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Taufe, Hochzeit, Kirchensteuer: Was passiert nach dem Kirchenaustritt?

Um sich die Kirchensteuer zu sparen oder um die Institution nicht länger zu unterstützen – immer mehr Menschen treten aus der Kirche aus. Welche Folgen das für Taufen, Hochzeiten und auch den Job hat, erfahrt ihr hier.

Symboldbild Kirchenaustritt
Was passiert, wenn man aus der Kirche austritt? (Symbolbild) Foto: IMAGO / Bihlmayerfotografie
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Seit Jahre steigt sowohl in der evangelischen als auch in der katholischen Kirche die Zahl der Kirchenaustritte kontinuierlich an. 2022 wurden laut Zahlen von Statista erneut Höchstwerte registriert: rund 523.000 Austritte in der katholischen und 380.000 in der evangelischen Kirche.

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Laut einer großen Umfrage von kirchenaustritt.de traten 28,7 % aus, um sich die Kirchensteuer zu sparen. 55,5 % seien unzufrieden mit der Institution Kirche gewesen und 11,8 % glaubten nicht (mehr) an Gott. Doch was ist, wenn man irgendwann trotzdem kirchlich heiraten, sein Kind taufen lassen oder einen Job bei einer kirchlichen Einrichtung haben möchte?

Wie tritt man aus der Kirche aus?

Je nach Bundesland unterscheidet sich die Herangehensweise an den Austritt aus der Kirche. In Nordrhein-Westfahlen, Brandenburg und Berlin ist das Amtsgericht dafür zuständig. In Bremen kann dies direkt in Kirchenbüros geschehen und in allen anderen Bundesländern muss ein Termin beim Standesamt gemacht werden.

Die anfallenden Gebühren unterscheiden sich je nach Bundesland und Kommune. Zum Termin mitgebracht werden muss nur der Personalausweis oder der Reisepass mit Meldebescheinigung. Wollen Eltern den Kirchenaustritt für ihre Kinder bewirken, muss auch die Geburtsurkunde vorgezeigt werden. Ab dem 15. Lebensjahr schon können Kinder eigenständig austreten.

Kann man nach dem Kirchenaustritt trotzdem kirchlich heiraten?

Das eine kirchliche Hochzeit nach dem Austritt nicht mehr möglich ist, stimmt nur bedingt. In der evangelischen Kirche ist eine solche möglich, solange mindestens einer der beiden noch Mitglied ist.

Auch in der katholischen Kirche gilt diese Voraussetzung. Darüber hinaus muss hier eine Erlaubnis zur Eheschließungsassistenz vom Ortsordinarius erteilt werden. Diese setze ein Versprechen über die Bewahrung des Glaubens sowie die katholische Kindererziehung voraus, wie Matthias Koop, Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz bei upday.de bekundet.

Wie steht es um die Taufe der Kinder nach dem Kirchenaustritt?

Wollen Eltern, die bereits aus der Kirche ausgetreten sind, ihre Kinder taufen lassen, gelten ähnliche Regeln wie bei der Trauung. Soll das Kind evangelisch getauft werden, gilt ebenfalls die Voraussetzung, dass ein Elternteil noch Mitglied der Kirche ist. Sind beide Eltern ausgetreten, obliegt die Entscheidung bei dem/der jeweiligen Pfarrer:in.

Die katholische Kirche wiederum entscheidet je nach Einzelfall. Es müsse vorab der Frage, warum die Eltern selbst aus der Kirche ausgeschieden sind und ihr Kind dennoch taufen lassen wollen, auf den Grund gegangen werden.

Kann man Trauergottesdienste nach dem Kirchenaustritt besuchen?

Geht es um Trauergottesdienste und die Bestattung, so liegt es bei beiden Kirchen an den Geistlichen und den Pfarrgemeinden, ob nach dem Austritt aus der Kirche zu Lebzeiten eine Beisetzung auf dem zugehörigen Friedhof gestattet wird oder nicht.

Kann man nach dem Kirchenaustritt sein Ehrenamt fortführen?

Selbst wer nicht mehr zu Gottesdiensten geht, engagiert sich vielleicht bei kirchlichen Hilfsorganisationen oder in der Gemeinde. Und keine Sorge: selbst nach dem Austritt aus der Kirche ist dies noch gerne gesehen, sowohl in der evangelischen als auch in der katholischen Kirche.

Eine Pressesprecherin der evangelischen Kirche in Deutschland sagte gegenüber upday.de: "Die Kirche lebt vom Engagement ihrer Mitglieder und aller Menschen, die in ihrer Kirche eine erfüllende Aufgabe finden - egal ob Mitglied oder Gast." Matthias Koop von der Katholischen Kirche sieht das ähnlich: "Vielleicht findet so auch wieder eine erste Annäherung an die Kirche statt. Denn natürlich besteht die Möglichkeit der Rückkehr und Wiederaufnahme in die Kirche."

Beeinflusst der Kirchenaustritt der Wahl der Schule für die Kinder?

Egal ob katholische oder evangelische Bildungseinrichtungen: Deren Türen stehen für alle Interessierten offen, unabhängig von der Konfession der Eltern.

Was ändert sich nach dem Kirchenaustritt bei der Berufswahl?

Es ist nicht immer gleich ersichtlich, doch hinter vielen Einrichtungen wie Kitas oder Krankenhäusern kann die Kirche stehen. Welche Konsequenzen ein Kirchenaustritt auf die Bewerbung bei einem solchen Arbeitgeber hat, unterscheidet sich in diesem Fall stark zwischen der katholischen und der evangelischen Kirche.

Personen, die kein Mitglied der Kirche mehr sind, können sich nicht ohne weiteres bei einer Institution der katholischen Kirche bewerben. Denn ein Austritt werde dort als Distanzierung von der Kirche verstanden, wie Koop erklärt. Nicht nur bei Neueinstellungs-, sondern auch bei Weiterbeschäftigungsverfahren müssten die Gründe für den Austritt sowie die "erforderliche Identifikation mit den Zielen und Werten der Einrichtung" sichergestellt werden.

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Bei der Evangelischen Kirche hingegen stellt ein Kirchenaustritt kein Problem dar. Die religiösen Grundsätze müssten lediglich unterstützt werden.

Kann der Kirch nach einem Austritt auch wieder beigetreten werden?

Egal ob nach zwei Wochen, zwei Jahren oder 20 Jahren: Wer nach dem Austritt aus welchem Grund auch immer der Kirche wieder beitreten möchte, kann dies grundsätzlich in beiden Kirchen tun.

Die evangelische Kirche Deutschlands rät, dafür einfach eine:n Pfarrer:in vor Ort anzusprechen. Weitere Informationen finden sich hier.

Für einen Wiedereintritt in die katholische Kirche müssen zunächst Gespräche mit einer:m Seelsorger:in stattfinden. Anlaufstellen in deiner Nähe findest du hier.