Musik-Update

"Sex ist was Wundervolles": Interview mit The BossHoss

Die Country-Rocker The BossHoss – Alec Völkel und Sascha Vollmer – kommen nach dreijährigen Schaffenspause mit einem neuen Studioalbum um die Ecke. Wir haben mit den Berlinern über Männlichkeit, Cowboys und natürlich ihre neue Platte "Black Is Beautiful", die am 26. Oktober 2018 erscheint, gesprochen.

The BossHoss (Alec Völkel und Sascha Vollmer)
Am 26. Oktober kommt das neue Album von The BossHoss Foto: Getty Images / Clemens Bilan
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Wie schafft ihr den Spagat zwischen Kommerz und Kunst?

Sascha: In erster Linie sehen wir uns schon als Künstler und Musiker. Der Spagat ist in der Tat manchmal schwer zu handeln. Gelingt uns aber ganz gut. Underdog-mäßig ein Genre in den Mainstream zu bringen - was sonst keiner tut - und trotzdem im Leftfield stabil zu bleiben.

Wir spielen auf Wacken, bei Rock am Ring und sind mit Motörhead auf Tour, auf der anderen Seite sitzen wir auch im "The Voice"-Stuhl.

Das gelingt uns sehr, sehr gut und das wissen wir sehr zu schätzen. Ich glaube, wir strahlen genug Authentizität aus, dass man uns sowohl das eine als auch das andere zu 100 Prozent abnimmt, weil wir’s auch genau so meinen.

Wie definiert The BossHoss "Männlichkeit"?

Alec: Schwierige Frage. In erster Linie finde ich, dass eine gewisse Form des klassischen Rollenbildes schon okay ist, ohne dass das jetzt heißt, dass Emanzipation und Gleichberechtigung nicht eine Selbstverständlichkeit sind - das ist es natürlich für uns! Eine starke Frau braucht einen starken Mann und umgekehrt.

Eine eigene Meinung haben, finde ich männlich. Ich finde es aber auch männlich, ein Gentleman zu sein. Und das Herz am rechten Fleck zu tragen.

Sascha: Genau, Persönlichkeit!

Was findet ihr so richtig unmännlich (an euch selbst)?

Alec: Da fällt mir gar nichts ein.

Sascha: Wir sind durch und durch Mann. Wir mögen auch ein paar Klischees, ganz klar. Motorräder, dicke Autos, Gitarren, alles, was mit Technik zu tun hat. Ich glaube, wir sind schon relativ männlich. Mir fällt jetzt bei dir, Alec, nichts ein.

Alec: Mir auch nicht!

Welche Eigenschaft bringt euch beim jeweils anderen auf die Palme?

Alec: Ach, wir sind so lange schon zusammen unterwegs. Seit 18 Jahren sind wir dicke Freunde, seit 15 machen wir BossHoss zusammen. Wenn es etwas gäbe, was uns gegenseitig fertig machen würde, dann würden wir das, was wir hier auf den Weg gebracht haben, nicht fortsetzen. Von daher: Nichts, was wirklich relevant wäre!

Sex, Drugs & Rock’n’Roll, inwiefern ...

Sascha: Sex, Trucks & Rock’n’Roll, liebe Freunde! Wir sind ja auf Trucktour gerade! Wir haben unseren Truck unterm Arsch, fahren durch die Lande und stellen die Songs von unserem neuen Album vor.

Wir haben schon recht viel gefeiert in den letzten 15 Jahren. Wir haben wenig ausgelassen und sind jetzt ein bisschen zur Ruhe gekommen. Obwohl wir das schon noch immer geil finden, auf Tour zu fahren, mit den Jungs im Nightliner zu sitzen, nach der Show noch einen zu trinken und gesellig den Abend ausklingen zu lassen.

Da lassen wir uns nach wie vor nicht lumpen. Den Rock’n’Roll zelebrieren wir seit 15 Jahren auf der Bühne, auch davor schon. Also wir sind durch und durch Rock’n’Roller, haben das im Blut und lieben, was wir tun.

Drugs kommen nicht infrage, deswegen haben wir ja die Trucks! Und Sex ist was Wundervolles!  

Wer ist euer absoluter Lieblingscowboy und warum?

Alec: Musikalisch ist das Johnny Cash auf jeden Fall. Und warum? Als Musiker so eine lange Karriere hinzulegen und bis zum Ende in Hochform zu performen; musikalisch hat er meinen größten Respekt und ist ein gutes Vorbild für uns!

Sascha: Clint Eastwood ist auch geil! Weil er den klassischen Cowboy verkörpert, aber durchaus auch in anderen Rollen glänzt, die er spielt!

Was unterscheidet das neue Album vom vorherigen?

Alec: Es ist facettenreicher, es ist unser neuestes Werk. Dementsprechend sind wir natürlich der Meinung, dass wir da alles noch ein bisschen perfekter auf die Spitze bringen. 

