Milchmädchenrechnung: Woher kommt der Begriff und was bedeutet er
"Das ist doch eine echte Milchmädchenrechnung!" Wer so redet, ist mit den Rechenkünsten seines Gegenübers nicht einverstanden. Woher kommt dieser Begriff eigentlich?
Die Milchmädchen sind schuld
Was haben die armen Milchmädchen nur getan, um so in Verruf zu kommen? Machen wir uns nichts vor, von einer Milchmädchenrechnung wird nicht gesprochen, wenn bewundernswerte Argumentationskünste zur Anwendung gelangten.
Woher aber kommt der Begriff, was bedeutet er genau und ist er einzig und allein aufs Rechnen beschränkt? Hier kommen die Antworten.
Erste Spuren im 17. Jahrhundert
Der Ursprung des Begriffs lässt sich sehr genau benennen. Er findet sich in Jean de la Fontaines Fabel "La Laitière et le Pot au Lait", zu Deutsch "Die Milchfrau und die Milchkanne" aus dem 17. Jahrhundert.
In ihr träumt ein Milchmädchen auf dem Weg zum Markt, was es sich von dem Gewinn der dort verkauften Milch wird alles leisten können, aber, natürlich, kommt es ganz anders. Das Mädchen verschüttet die Milch, noch bevor es zum Markt gelangt und hin sind alle Powershopping-Träume. Die Arme hat also eine Milchmädchenrechnung aufgemacht.
Eine alternative Erklärung verweist auf Berliner Milchmädchen der Meierei Bolle in Berlin. Diese sollen den Preis für Ihr Produkt unter Zuhilfenahme der Finger ihrer Hände berechnet haben, worunter hier und da die Genauigkeit und Nachvollziehbarkeit der Rechenoperationen gelitten haben soll.
Wie auch immer, die Milchmädchen haben es in den Sand gesetzt.
Vorschnell, ungenau, falsch
Denn die Antwort auf die zweite Frage lautet schlichtweg: Die Berechnungen der Milchmädchen sind nicht korrekt. Entweder sind sie vorschnell (Fabel), oder ungenau (Fingerrechnung).
Der Begriff hat sich durch die Jahrhunderte gerettet und kommt heutzutage hauptsächlich dann zum Einsatz, wenn jemand seinem Gegenüber nachweisen will, dass das von jenem berechnete Modell keinerlei Nutzen hat, möglicherweise gar ein Nullsummenspiel ist.
Er wird darüber hinaus auch angewandt, wenn jemand bei seiner Begründung wichtige Parameter nicht mit einbezieht und dadurch zwar zu einem plausibel klingenden, aber dennoch falschen Ergebnis kommt. Der Begriff ist also, um die letzte Frage zu beantworten, keineswegs nur auf die Mathematik beschränkt.