Kampfsportlegende Ralf Stege: Zwischen Kiez und Koh Samui
Mit Legenden ist es so eine Sache: Entweder sind sie schon tot oder vollkommen unnahbar. Auf Ralf Stege trifft das nicht zu. Der 48-Jährige Hamburger ist mehrfacher Thaibox-Weltmeister, Kampfsportpromoter und gilt als Botschafter in Sachen Muay-Thai.
Angefangen hat Stege als aktiver Fighter - der "Krieger mit dem Narbengesicht" bestritt bis 2002 professionelle Kämpfe als Thai-Boxer. Nach vier Jahren Pause zog es ihn 2006 ein letztes Mal in den Ring. Sein Gegner hatte keine Chance: TKO in Runde 2. Ein fader Beigeschmack blieb trotz des vorzeitigen Sieges. Stege verletzte sich in diesem Fight so schwer am Knie, dass er seine aktive Karriere beenden musste.
Während seiner aktiven Zeit, schlug er ganjze acht Monate seine Zelte im Mutterland des Sports – Thailand – auf, um seinem Können den letzten Schliff zu verleihen. Damals war er einer von wenigen Deutschen. Heutzutage sieht das anders aus: Ambitionierte Kampfsportler aus ganz Europa versammeln sich in den Wintermonaten in thailändischen Trainingscamps. Darunter sowohl Spitzensportler aus dem klassischen Kickboxen als auch aus dem boomenden MMA-Sport. Nicht selten trifft man in angesehenen Schulen auf bekannte UFC-Fighter.
Ralf Stege hat sie alle gesehen. Durch seine Trainingsreisen will er nun die neuen Aushängeschilder im deutschen Kampfsport formen. Doch welche Vorteile bieten die internationalen Camps?
Eine Abenteuer-Reise für jeden Kampfsportler
Solche Reisen ergeben für aufstrebende Kampfkünstler gleich doppelt Sinn: Von den kalten Wintern in Deutschland ist auf thailändischen Inseln wie Koh Samui keine Spur. Stattdessen finden Sportler in diesem Zeitraum optimale Trainingsumstände bei monsunfreien, trockenen 30 Grad im Schatten vor. Der wohl wichtigere Grund ist jedoch ein anderer: Muay Thai ist Nationalsport in Thailand. Nirgendwo sonst werden brachiale Kicks und fliegende Knie mehr zelebriert.
Neben der physischen Komponente, in Form von mehreren schweißtreibenden Trainingseinheiten am Tag, lernen Teilnehmer in den Camps zudem den traditionellen Aspekt kennen. Denn: Muay Thay ist mehr als nur ein Kampfsport - es ist eine eigene Kultur.
Rituelle und spirituelle Zeremonien gehören genauso zur Ausbildung wie ein pfeilschneller Ellenbogen: "Jeder ambitionierte Thai- oder Kickboxer sollte, im Rahmen seiner kämpferischen Ausbildung, einmal an einem Trainingscamp im Mutterland des Thaiboxens teilgenommen haben", bestätigt Stege.
Und er weiß, wovon er spricht. Der Mann, der sich in seinen unzähligen Schlachten mehr als 20 Mal den Nasenknorpel brach, hat sein Leben dem Kampfsport gewidmet. Auch seit dem Ende seiner aktiven Karriere gehört der 49-Jährige weiterhin zu den wichtigsten Figuren seiner Sportart:
Stege gründete im Jahr 2000 seine eigene Kampfsportschule "SIAMSTORE" in Hamburg, 2005 stieg er ins Promotergeschäft ein. 2013 gelang ihm der Aufstieg zum Manager. Seitdem organisiert er auch regelmäßig die gefragten Trainingsreisen nach Thailand, China oder Suriname. Wie so ein Training aussieht, erfahrt ihr in folgendem Video:
Ralf Stege will Talente fördern und vernetzen
Neben der Verbesserung der eigenen Schlag- sowie Trittkraft, dienen solche Reisen auch dem Thema Vernetzung. Der ehemalige Europameister im Muay Thai und Thaiboxen agiert daher nicht nur als Trainer, sondern auch als Kontaktperson.
Interessierten und ambitionierten Sportlern gibt er Tipps zur individuellen Reiseplanung oder bietet ihnen die Möglichkeit, mit seiner eigenen, berühmt-berüchtigten Kampfsport-Truppe mitzureisen – dem Team Day of Destruction.
Dabei handelt es sich um ein professionelles Kämpfer-Team von Kickboxern aus verschiedenen Städten und Kampfsportschulen. Dieser überregionale Ansatz von Stege ist durch die Trainingscamps in Thailand, Suriname & Co. jedoch längst zu einem globalen geworden.
Im Dezember 2018 steht vermutlich eine weitere Reise ins Trainingslager nach Thailand an. Und Ralf Stege wird wieder mittendrin sein.