könige von Teotihuacán?

Mit einer Fläche von 36 Quadratkilometern und 200.000 Einwohnern war die Tempelstadt zu ihrer Zeit eine der größten Metropolen der Welt. Ihre Erbauer erschienen um 100 vor Christus wie aus dem Nichts und errichteten ein komplexes Machtgefüge, lange bevor Maya und Azteken den amerikanischen Kontinent beherrschten. 650 Jahre später verschwanden sie wieder - und ließen viele Rätsel zurück: Das größte ist der Tunnel unter dem Tempel der gefiederten Schlange.

Hier fand man rund 50.000 Opfergaben, darunter Edelsteine, Statuen, Waffen, Menschenknochen und Hautreste. Gómez' Theorie: Die Machthaber holten sich durch rituelle Opferungen den Segen der Götter für ihre Herrschaft im Diesseits.

Inzwischen gelang dem Archäologen der nächste Coup: In einer der Kammern stieß er auf große Mengen flüssiges Quecksilber - ein weiterer Hinweis auf ein mögliches Königsgrab, da das Metall eine Art Fluss in die Unterwelt symbolisieren sollte. Falls Gómez bis zum Ende der Grabungen im Oktober tatsächlich ein Grab entdeckt, könnte eine DNA-Analyse der Knochen endlich klären, ob die geheimnisvollen Erbauer von einem oder von mehreren Herrschern regiert wurden.

Für die Menschen von Teotihuacan symbolisierte der Tunnel den Eingang zur Unterwelt.

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