Dass wir uns als Songwriter noch mal weiterentwickelt haben, dass wir unseren Horizont durch die Erfahrungen aus "Sing meinen Song" kreativ noch weiter geöffnet haben - und das hör man. Es ist facettenreicher, es rockt mehr! Es ist authentischer und persönlicher!

Sascha: "Dos Bros" war unser Jubiläumsalbum, da haben wir zwei Scheiben gemacht: zehn Songs Originale, zehn Songs Cover, so, wie wir angefangen haben am Anfang unserer Karriere.

Das Covern ist immer mehr in den Hintergrund gerückt über die Jahre, deswegen wollten wir zum Jubiläumsalbum dem noch einmal extrem frönen und der Anfangszeit von The BossHoss gedenken.

Das sollte sich aber nicht fortsetzen, deswegen ist "Black Is Beautiful" jetzt wieder …

Alec: Coverfrei!

Welche Drinks bestellt ihr an der Bar?

Sascha: Bier!
Alec: Bier! Gin Tonic!
Sascha: Einen guten Whiskey!
Alec: Einen guten Whiskey! Auch mal einen guten Rotwein! In der Reihenfolge!

Wenn das mit der Musik nicht geklappt hätte, was wäre aus euch geworden?

Alec: Schwer zu beantworten!

Sascha: Wir haben uns als Grafiker kennengelernt in einer Werbeagentur, weiß nicht, ob wir das noch machen würden. Aber am Anfang der BossHoss-Karriere hab‘ ich mit drei anderen Jungs ein Studio aufgebaut, in dem wir auch immer noch drin sitzen und nach wie vor seit 15 Jahren alles für BossHoss produzieren.

Ich glaube, das würde ich zumindest mehr machen, aber Musiker wären wir beide auf jeden Fall!

Alec: Klar!

Warum weiße Feinripp-Unterhemden?

Alec: Das war ganz am Anfang, als wir BossHoss ersonnen hatten. Da haben wir natürlich den Klischees gefrönt und hatten Bock, das, was wir da musikalisch auf die Beine gebracht haben, auch optisch vollends umzusetzen. Wir haben uns überlegt: Wie können wir das Cowboy-Ding auf die Bühne bringen?!

Und wir sind ja eigentlich nicht so die Stalljungs oder Kuhhirten, deswegen dachten wir, wir packen da eine dicke Portion Großstadt-Cowboy rein.

Und wir fanden die Wife-Beater, die Feinrippunterhemden passender für uns. Sieht auch ein bisschen geiler aus als so eine Fransenjacke!

Sascha: Mittlerweile haben wir keine weißen Wife-Beater mehr, wir sind jetzt unter dem Motto "Black Is Beautiful" unterwegs!

Alec: Korrekt, also schwarze Feinrippunterhemden!  

Was sind eure Lieblingssongs?

Alec: Musikalisch von ganz früher: Metallica, "Master of Puppets". Das hat mich geprägt, ich bin mit Metal groß geworden, das muss in die Liste!

Sascha: In einer Johnny-Cash-Show ist mein Hero Jonny Tru White zu Gast und die beiden singen "Polk Salad Annie". Müsst ihr selber schauen nach dem Link, später hat ihn auch Elvis Presley interpretiert – und natürlich The BossHoss!

Alec: Wir haben das vorher gehört, deshalb nehm' ich den rein: "Black Betty" ist ein alter Kracher aus den 70ern … von Spiderbait! Die haben den gecovert, im Original ist der von einer anderen Combo, aber: Spiderbait mit "Black Betty"!

Sascha: Ich nehme natürlich "Ayo", unser aktuelles Video. Die BossHoss-Fight-Club-Szene, in der wir uns mal auf die Fresse hauen im Film. Gut gelungen und aktuell!

Alec: Dann nehmen wir einen richtig schönen Klassiker: "Jolene". Haben wir ja selbst gecovert, lief lange im Radio rauf und runter. Ist aber nach wie vor einer der geilsten Country-Songs überhaupt und von der Lady Dolly Parton. Ist ein Klassiker, muss rein!

Sascha: Machen wir was Rockiges. "Go with the Flow" von Queens of the Stoneage. Den Song haben wir auch gecovert, während unserer "Low Voltage"-Phase. Das heißt, wir haben das musikalisch mit Streichern und Bläsern, unplugged sozusagen, umgesetzt!

Vielleicht findet ihr das sogar auf YouTube von BossHoss – "Go with the Flow". Wenn nicht, nehmen wir das von Queens of the Stoneage!

Alec: Und zum Abschluss, da die Fragen des Interviews auch die Themen Männlichkeit und männliche Klischees angesprochen haben: "Dos Bros"!

Ein sehr gelungenes Video, in das wir durchaus ein paar Männerträume haben einfließen lassen!